Wesen nach gehört er zu der zweiten der oben bezeich-
neten Gruppen niederdeutscher Künstler; vollsaftig ist
sein Humor, den er, allerdings meist außerhalb der
engeren Heimat, auf geeignete Stoffe aus allen mög-
lichen deutschen Gauen, mit besonderer Vorliebe aber
auf Süddeutsches, anwendete. In den Oelbildern spielt
er, im Gegensatz zur umnittelbaren Aquarellskizze, gern
auf das Gebiet dcs Genre hinüber; sein Grundzug ändert
sich aucli nicht, wenn er kleine Streifen ins Allegorische
oder Mythologische unternahm, das wurden rein per-
sönliche Umdeutungen. Offene Technik und Frische,
ein Thema anzupacken, blieben ihm erst recht auch im
Felde treu, wo er noch einige seiner besten Situations-
schilderungen, so aus Polen, geben konnte. Freilich
müssen wir bei allem, was heute von seinem Schaffen
noch gezeigt werden kann, bedenken, daß dieser Kiinst-
ler nicht mehr seine volle Entfaltung erzwingen konnte;
zu einer Auseinandersetzung mit den gewaltig auftau-
chenden Problemen, die vielleicht eine besondere,
schöpferische Note im Sinne seines niederdeutschen
Stammestums liätte bringen können, gar wenn er tiber
die Aktualitäten des Illustrators hinausgehoben war, ist
es durch den vorzeitigen Tod Ernst Lübberts nicht mehr
gekommen.
Schale auf Ringfuß, weiß
glasiert, mit Schwarz und
Blau dekoriert.
Dazwischen ebenfalls
kreuzförmig vier Fächer
mit Blattwerk auf Blau,
in den weißen Feldern
Streumuster.
Durchmesser 19 cm
Persien (Raghes),
datiert 1210 n. Chr.
Auktion der
Persischen Keramik
aus der Sammlung
Oskar Skaller
bei
P. Cassirer — H. Helbing
in Berlin
IDie man Töpfec mirdl
uon
6mU pottncT
Während der jüngsten Keramischen Woche in
Berlin ist besonders Emil Pottner, der bekannte Berliner
Maler und Qraphiker, durch seine neuen keramischen
Arbeiten aufgefallen. Der „Kunstwanderer“ hat sich
an ihn mit der Bitte gewendet, niederzuschreiben, wie
er Keramiker geworden ist.
A ugeregt durcli das Sehen und Sammeln von Delfter
Fayencen erstand im Jahre 1906 der Wunsch in
mir, selbst auf dem unendlich reizvollen Gebiet der
Töpferkunst etwas zu leisten. Damals waren es die
Holländer, heute sind es die alten Chinesen, die es mir
angetan haben. Es ist aber auch eine große Freude,
aus einem Sttick Erde und ein paar Glasuren cin ein-
drucksvolles Werk zu schaffen und dem Ton Leben
einzuhauchen. Und dann der Name Pottner, welcher
auf meinen späteren Beruf hinweist und die plattdeut-
sche Entschuldigung ftir meine Leidenschaft abgibt.
Mit Kleinplastik fing es an. Fleißiges Studium nach der
Natur in meiner Zimmermenagerie und im Zoo ermög-
lichte mir, meine Vögel in keramischem Ton zu bilden
und das Gefieder mit farbigen Glasuren wiederzugeben.
Das Brennen besorgte der Töpfermeister Töpper in,
Chariottenburg in seinem Ofen. Meine Versuche auf
der Töpferscheibe erklärte er wegen mangelnder Be-
gabung für aussichtslos. Das Drehen lag damals
sowieso nicht in meiner Absicht und so machte ich
Schluß damit. Nach mancherlei Fehlschlägen beim
Brennen, wobei viele meiner Vögel auf dcr Strecke
blieben und die Arbeit von Woclien mit einem Schlage
vernichtet war, versuchte ich mein Heil in der Ver-
suchsanstalt bci aer damals Königl. Porzellan-
Manufaktur.
Im Jahre 1917 wurde ein Brennverbot erlassen und
ich saß mit meinem Auftrag, einen keramischen Fest-
raum zu gestalten, auf der Straße. Zu meinem Glück!
