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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Aprilheft
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Londoner Kunstschau / Die deutsche Kunstausstellung in Warschau / Schweizerische Kunstchronik / 100 Jahr Archäologisches Institut / Museumspläne der Stadt Berlin? / Friedländer - der Nachfolger Bodes / Metzner und Lehmbruck / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt / Aus dem nordischen Kunstleben / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0386

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ziger und neunziger Jahre getan haben. Dieser Typ des Samm-
lers großen Stils ist heute in Schweden selten geworden. Die Er-
werbungen der Vereinigumg bilden bereits jetzt eine stattliche
Sammlung. Es befinden sich darunter von schwedischen Malern
u. a. Arbeiten von Einar Jolin, Gösta Sandels, Birger Simonsson,
Nils Dardel, Gideon Börje; aus Dänemark sind Harald Giersing,
Sigurd Swane u1. a.; von Norwegen Alf Roisen, Christian und Per
Krohg, Erik Werenskiold, Henrik Sörensen vertreten. Die Absicht
gelit dahin, den Bestand nach und nach zu einem Museum moder-
ner Kunst zu entwickeln, das in Schweden noch fehlt. Der Vor-
gang würde also etwa ein Seitenstück zur Entstehung der
Secessionssammlung in München bilden.

In O s 1 o ist nunmehr auch die zweite Abteilung der großen
Ausstellung zum Gedächtnis Gerhard M u n t h e s eröffnet worden.
Sie gibt einen sehr breiten Ueberblick über Munthes dekoratives
Kunstschaffen. — Der Universitätsausschuß des Storthings hat sich
mit der Bewilligung von 175 000 Kronen zur Herstellung des E r z -
b i s c li o f s h o f s in Drontheim anläßlich des Olavsfestes im
Jahre 1930 einverstanden erklärt, und es ist hiernach an der Be-
stätigung dieses Beschlusses durch das Storthing nicht zu zweifeln.
Ausschuß und Ministerium sind sich außerdem darin einig, daß der
Erzbischofhof künftig nicht mehr durch Einbauten entstellt, auch
nicht mehr ein Teil seiner Räume als Fleischpökelei benutzt werden
dürfe. Es steht wohl zu erwarten, daß der Hof künftig als ge-
schichtliches Denkmal erhalten und gepflegt werden wird.

r.

JHetie Kunßbü.cbct’.

D i e M e i s t e r z e i c h n u n g. Herausgegeben von W. H u g e 1 s -
h o f e r. Bd. 1: Schweizer Handzeichnungen von W.
Hugelshöfer. Bd. 2: Elsässisclie Handzeichnungen
von K. T. Parker. Freiburg, Urban-Verlag 1928.

Die Errungenschaften der modernen Reproduktionstechnik
sind zunächst in großen Bibliothekswerken angewendet worden, in
denen die Schätze einzelner Sammlungen oder die Handzeichnungen
großer Mcister wie Dürer, Rembrandt und Michelangelo erschlössen
worden sind. Nacli vereinzelten Versuchen der Vorkriegszeit ihat
sich in den letzten Jahren das Buch. des schönen und anregenden
Stoffes der Handzeichnungen bemächtigt, um weitere Kreise mit
diesen Schätzen bekannt zu machen. Eine englische Folge von
Bänden liegt vor, die die Hauptphasen und -länder der Zeichen-
kunst in ausgewählten Beispielen zu illusti ieren unternimmt, ihr
folgt die vorliegende, die die deutsche Zeichnung in einzelnen, nach
Kunstprovinzen eingeteilten Bänden repräsentieren soll. An Elsaß
und Schweiz wird sicih Schwaben und Franken anschließen.

Der natürliche Mittelpunkt in der schweizerischen Graphik
sind Urs Graf, Nik. M. Deutsch und der Holbein der Baseler Jahre,
in der elsässischen Schongauer und Baldung. Von allen gibt es
reichlich Proben ihrer Kunst, und die Auswahl, die die beiden Her-
ausgeber getroffen haben, erfüllt alle billigen Forderungen. Das
Format ist so groß, die Wiedergabe so gut, daß die Blätter auch
in dem schwachen Abglanz, den selbst der Lichtdruck darstellt,
genossen werden können. Der wissenschaftliohe Kommentar rührt
von guten Kennern her, die selbst schon viel zur Erforschung die-
ses Gebietes beigetragen haben, Auch in diesen Bänden werden
neuc interessante Beobachtungen mitgeteilt, zumal da sclton der
Gesicihtspunkt eine neue Ordnung und Beleuchtung des Stoffes in
sich schließt. Parker gelingt es, Baldung mit zumeist nicht in
Tereys großem Corpus der Baldungzeichnungen enthaitenen Wer-
ken (19 von 27 Nummern) zu repräsentieren. Die von Hugelshofer
publizierten Werke rekrutieren sich aus einem Materiial, das die in
drei großen Bänden niedergeiegten „Schweizer Handzeichinungen“
nach mancher Seite ergänzt. Jeder der beiden Bände enthält 60
Tafeln in chronologischer Anordnung. Den Löwenanteil hat in bei-

E. ADEISBERGER

WIE5BADEN / Seheffelstpaße 9

Gemälde u.

den das 16. Jahrhundert. Was aus dem 15. Jahrhundert mitgeteilt
wird, ist nicht irnmer mit Sicherheit auf den betreffenden Landes-
teil zu lokalisieren. Der Parkersche Band ist insofern dankbarer,
a.ls damals im Elsaß der fruchtbare Schongauer wirkte, während
der Schweiz eine überragende Persönlichkeit, die Zeichnungen hin-
terlassen hat, felilt; wie überhaupt in dem Schweizer Bande die
Grenzen weitgezogen sind. So sind die auf Taf. 1 und 3 abgebil-
deten Blätter vorläufig nur mit schwachen Gründen als schweize-
risch belegbar (Taf. 42 ist eine Kopie nach einem Holzschnitt H. S.

Max Band, Mutter mit Kind. Galerie J. Casper, Berliin

Behams). Holbein hätte man gern mit einigen, Blättern mehr ver-
treten gesehen. Hochinteressant sind zwei Proben (Taf. 60) aus
einer kürzlich ans Licht gekommenen Apostelfolge Holbeins. Den
auf Taf. 5 des Parkerschen Bandes abgebildeten Nikolaus von
Bari möcibte icli fiir ein geniales Werk des H. S. Beham halten, der
ihn mit 15 Jahren geschaffen haben miißte, was zwar etwas be-
denklich machen kann, bei der Frühreife der alten Meister aber
— man denke an Lukas van Ley-den, van Dyck, Jordaens — keines-
wegs vereinzelt ist. Die ausführliche Einleitung, die jedem Band
vorausgeschickt ist, ist in bciden Fällen der erste Versuch, die
Zeichenkunst dieser Gebiete zu würdigen, Diese Kapitel werden
auf lange Zeit hinaus maßgebend sein.

F. Winkler.

Redaktionsschlult für das 1./2. Maiheit 28. April. Redaktionsschluit fiir das 1./2. Juiiiheft 28. Mai.

Herausgeber und verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H„ Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW 68.

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