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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

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1./2. Januarheft
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1./2. Juliheft
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Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Welt der Kunstgelehrten / Deutsche Kunst in Amerika / Vom holländischen Kunstmarkt / Pariser Kunstauktionen / Londoner Kunstschau / Ein symbolisches Selbstbildnis Michelangelos / Kunst in der Tschekoslowakischen Republik / Ausstellung aus Frankfurter Privatbesitz / Ideenwettbewerb unter den deutschen Architekten / Jahrtausendfeier der Rheinlande / Die Ausstellung des privaten Berliner Kunstbesitzes / Sächsischer Volksbund für Kunst und Kultur / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0445

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Aus dev jvtufcumsu)c(L
Bet?Un.
Qeheimrat Dr. Otto von Falke, der Generaldirektor der
Preußischen Staatsmuseen, hat für das S c h 1 o ß m u s e u m eine
bedeutende Neuerwerbung gemacht: v. Falke kaufte die berühmte
E u 1 e aus der ehemaligen Sammlung de la Herche in Bauvais, die
schon 1873 von Jaquemart in die Literatur eingeführt worden ist.
Es ist das älteste und wohl hervorragendste Stiick der zwölf
Eulen dieser Fayence-Inkunabeln des 16. Jahrhunderts.
Sie ist in blau und goldgelb bemalt und zeigt auf dcr Rückseite
eine Darstellung der Apfelschußszene aus der J'cll-Sage. Die
Heimat dieser Eule ist wohl das deutsche S ü d t i r o 1. Falke, der
das Stück von dem Osnabrücker Antiquitätenhändlcr A. Meyer
erwarb, der sie aus Pariser Privatbesitz gekauft hatte, wird das
kostbare Stiick (um 1540) demnächst in den amtlichen Berichten
der Preußischen Staatsmuseen publizieren. Von den 12 Eulenge-
fäßen, von denen schon Augu.st S t ö h r in seinem bei Richard
Carl Sclnnidt & Co., Berlin, erschienenen grundlegenden Fayence-
Buche spricht, und die auch Max Sauerlandt in einem Be-
richt der Hamburger Brinckmann-Gesellschaft gewürdigt hat, ka-
men kürzlich drei Eulen aus dem Schwarzburgischen Schloß Geh-
ren in den Besitz der Privatsammlung Hermann Temmle r. Diese
drei Eu.len, die jetzt in der Fayence-Ausstellung des Frankfurter
Kunstgewerbemuseums zu sehen sind, wurden soeben von Adolph
D o n a t h in seinem neuen Buche „Technik dcs Kunstsammelns“
(Verlag Richard Carl Schmidt in Berlin) veröffentlicht.
Professor Dr. Bruno S c h r ö d e r , der Kustos an den Ber-
liner Antiken-Sammlungen, übernimmt am 1. August die Direktion
dcr Skulpturensammlung in D r e s d e n , deren I-eitcr Professor
Nr. Paul H e r r m a n n in den Ruhestand tritt. Schröder ist
gebürtiger Rostocker. Unter seinen Schriften sind die „Studien
zu den Grabdenkmälern der röm. Kaiserzeit“ und ,,Zum Diskobol
des Myron“ zu nennen. Auch im „Kunstwanderer“ sind mehrere
sc-iner gründlichen und dabei geistvollen Aufsätze aus dcm Gebiet
der Antikenforscluing erschienen. Schröder gab uns auch manchen
interessanten Beitrag zur modernen Bildhauerei. Die Dresdner
Skulpturensammlung gewinnt in ihm zweifellos einc wertvolle
Kraft.
*
Der Kunsthistoriker Dr. Ludwig T h o r m a e ! e n , dcr seit
zwölf Jahren an der N a t i o n a lg a 1 e r i e Berlin tätig ist,
wurde zum Kustos dcr Nationalgalerie ernannt. Thormaelen ist
hicr wiederholt erfolgreich hervorgetreten, Er hatte auch seinen
Anteil an dem gelungenen Arrangement der Ausstellungen von
Corinth, Ury, Rolfs u. a.., die Geheimrat Justi im ehenialigen Kron-
prinzcnpalais veranstaltete.
Fveibuvg, i. Btv
Eine Ausstellung oberrheinischer B u c h i 11 u s t r a. -
tion von 1475—1530 (Basller, Straßburger und Freiburger illu-
strierter Bücher) bietet zur Zeit das Freiburger A u g u s t i -
n e r m u s e u m. Die Bestände sind dcr Freiburger Universitäts-
Bibliothek entnommen und bei Hans Baldung-Grien. dem ein eige-
nes Zimmer gewidmet ist, hervorragend ergänzt durch kostbare
Exemplare von Einzelholzschnitten aus dem Besitze des Museums
selbst. Der Reichtum der gcnanntcn Bibliothek ist so groß, daß
kaum ein wescntliches Stück in dcr Entwicklungsreihe fehlt.
Kunff au s (f c 1 (u n q e n.
Aacben.
Die Kunsthandlung Ant C r e u t z e r , vorm. M. Lempertz
zeigt im Monat Juli ihre Neuerwerbungen. Alte Gemälde: VVerke
von Brucghei d. Ae., Hans Pleydenvvurf, Rich. Brakenburgh, Jan
P. Gillemans, Nicl. Poussin usw. Neue Gemälde: A. Achenbach,
H. Voltz, Ed. von Gebhardt, A. Rasmussen, Prof. Munthe usw.