149
neten Gruppen niederdeutscher Künstler; vollsaftig ist
sein Humor, den er, allerdings meist außerhalb der
engeren Heimat, auf geeignete Stoffe aus allen mög-
lichen deutschen Gauen, mit besonderer Vorliebe aber
auf Süddeutsches, anwendete. In den Oelbildern spielt
er, im Gegensatz zur umnittelbaren Aquarellskizze, gern
auf das Gebiet dcs Genre hinüber; sein Grundzug ändert
sich aucli nicht, wenn er kleine Streifen ins Allegorische
oder Mythologische unternahm, das wurden rein per-
sönliche Umdeutungen. Offene Technik und Frische,
ein Thema anzupacken, blieben ihm erst recht auch im
Felde treu, wo er noch einige seiner besten Situations-
schilderungen, so aus Polen, geben konnte. Freilich
müssen wir bei allem, was heute von seinem Schaffen
noch gezeigt werden kann, bedenken, daß dieser Kiinst-
ler nicht mehr seine volle Entfaltung erzwingen konnte;
zu einer Auseinandersetzung mit den gewaltig auftau-
chenden Problemen, die vielleicht eine besondere,
schöpferische Note im Sinne seines niederdeutschen
Stammestums liätte bringen können, gar wenn er tiber
die Aktualitäten des Illustrators hinausgehoben war, ist
es durch den vorzeitigen Tod Ernst Lübberts nicht mehr
gekommen.
Schale auf Ringfuß, weiß
glasiert, mit Schwarz und
Blau dekoriert.
Dazwischen ebenfalls
kreuzförmig vier Fächer
mit Blattwerk auf Blau,
in den weißen Feldern
Streumuster.
Durchmesser 19 cm
Persien (Raghes),
datiert 1210 n. Chr.
Auktion der
Persischen Keramik
aus der Sammlung
Oskar Skaller
bei
P. Cassirer — H. Helbing
in Berlin
IDie man Töpfec mirdl
uon
6mU pottncT
Während der jüngsten Keramischen Woche in
Berlin ist besonders Emil Pottner, der bekannte Berliner
Maler und Qraphiker, durch seine neuen keramischen
Arbeiten aufgefallen. Der „Kunstwanderer“ hat sich
an ihn mit der Bitte gewendet, niederzuschreiben, wie
er Keramiker geworden ist.
A ugeregt durcli das Sehen und Sammeln von Delfter
Fayencen erstand im Jahre 1906 der Wunsch in
mir, selbst auf dem unendlich reizvollen Gebiet der
Töpferkunst etwas zu leisten. Damals waren es die
Holländer, heute sind es die alten Chinesen, die es mir
angetan haben. Es ist aber auch eine große Freude,
aus einem Sttick Erde und ein paar Glasuren cin ein-
drucksvolles Werk zu schaffen und dem Ton Leben
einzuhauchen. Und dann der Name Pottner, welcher
auf meinen späteren Beruf hinweist und die plattdeut-
sche Entschuldigung ftir meine Leidenschaft abgibt.
Mit Kleinplastik fing es an. Fleißiges Studium nach der
Natur in meiner Zimmermenagerie und im Zoo ermög-
lichte mir, meine Vögel in keramischem Ton zu bilden
und das Gefieder mit farbigen Glasuren wiederzugeben.
Das Brennen besorgte der Töpfermeister Töpper in,
Chariottenburg in seinem Ofen. Meine Versuche auf
der Töpferscheibe erklärte er wegen mangelnder Be-
gabung für aussichtslos. Das Drehen lag damals
sowieso nicht in meiner Absicht und so machte ich
Schluß damit. Nach mancherlei Fehlschlägen beim
Brennen, wobei viele meiner Vögel auf dcr Strecke
blieben und die Arbeit von Woclien mit einem Schlage
vernichtet war, versuchte ich mein Heil in der Ver-
suchsanstalt bci aer damals Königl. Porzellan-
Manufaktur.
Im Jahre 1917 wurde ein Brennverbot erlassen und
ich saß mit meinem Auftrag, einen keramischen Fest-
raum zu gestalten, auf der Straße. Zu meinem Glück!
149