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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Aprilheft
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Landau, Dora: Wiener Kunst um Schubert
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Lechner, Felix: Raritäten und Kuriositäten aus Privatsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0358

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das Genrebild sozialen Inhalts aufbrachte, der erste,
der an Stellc der romantischen die wahrhaft geschaute
Landschaft seiner Heimat setzte, in der sich die
Menschen nicht als Staffage, sondern miterlebend als
Teil dcr Natur bewegen.

Um Waldmiiller und Schwind schart sich cine
große Zahl von Malern, unter denen die Nazare-
ner am spärlichsten vertreten sind, da Führichs
Tätigkeit erst den 50er Jahren angehört. In der
riclis Tätigkeit erst den 50er Jahren angehört. In der
Historie glänzten Karl R u s s und Leopold K u p e 1 -
wiescr, docli war ihr das 19. Jahrhundert in der
Folgezeit, da mit erneuter Bautätigkeit die Monumen-
talmalerei stark einsetzte, weit günstiger. Berühmt
waren „Abschied“ und „Rückkehr des Landwehr-
mannes“ von J. P. Krafft, der kurze Zeit Schüler
Davids in Paris gewesen war. Das Heirn der Historien-
malerei blieb die Akademie.

Von Landschaftern seien die weniger bekannten
J. R c b e 11 (1727—1828) und Friedr. G a u e r m a n n
(1807—62) neben Ludwig S c h n o r r v o n ('arols-
f e 1 d (1789—1853) genannt; ersterer malte auf wieder-
holten Reisen in Italien gleich Schnorr, der Fügerschüler
war, romantische Landschaften, während Gauermann

Vorliebe für Tierstaffage hatte und das Atmosphärische
gut darstellte.

Die breite Schicht aber bildete das Genrebild.
Peter Fendi (1796—1842) und Josef Danhauser
(1805—1845), der eine das tägliche Leben mn sicli be-
lauschend. der andere dic Elegance des reichen Bürger-
tums widerspiegelnd, sind rnit hellen, bunten Farben,
unter denen, wie später bei Wäldmüller, bestimmte
Mischfarben — Stahl- und Schieferblau, Grüngelb,
Resedagrün - vorherrschen und tonig wirken, schon
rein koloristisch hocli zu schätzen. Grazie der Linien-
führung und frische Duftigkeit des Aquareils machen
Fendi zunr liebenswürdigsten Vertreter der lichten Sei-
ten Wiens, während Danhausers Kunst stark von Eng-
laud (Wilkie) her beeinflußt ist.

Wien äls geistiges und kulturelles Zentrum eines
damals polyglotten Staates beherbergte seit jeher ci i
vielseitig verwurzeltes Völkergemisch, bei dem nebst
dem süddeutschen — schwäbisch-fränkischen — und
dem starken romanischen, besonders das slawische
Element stark zur Geltung kommt. Und aus dieser Ver-
bindung von deutschem Gefühl, slawischer Sinnen-
freude und romanischer Gestaltungskraft erwächst auch
diese in so vielen Farben schimmernde Kunst der frtihen
Biedermeierzeit.

Raüitäten und Kutnoßtäten aus Pt’ioatfammtunöen

üon

felix tecbnec — Pt?ag

II.*)

I ch unterbreche vorläufig die Reihe der Meißner
* Erzeugnisse, um einige se'.tene Stücke anderer deut-
sclier Manufakturen zu besprechen. Zunächst zwei
Musikanten (Abb. 6) aus Gera, die mich zu einer
Polemik nötigen.

In dem ausgezeichneten Werke „Altthüringer
Porzellan“ von Richard Graul und Albrecht Kurzwelly
werden diese beiden Figuren der Manufaktur in Volk-
stadt zugesprochen, w'ährend sie zweifellos der
Porzellanfabrik in Gera entstammen. In den Sockeln
beider Figuren, die ich besitze, ist deutlich sichtbar dic
Marke eingepreßt. IJer eine Musikant bläst iu auf-
rechter Haltung die Trornpetc. Er trägt einen langen,
violetten Rock, eine weiße, violett bordierte Weste,
violette Escarpins, weiße Strümpfe, schwarze Schnallen-
schulie, einen weiß umrandeten schwarzen Dreispitz
und Degen mit Goldgriff. Auf dem weißen, mit violetten
Rocaillen verzierten Sockel eine grüne Rasenflächc.
Höhe 14)4 cm. Sockeldurchmesser 6 cm.

Der zweite Musikant sitzt auf einem Baum-

*) Siehe „Der Kunstwanderer“, März 1929.

sturnpf, sein Kopf ist nur mit ciner Allongeperücke be-
deckt. Im tibrigen trägt er dic gleiche Rokokotraclrt
wie der Trornpeter. Mit der Linken faßt er ein Cello,
mit der Rechten den Bogeri. Höhe 12V cm, Sockel-
durchmesser 7 ctn.

Abb. 6

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