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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2.Juliheft
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Londoner Kunstschau
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Aus Hollands Kunstleben / Amerikas Kunstwesen / Schweizerische Kunstchronik / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswlet / Die Welt der Kunstgelehrten / Neue Kunstbücher / Die Internationale Kunstausstellung zu Dresden / Anzeigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0510

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(Ein Dorf) kaufte Duveen für 1550 Pf., und eine Kopie des indi-
schen Schah Jehan, nach einer Miniatur indischer Arbeit von
Rembrandt gezeichnet, für 680 Pf. Die dritte Rembrandt’sche
Zeichnung, ein ruhender Löwe, fiel Colnaghi mit 620 Pf. zu. Ein
Watteau’sches Studienblatt in roter und schwarzer Kreide kaufte
Agnew fiir 760 Pf. Zwei Zeichnungen von Leonarde da Vinci nahm
Agnew an sich, er zahlte für ein Blatt mit Reiter- und Gaulstudien
760 Pf., für das Blatt mit „Hermelin als Abzeichen der Reinheit“
800 Pf. Eine Studie von Ingres, Sitzende Dame, ging an Walter
ftir 440 Pfund.

Fiirst Radziwill, von der russischen Linie, ließ bei
C h r i s t i e s seine Sammlung alter W a f f e n versteigern, aus
der das beste Stück von dem Vertreter des New Yorker Metropoli-
tan-Museums für 5400 Guin. zum Leidwesen Englands angekauft
wurde, ein Paar Puffärmel aus Stahl, in herrlichstcr Weise ziseliert
und vergoldet, und jenem Exemplar ähnlich, das sich im Kunst-
historischen Museum zu Wien befindet. Die Amerikaner, durch
Bashford Deaux vertreten, hatten, nach bewährtem Muster, dem
Fürsten den Vorschlag gemacht, die ganze Sammlung zu kaufen,
doch kam dieser Besitzwechsel nicht zustande. Wollak, Wien,
kaufte cine Brust- und Rückenrüstung um 1500 (deutsche Arbeit)
mit einigen eingravierten Buchstaben G. V. D. M. T. E. iiber dcr
Brust (1200 Guin.) und einen italienischen Armschutz für 950 Guin.
Die Firma L.iberty erstand zwei Augsburger Brustschilder aus dem
16. Jahrh. zusammen für 2000 Guin. und ein drittes Stück von Kol-
man Coloman aus der gleichen Periode zum ähnlichen Preis.

Aus Schottland kam eine interessante Privatsammlung nach
London, um bei C h r i s t i e s vers'teigert zu werden. Eins der
besten Stticke war W h i s 11 e r s „Nocturne“, das Mason für 540
Guineen kaufte. Vier Bilder wurden ftir die National-Gallerie in
Victoria angekauft, Manets „Auf Deck“ für 950 Guin., Waltons
Seelandschaft „Sonnentage auf Solway“ (nur 48 Guin.), und zwei
Micholsons „La Belle Chauffeure“ 170 Guin., und „Das schwarze
Stiefmütterchen“ zum gleichen Preis. Ein Aquarell von Melville
„Die Braut und König Kophetua“ brachte 300 Guin. (Croal Thom-
son). Brangwyns „Venedig“ ging an die Fine Art Society (270
Guin.). Doy erwarb Laverys „Ariadne“ für 300 Guin., und Mac
Taygarts „Carnoustie Bucht“ braclite mit 500 Guin. eine der
Höchstpreise des Tages. Von der älteren Kunst wechselte ein
Romney, Bildnis eines Offizier in scharlachroter Uniform den Bc-
sitz um 480 Guin. (Lcyer). Unter den Bildern des 19. Jahrhunderts
erzielte Monticellis „Alfresco“ 200 Guin. (Reid u. Lefevre) und
Henners „Red Gown“ 260 Guin. (Sampson).

L. o n d o n , Ende Juni.

Durch die große Stiftung Sir Joseph Duveens ist an die L.on-
doner Tate Gallerie ein neuer Fltigel angebaut worden, der soeben
vom englischen Königspaar eröffnet wurde. Fiir IJeutschland von
besonderem Interesse ist die Tatsache, daß die Begrüßungsrede
von dem britischen Botschafter in Berlin, Lord d'A b e r n o n , der
auch passionierter Sammler ist, gehalten wurde. Der neue Flügel
umfaßt acht Galerien, von denen drei der modernen ausländischen
Kunst vorbehalten sind und eine Galerie den Werken John
S a r g e n t s.

Der Vater des jetzigen Hauptes der Familie Duveen hatte
bereits 1910 in der Tate Gallerie einen Anbau errichten lassen, um
die rurner’schen Werke unterzubringen, so daß die jetzige
Schenkung eine Art Familientradition darstellt.

In dem Sargent-Saal befinden sich vor allem seine Porträts
der Familie Asher Wertheimer, die von der National-Gallerie hier-
her tibergesiedelt sind, ferner viele Bilder des Amerikaners, die
bisher verstreut in der J'ate Gallerie untergebracht waren und auch
geliehene Werke aus Privatbesitz. Das Bild des Lord Ribblesdale
fällt hier besonders auf.

In den Räumen für moderne Auslandskunst sehen wir Degas’
„Bildnis einer Frau“ und seine „Balletschule“, Corots „Seine Ufer“,
van Goghs „Feld bei Arles“, ein Frauenporträt in Gouache von Ton-
louse-Lautrec, zwei Monets, das eine das Bild seiner Frau auf einer
Bank im Park, das andere „Die Pappeln“, wie auch eine Sturmland-
schaft von Courbet. Der Däne Hammershoi ist mit dem Bilde
„Tournez sil vous plait“ vertreten.

