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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Novemberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Verein für deutsches Kunstgewerbe / Hans Thoma † / Die Kunst im Theaterbau / Bilderstiftung für die englischen Museen / Ein falscher Ingres in Amerika / Neue Kunstbücher / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0100

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Kunßaukttoneru
BeUiru
In Rudolph L e p k e ’ s Kunst-Auktions-Haus, Berlin W 35,
kommen am 25. und 26. November ds. Js. Gemälde alter Meister
und Antiquitäten zur Versteigerung. Der größte Teil der Gemälde
stammt aus dem Besitz eines norddeutschen Museums.
Unter den alten Meistern befinden sich vorwiegend Holländer des
17. und einige Norddeutsche aus dem 18. Jahrhundert. Bedeu-
tende Stücke sind ein Bild von Eglon van der Neer ,,Lot und seine
Tochter“, eine Bauernkirmes von Jan Miense Molenaer und eine
große bildliche Szene von Bramer. An Landschaften sind Bilder
von Jan Asselyn und Jan van Kessel vertreten, ferner ein großes
Tierstück von Franz Snyders, außerdem Stilleben von Vonck,
Stuven, J. H. Wilh. Tischbein u. a. Unter den modernen Meistern
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts sind Riedel mit einem schö-
nen Bild „Frauen aus Albano“ und ein „Brennendes Kloster“ von
K. F. Lessing, ferner zwei schöne Bilder von Morgenstern zu
erwähnen, von den neueren Wilhelm Maris mit einem großen
Entenbild, P. Meyerheim, Briitt, Leistikow, Hoguet Herkomer u. a.
Der kunstgewerbliche Teil der Versteigerung bringt nament-
lich Porzellan nud Gläser. Mit wenigen, aber z. T. ganz
hervorragenden plastischen Arbeiten vertreten sind die Manufak-
turen von Meißen (Modelle von Kändler und Reinicke) Wien,
Höchst, Ludwigsburg, Frankenthal, Fürstenberg, Kloster Veilsdorf
und Niederweiler. Schönes Geschirr, besonders Tassen, reihen
sich an. Eine größere Anzahl hübscher China-Porzellane des
18. Jahrhunderts geben auch dem Liebhaber ostasiatischer Kunst
Gelegenheit zu Erwerbungen. Von China und Japan kommen
außerdem einige reizende Bronzen, sowie Jade- und Cloisonne-
Arbeiten zum Ausgebot. An Gläsern enthält die Versteigerung
etwa 80 Pokale, Humpen p. a., hauptsächlich Arbeiten aus den
deutschen Zentren der Glasmacher- und Glasschneidekunst des
18. Jahrhunderts, dabei einige Schmelzgläser, sowie außerdeutsche
Arbeiten.
Am 10. und 11. Dezember versteigert Rudolph Lepkes
Kunstauktionshaus die Sammlung Jean W u r z - Mannheim, die
als F r a n k e n t h a 1 - P o r z e 11 a n - Sammlung allen Kunst-
freunden bekannt ist. In der Kollektion sind alle großen Model-
leure der Manufaktur mit ihren besten Arbeiten vertreten, von
Johann Wilhelm Lanz, dem ersten Plastiker von Frankenthal
an bis zu Joh. Friedr. Lück und Carl Gottlieb Liick, von
Conrad Link, der in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts
in Frankenthal war bis zu Johann Peter M e 1 c h i o r , dem inter-
national anerkannten großen Plastiker, der von Höchst nach
Frankenthal kam und dort bis 1793 wirkte. Doch den interessan-
testen Teil der Wurz-Sammlung, deren Auktion bei Lepke eine Art
Vorspiel zu der großen Auktion der Porzellansammlung Prof. Dr.
Ludwig D a r m s t a e d t e r , die, wie wir meldeten, im April bei
Lepke ausgeboten wird, bildet, kann man wohl in den frühen
Plastiken von Lanz sehen, in den drei großen Figuren der Weltteile
und in den Tierfiguren- und Gruppen. Neben J. F. Lücks Zwei-Fi-
guren-Gruppen locken uns dann C. G. Liicks große Familiengrup-
pen und die Jahreszeiten-Folgen des Conrad Link, neben Melchiors
kleinen Knaben- und Mädchenfiguren und der großen weißen
Gruppe „Die Schäferin im Turm“ schließlich auch die Arbeiten
Adam Bauers. Neben den 300 Frankentbal-Porzellanen stehen
auch ausgezeichnete Proben der Porzellankunst von L u d w i g s -
b u r g und N y m p h e n b u r g. Viele von den Hauptstücken
der Sammlung Wurz sind aus den Publikationen von Hofmann und
Heuser seit langem bekannt. Der Katalog der Sammlung Wurz,
der in diesen Tagen bei Lepke, Berlin, erscheint, ist von dem
Kunsthistoriker Dr. C z e r m e 1 y bearbeitet.
*
Karl Ernst Henrici versteigert am 17. und 18. November
und nach Unterbrechung durch den darauffolgenden Bußtag am
20. November die bedeutende Autographen - Sammlung des
verstorbenen Literatur-Historikers der Leipziger Universtät, Ge-
heimrat Albert Köster, sowie eine ungewöbnlich wertvolle

