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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Februarheft
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Widmer, Johannes: Der Grundstein zu einer Geschichte der Malerei in der Schweiz
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Strauß, Konrad: Zur Renaissancekeramik in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0217

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selbst Hans Fries, so insbesondere Mrs. Graf. Freilich
erklärt sich das aus der Dürftigkeit seiner Malerei. Aber
was.für ein Zeichner war er! Wie rauscht das Leben
der Zeit aus den Biättern auf, die sein kühnes Signum
tragen! Wie reich ist sein Instrument, bald trillernd,
wenn er eine Schöne sieht, bald dröhnend, wenn er das
Getöse der Schlachten heraufbeschwört, in denen er
mitgekämpft. In seinem Fall wie in dem seitier Zeit-
genossen aus den schweizerischen Volksstaaten würde
wohl ein stärkeres Herausarbeiten dieser Doppelheit an-
gebracht gewesen sein. Hier liegt ja Vorzug und Not

des Schweizerktinstlers damals und in einem gewissen
Grad und Sinn heute noch.
So vorzüglich der Text, so glänzend und würdevoll
die Ausstattung. Der Kunst und den Kunstfreunden ist
ein neuer Schatz aufgetan. Höhepunkte: Witz, die drei
Kolbein, Leu der Jüngere, Fries, Manuael. VvTer schil-
dert jetzt das 16. Jahrhundert um Tobias Stirnmer, das
dunkle 17., das bescheiden und lieblich malende 18.?
Und wer verbindet sie mit der Architektur, mit der an-
gewandten Kunst?

Bur RenailTancckeramtk in Scbtcßcn
oon
Kont’ad StTauß

|h s ist das Verdienst des Herrn Prof. Masner-Bres-
lau aus der großen Gruppe der Renaissancekera-
miken einige, die bis dahin fast sämtlich für Nürnber-
ger oder Oberösterreichische A*rbeiten galten, auszu-
sondern und für diese kleine Gattung den Nachweis der
Schlesischen Provenienz zu liefern, — ein Unterfangen,
das in Anbetracht der bisher geringschätzigen Be-
wertung des Schlesischen Kunstgewerbes, eine Folge
mangelhafter Kenntnis der Kunstaltertümer Schlesiens
- nicht ohne Mühe und Mut gelten kann. Somit haben
wir eine festumrissene Gruppe von Tellern und Schüs-
seln aus der II. Hälfte des 16. Jahrhunderts gewonnen,
deren Herstellungsort aller Wahrscheinlichkeit nach
Breslau sein dürfte.x) Der bahnbrechenden und zu-
gleich grundlegenden Arbeit folgte eine Abhandlung von
W. Braun2) über 2 Krüge, deren Herstellungswerk-
statt sicherlich in Brieg anzunehmen ist. Der Abstand
der beiden gleichfalls in der II. Hälfte des 16. Jahr-
hunderts gefertigten Krüge 2) von der Gruppe der Bres-
lauer Schüsseln ist schon in Bezug auf Absicht des
dekorativen Ausdrucks so groß, daß wir unmöglich
eine gemeinsame Werkstätte dieser beiden Gattungen
annehmen können.
Im folgenden möchte ich nun eine 3. Werkstätte
(Tcpferzentrum) näher bekannt geben. Gelegentlich
meiner Tätigkeit im Niederschlesischen Museum zu
Liegnitz hat Verfasser in den verschiedenen Städten
Niederschlesiens das Material in den Lokalmuseen be-
arbeitet; hierbei stieß er auf einen Scherbenfund in
der Städt. Altertumssammlung in Glogau. Dieses an
Kachel- und Tornformen nebst glasierten Kacheln und
Gefäßscherben reichhaltige Material wurde bei den
Schleifungsarbeiten der Festung im Jahre 1904 an
3 Stellen in der verlängerten Wingenstraße gefunden

l) Vgl. Masner, Zur Schlesischen Keramik der Renaissance
sowie Schles. Vorzeit in B. u. Schr. N. F. I., S. 122, und III, S. 163.
-’) E. W. Braun, Eine Gruppe schlesischer Hafner-Keramik aus
der II. Hälfte des 16. lahr. Schles. Vorzeit in B. u. Schr. N. F. IV.
Bd. S. 122.

und darüber in den Jahrbiichern des Schlesischen Mu-
seums,3 4) berichtet. ,,Da in ziemlicher Nähe alle 3 Fund-
stellen zusammen lagen, so liegt die Vermutung nahe,
daß vor der Mitte des 17. Jahrhunderts dort das soge-
nannte Töpferviertel war.“
Wie eng in damaliger Zeit die Gefäßtöpferei mit
der Kachelbäckerei zusammenhing, zeigt aucli wieder
unser Glogauer Fund. Dies erklärt sich zunächst aus
rein technischen Gründen. Tonmasse, Glasuren und
gemeinsamer Brand waren dieselben, infolgedessen hat
man auch die gemeinsame Werktsatt und somit die im
Gefolge der Kacheltöpferei unentbehrlichen plastischen
Verzierungen, die auch auf die Gefäße übertragen wer-
den. Damals lieferten die Formensclmeider sowohl
für die Kachelblätter wie für die Auflagen der Gefäße
Models (Matrizen). Die Renaissancekeramik zeigt
überbaupt vorwiegend plastische Tendenz. Unter den
in Glogau gefundenen Matrizen befindet sich eine Ton-
form mit der Darstellung Jesus am Brunnen bei der
Samariterin. Dieselbe Form ist auf einem Krug im
Kunstgewerbemuseum zu Breslau angebracht. Wir
können diesen Krug (Abb. 1) demzufolge als Glo-
gauer Hafnererzeugnis ansehen. Auf dem
schlanken schellenartigen Leib des Kruges ist vorn die
Darstellung Jesus am Brunnen mit der Samariterin an-
gebracht; zu den Seiten bilden je ein geflügelter En-
gelskopf in Ranken den Abschluß; hinten unter dem
Henkel ist ein Medaillon mit dem Agnus de'i, einge-
rahmt von einem Blattkranz zu sehen. Die Grundfarbe
des Kruges ist hellbraun, außerdem sind die Reliefs
mit farbigen Zinnglasuren bemalt (Abb. 1). Stilistisch
sehr nahe verwandt ist auch der Krug Abb. 2, auf den
ich noch näher zu sprechen komme. Auch eine Wasser-
blase, gleichfalls im Breslauer Museum, die auf der
Vorderseite den Gekreuzigten mit den beiden Schä-

3) Masner, Funde aus Glogau, Scliles. Vorzeit in B. u. Schr.
N. F. IV., S. 117.
4) A. a. 0., S. 119.

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