Fiir acht Wallnußstühle, Periode Königin Anna, sind 21200 Mk.
in England bezahlt worden und zwar nach einem ganz erbitterten
Kampf, aus dem Partridge siegreich hervorging. Die Sttihle stam-
men aus der Zeit, wo die Aristokraten fünf bis sechs Flaschen Port-
wein pro Kopf und Tag vertilgten, und sind die Stühle besonders
kräftig gebaut, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Man
vermutet, daß sie, wie so manches andere, amerikawärts wan-
dern werden.

Schabkunstblätter interessierten bei Sothebys, wo die reich-
haltige Horne’sche Sammlung in alle vier Winde ging. Ellis u.
Smith zahlten 530 Pf. St. für John Jones „Mrs. Davenport“ nach
Romney, während Colnaghi den ersten Mezzotintodruck, der in
England hergestellt wurde, Sherwins Bildnis Karl II. ftir 330 Pf.
kaufte, wie auch Sniiths „Mrs. Carwardine“ nach Romney ftir 280
Pfund und seine „Promenade zu Carlisle House“ fiir 300 Pf. Das
andere Exemplar SmitlTscher Arbeit wanderte am ersten Tage mit
220 Pf. zu Ellis u. Smith. Colnaghi erwarb ferner Ludwig von
Siegens Schabkunstblatt der Landgräfin Amalie Elisabeth von
Hesesn für 160 Pf. Agnew wurde Besitzer der „Ehebrecherin“
nach Tizian, vom „edlen Prinzen Rupert“ hergestellt, für 330 Pf.

Am zweiten Tage zahlten Ellis u. Smith wieder 260 Pf. für
J. R. Smiths Schabkunstblatt nach Reynolds „Oberst Tarleton“, das
Horne seinerzeit für etwas iiber ein Zehntel des heutigen Preises
seiner Sammlung einverleibt hatte. Drei L.ondoner Straßenverkäu-
fer-Rufe „Rüben“ von Gaugain, „Milch!“ und „Primeln“, beide von
Schiavonetti, kamen bis auf 190 Pf. (Sabin), 185 Pf. (Ellis u.
Smith) und 175 Pf. (Colnaghi). Descourtis „Foire de Village“
brachte 144 Pf. (Daniell), Smiths „Lady Hamilton als Bacchantin“
nach Reynolds 100 Pf. (Sabin); van Dycks Stich des Johannes
Breughel wurde von Finberg ftir 140 Pf. erworben, während zwei
L.avreince-Stiche „Les Graces Parisiennes“ und „Les Trois Soeurs“
von Ellis u. Smith für zusammen 188 Pf. erkauft wurden.

Ftir vier Aquarelle von John Cotmann zahlte Agnew 690 Guin.
bei C h r i s t i e s , weiterhin die stattliche Summe von 1500 Guin.
für Cox’s Aquarell „Drachensteigen“, wie auch 1960 Guin. für drei
Turner’sche Skizzen englischer Schlösser.

Bei Sothebys erwarb die Firma Maggs zwei Bände der
Chronik des Gilbert Burnet, späteren Bischofs von Salisburg, der
in der Zeit Karl des Zweiten lebte und ein Gast Peters des Großen
war, für 1380 Pf. Die Bände „Our Own Time“ sind mit hunderten
von Illustrationen versehen.

Mitglieder der Royal Academy haben zum Gedächtnis ihres
Mitgliedes John Sargent ein Bronzekruzifix in der Londoner
St. Pauls Kathedrale errichtet, dessen Entwurf aus einer Arbeit
stammt, die der große Amerikaner selbst vor Jahren fiir Boston
angefertigt hat. Bei der Einweihungsfeier legte Sir Frank Dicksee,
Präsident der R. A., einen Lorbeerkranz im Namen des Institutes
zu Ftißen des stimmungsvollen Werkes nieder. der eine Menschen-
gruppe darstellt, die dem ans Kreuz geschlagenen Heiland einen
Kelch darbietet.

Aus jiollands Kunßteben.

Zur Feier des 300. Geburtstages des großen holländischen
Malers Jan Steen wurde, wie man uns aus Leiden berichtet,
in seiner Vaterstadt L.eiden eine große Ausstellung seiner Werke
veranstaltet. Die Bilder stammen zum größten Teil aus Privat-
besitz, doch kommen einige Meisterwerke auch aus den Museen,
und zwar sind hier nicht nur holländische, sondern auch deutsche,
englische, französische, schweizerische und skandinavische Samm-
lungen vertreten. Das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin hat durch
Dr. Hermann Voss zwei bertihmte Werke des Meisters, den „Wirts-
hausgarten“ und den „Streit beim Spiel“ gesandt.

*

Die Galerie Fritz Rothmann, Berlin, hat in Amster-
d a m eine Zweigniederlassung errichtet, deren L.eiter IJr. V.
B I o c h ist. Llie Ausstellung zeigt eine hervorragende Reihe von
Qualitäten niederländischer Meister, und es ist ein Zeichen des
ersten Erfolges, daß sicli einige holländische Museen schon um ein-
zelne Stücke der Galeric beworben haben. Soeben erstand das
Gemeindemuseum im Haag aus der Galerie Rothmann

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