Sammlung aus Altsächsischem Familien-Besitz. Der Hauptwert
der Sammlung Köster liegt in dem Material aus dem G o e t h e -
Kreise und zur Theater-Geschichte. Die Altsächsische Sammlung
enthält das Kostbarste auf dem Gebiete des Goethe-Kreises, da-
runter die erste Fassung des Goethe-Gedichtes: „Edel sei der
eMnsch, hilfreich und gut“, sowie außerordentlich wertvolle
M u s i k e r - Autographen.
*
Max P e r 1 versteigert, wie schon angekündigt, am 27. und
28. November den letzten Teil der berühmten Berliner Sammlung
Paul Davidsohn. Nun liegt bereits der Katalog vor. Er ist
sorgfältig bearbeitet und enthält neben zahlreichen schwarzen
Tafeln, die uns die Davidsohnschen Bildnisminiaturen,
seinen C r a n a c h von 1543 und die Wiener Porzellangruppe
„Sagesse et vertus“ nach Grassi zeigen, zwei wirksame Farben-
tafeln, die das prachtvolle Porträt F ü g e r s „Maria Louise, In-
santin von Spanien“ und die Hauptstiicke unter den Miniaturen,
Werke von Daffinger, Isabey und anderen führenden
Meistern der Miniaturmalerei vorführen. An Miniaturen — Max
von B o e h n schrieb über ihren Kunstwert im Vorwort des Ka-
talogs — bringt die Sammlung an 140 Nummern. Hervorragend
sind dann auch die Reihe der alten M a n u s c r i p t e u n d B u c h -
m a le r e i e n (15. u. 16. Jahrh.) sowie die H a n d b i b 1 i o t h e k
Davidsohn, in deren Kollektion der Perlsche Katalog die selten ge-
wordenen Veröffentlichungen der Graphischen Gesellschaft (I bis
XXIV), die gesuchten Werke von Bartsch, Rovinski u. a. auf-
führt. Zahlreiche Bücher der Handbibliothek tragen auch schrift-
liche Eintragungen des berühmten Kupferstichsammlers.
*
Das neue Berliner Kunstauktionshaus Jac. H e c h t, dessen
erste zwei Auktionen sehr rege besucht waren, veranstaltet Anfang
Dezember wieder eine Versteigerung, in der alte und neue Ge-
mälde sowie Antiquitäten zum Verkauf kommen.
*
In der großcn Auktion moderner außerdeutscher
G r a p h i k bei Paul G r a u p e (6.—7. Oktober), von der wir
schon kurz gesprochen haben, brachten die Radierungen von Frank
Brangwyn je nach Qualität und Seltenheit 11 bis 210 Mark
(Old Hammersmith, II. Zustand 1908). Das Blatt „The Bridge
of Sighs“ von 1911 ging auf 180 Mark. Zeichnungen von Ce-
z a n n e ergaben 240 bis 450 Mark, die Radierungen von F o r a i n
11 bis 550 (Avant le repos ä Emaus I. Zust.) und 665 Mark (Le
Christ portant su croix, I. Zust.). Die gesuchteren Blätter von
Seymour H a d e n kosteten 50 Mark (Kidwelly Castle, I. Zust.)
bis 165 Mark (Twickenham church, Probedruck), die Lithographie
„Frühlingssehnsucht“ von Hodler brachte 170 Mark, Aquarelle
der Marie Laurencin kosteten 90 bis 200 Mark und eine
Zeichnung von Matisse 150 Mark. Von den Munchs ergab
aie aquarellierte „Madonna“ (1895) 500, die Radierung „Das Mäd-
chen und der Tod“ (1894, II. Zust.) 280, das Selbstporträt (Lith.
1895) 310, Der Kuß (Rad. 1895) 365 Mark. Fiir die von Meyer-
Gräfe herausgegebenen „Acht Radierungen“ (Morgenstimmung
u.sw.) wurden 900 Mark bezahlt. Toulouse-Lautrec’s
„Le Cafe Concert“ (1893) kostete 200 Mark, die 14 Lithos zur
Yvette Gilbert-Mappe, die für 280 Mark wegging, 405 Mark, das
Lautrec’sche Werk „Elles“ (von 1896) 1150 Mark. Einzelne von
den Lithographien Lautrecs waren auch schon für 14 bis 50 Mark
zu haben, doch der Napoleon (farb. Or.-Lith. von 1895) erreichte
340 Mark. W h i s 11 e r s „Adam und Eva“ (II. Zust.) brachte
450, „The Seamshen“ 300 Mark. Aus der Anders Zorn-Serie
kamen: „Kusinerna“ (1883, Delteil 6 II) auf 800, „Omnibüs“ (III.
Zust.) auf 1300, „Ernst Renan“ (V. Zust.) auf 1080, „Olga Bratt“
(II. Zust.) auf 980, die „Maja von Heijne“ (I) auf 1620 Mark.
*
In der Auktion der Handzeichnungen bci A m s 1 e r
u n d R u t h a r d t (28. u. 29. Oktober), die außerordentlicn be-
sucht war und vorzügliche Ergebnisse hatte, erreichtc F e u e r -
b a c h s „Venus Anadyorne“, der Entwurf zu dem Wiener Decken-
bild, 6000 Mark, M e n z e I s „Brustbild eines älteren Herrn“
(von 1890) 5700 Mark, und eine Landschaftszeichnung “Gardone“

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