Städtisches Suemondt-Museum. Anl. dcr 1000-
Jahrfeier der Rheinlande. Ausstelhmg: Bibel und Bild.
Dic ausländischen Kunstfreunde, die jetzt Berlin besuchen.
heben rühmend hervor, daß hier der Kunsthandel eine Auswahl
von Qualitäten alter Meister besitzt, die nicht alltäglich ist.
Wir möchten uns heute, da die A u s s t e 11 u n g a u s P r i v a t -
b e s i t z in der A k a d e m i e auch eine Reihe erstklassiger Gc-
mälde aus dem Berliner Kunsthandel enthält, nur darauf beschrän-
ken, in Kürze mitzuteilen, daß in der Galcrie Botten wie'ser
ein großer, künstlerisch hervorragender Salomon van Ruisdael
hängt, eine „Madonna“ von Rubens, ein köstlicher Maes und daß
die vcn Dr. Plietzsch geleitete Galerie van Diemen promi-
nente Stiicke von Rembrandt, Rubens, Frans Hals, Tintoretto,
Netscher u. a. ausstellt. In der Galerie Matthiesen wieder
sieht man neben mehreren qualitativ bemerkenswerten Holländern,
die zum Teil aus dem Cumberland-Besitz kommen, cine wunder-
ba.r erhaltene Madc-nna des seltenen P. Francesco Fiorentino, und
in der Galerie R o t h m a n n , die vor nicht langer Zeit eröffnet
wu.rde und sich dank ihrer Qualitäten rasch durchgesetzt hat,
fesselt eine Serie von kostbaren Holländern, unter denen sich
Hals, Terborg, van Goyen u. a.. befinden. Der „Kunstwanderer“
wird in den folgenden Heften manches kunstwissenschaftlich wich-
tige Werk aus diesen Ausstellungen im Bilde vorführen.
*
Die üalerie Dr. G o I d s c h m i d t - Dr. W a 11 e r s c e i n zeigt
in ihren Räurnen für alte Kunst Gemälde von Salomon Ruisdael,
Pcsne, Neufchatel, Ysenbra.nt u. a. sowie gotische Holzskulpturen
und Renaissance-Bronzen; in dcr Abteilung für moderne Kunst
Werke von Carncin, Czobcl, Heckel, Kokoschka, Noldc, Schmidt-
Rottluff und Stüdsmann.
Cbenrmt%
Kunsthiitte, 3. Sommer-Ausstellung, Gemälde. (1. Juni
bis 15. Septembcr).
Düesdßn.
Dic große Sonderausstellung von Wcrken M a r c C h a g a 1 s ,
die die Galerie Ernst A r n o 1 d veranstaltet hat, gewinnt beson-
dere Bedeutung dadurch, daß sie einen Ueberblick über das Schaf-
fen dieses Künstlers aus den Jahren 1908- 1925 gewährt, wie es
bisher noch nicht geboten worden ist, auch nicht in Köln, wo sie
diesen Umfang noch nicht aufwies. Chagall ist Russe, lebt aber
seit 1901 in Paris. Das hat aber nicht vermocht, sein russisches
Fühlen und Denken zu ändern, denn in all seinen Werken, die er
mit unendlicher LJebe, mit Heimatliebe, behandelt, bleibt er stcts
russisch, ja beinahe in einem primitiven Volksempfinden befangen,
wie es ganz besonders im Russentum ausgeprägt ist. Aus diesem
Grunde erscheinen auch manche seiner Arbelten fiir uns schwer
verständlich. Die russische Volksseele ist ganz anders geartet wie
die deutsche. Und doch können wir Chagall verstehen lcrnen,
wenn man Werkc aus einer längeren Sclmffensperiode zusammen
sieht, wie es hier der Fall ist.
Die Werke Chagalls sind durchweg stimmungsvoll, es liegt
in ihnen Musik und Rhythmus. Er ist kein Phantast im gewöhn-
lichen Sinne des Wortes, sondern seine Phantasien stellen Unr-
gestaltungen der Natur dar, denn nach der Natur malt er nicht,
wenn man nicht etwa einige seiner früheren Arbeiten, wie „Dic
Hühner“, „Die Kinder“, „Dächer“, als impressionistisch bezeich-
nen will. Ein wundervolles Schwarz-Weiß-Gemälde ist der be-
tende Jude. Dem Kubismus neigt sich der Künsfler zu im „Musi-
kanten“ und „Geiger“, bcide Bilder von gleicher Komposilion und
heiterer Farbigkeit, dabei fast musikalisch. Sonderbar berühren die
Gemälde, in denen Chagall schwebende Gestalten malt bei allcr
Naturalistik. So beim „Spaziergang“, wobei sich der Künstler
sclbst dargestellt hat, an der Hand seine in der L.uft sehwebendc
Frau, odcr „Ueber dic Stadt“, iiber die ein Paar schwebt. Die
ganze Sammlung umfaßt 45 Gemälde und gegen 20 Aquarelle und
Zeichnungen. P. S.

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