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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Lechner, Felix: Raritäten und Kuriositäten aus Privatsammlungen
DOI Artikel:
Dresdner, Albert: Dänische Herrenhöfe und Schlösser des Barocks
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0457

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einer reizvollen Gruppe „K a v a 1 i e r tn i t Äffen“
Erwähnxmg getan (Abb. 13).

Ein eleganter Herr in vornehmem blauen, gold ver-
zierten Rokokogewande, mit Allongeperücke, schnupft
aus einer Tabakdose. Ein vor ihm „aufwartender“ Affe
bittet mit aufgehobener Pfote um eine Prise. Die Figur
ist meisterhaft modelliert, Gesicht und Hände minuziös
bossiert. Der Sockel stelit einen naturaiistisch gehal-
tenen Grasboden dar. Wien 1824. Weiße Marke.

Die verschiedenen Gruppen des Kaiserpaares
F r a n z J o s e f und E 1 i s a b e t h , aus weißem
Biskuit liergestellt, darunter auch das Reiterpendant,
sind in den früher angeführteh Werken reproduziert;
es erübrigt mir daher riur zwei herrliche Büsten wieder-
zugeben, um die Serie der Veröffentlichungen der
p'astischen Darstellungen des Kaiserpaares zu vervoll-
ständigen:

Der österreichische Kaiser in Generalsuniform auf
gold geziertem glasierten Sockel mit plastisch auf-

gelegtem Wappen und goldener Anschrift ,.F r a n z
.) o s e f I.“ (Abb. 14.)

Die Kaiserin in reich mit Spitzen besetztem
Kostüm, Sockel mit Aufschrift „E 1 i s a b e t h“ (Abb.
15). Gleiches go’.denes Wappen wie oben. Modelliert
wurden beide Büsten in den Jahren 1856 und 1857 von
Chiistian Frank. (Eingepreßte Insignien C. F.) Höhe
34 und 35 cm, Sockeldurchmesser 12)4 cm.

Mit einer Biskuitbüste aus Sevres will icli die Be-
sehreibung der Raritäten und Kuriositäten der Figuren-
plastik meiner Porzellansammlung beschließen.

Diese Statuette stellt den Dauphin, Sohn von
Ludwig XVI. und M a r i a Antoinette dar. Die
Marke, zwei verschlungene ,,L“ sind rückwärts in die
Büste e'ingepreßt (Abb. 16). Sevres, um 1788, Höhc
samt Sockel 34 cm, Sockeldurchmesser 11 cm.

Ueber meinen Besitz an altböhmischem Porzellan
habe ich im Oktoberheft 1925 des „Kunstwanderers“
gesprochen. Auf rneine Tassensammlung komme ich
später einmal zurück.

Dänttcbe fizvvenböfe und Scbtöffer des Bat?ocRs

oon

AlbeiDt’esdnei’

1 n Dänemark haben die Städte — Kopenhagen natürlich
■*- ausgenommen — nicht die politische und kulturelle
Machtsteliung innegehabt wie in Deutschland. Es gab
dort keine freien Reichsstädte, keine Fürstenresidenzen,
keine glanzvollen Bischofssitze, die die Kultur ange-
sogen hätten, und die Geschichte des kulturellen Lebens
Dänemarks hat immer einen kräftigen ländlichen Ein-
sclilag bewahrt. Das vornehmste künstlerische Denk-
mal dieser Entwicklung bilden die dänischen Hcrreu-
liöfe. Etwa zweihundert sind in dem großen Sammel-
werke über sie behandelt, und das ist nur eine allerdings
umfassende Auswahl: ihrc Zahl ist also beträchtlich für
das kleine Land, und man kann daraus schließen, in wie
großem Maße sie sein Gcsicht prägen, zumal da in
manchen Landesteilen, wie z. B. Süd-Fünen, sozusagen
Herrensitz nebeii Herrensitz steht. Jedenfalls kann,
wer Dänemarks Leistung auf dem Gebiete der Kunst
würdigen und seine künstlerische Gesinnung verstehen
will, an ihnen nicht vorübergehen; gehören docli die
Herrensitze zum kostbarsten Kunstbesitze Dänemarks,
ja man kaim geradezu die Behauptung wagen, daß sie
das Kronjuwel in seinem Kunstschatze bilden.

Freilich darf man nicht mit falschen Voraussetzun-
gen an sie herantreten. Es findet sich unter den däni-
schen Herrensitzen keine jener Originalschöpfungen,
die Marksteine in der Geschichte der Baukunst gewor-
den sind. Auch liat sicli der dänische Herrenhofbau nie
in der Weise zu einem selbständig charakterisierten
Stile konsolidiert, wie ihn etwa der englische Castle-

und Manor House-Bau in und seit der Zeit der Tudors
ausgebildet hat. Die Baugedanken und Bauformen ent-
stammen durcliweg dem Vorrate der allgeineinen euro-
päischen Entwicklung; wenri man dennoch die däni-
schen Herrensitze uiclit als Provinzkunst abtun kann,
so liegt das darin begründet, daß s-ie allgemein eine be-
stimmt natiouale Hältung behaupten, daß die über-
nommenen Vorbilder und Formen in einer eigentüm-
iichen Gesinnung umgeschmolzen und verwandt wor-
den sind. Hier wie auch sonst liegt der Reiz der däni-
schen Kunstgeschichte vorzüglich darin zu beobachten,
wie sicli die Stile begegnen und wie sie in die natio-
nale Tonart umgesetzt wurden.

Versucht man sicli über die Züge dieses nationalen
(Iharakters klar zu werden, so stößt man vor allem auf
den einer gewißen Maßhaltigkeit und Zurückhaltung so-
wohl in den Maßstäben wie in der Formengebung. Es
fehlt unter den dänischen Herrenhöfen der Typus des
monumentaleii Landschlosses, weil die entsprechende
Scliiclit von Auftraggebern nicht vertreten war. Nur
die Krone . hat vcreinzclt Unternehmungen dieser Art
ins Werk gesetzt; die großartigste davon, Schloß
Frederiksborg, gehört noch der Renaissance Christi-
ans IV. an; von neueren Bauten kann Schloß Frederiks-
berg, das auf dem Valby-Hügel nahe Kopenhagen er-
lichtet worden ist, wolil nach der Lage, aber nicht nach
den Ausmaßen des Bauvorhabens mit Nymphenburg
verglichen werden. Vou wenigcn Ausnahmen abge-
selien, tritt der dänische Herrensitz nicht mit der Prä-

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