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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 11./​12.1929/​30

DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:
Loewental, Artur Imanuel: Stunden und Tage um Einstein: wie ich ihn modellierte
DOI Artikel:
Raffelsberger, Ernst Friedrich: Zur Geschichte des Hyalithglases
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https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0341

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dann, wehe! Da man nie wissen kann, was ein Mono-
mane tun werde, riet ich, die Polizei zu verständigen.
Dies widerstrebte Frau Professor Einstein, die jedes
Aufsehen vermeiden wollte. Während wir noch berie-
ten, kam aber von dem Belagerer ein Zettel: Warnung
an alle Hausbewohner und Passanten etc. etc. zum Vor-
schein. Jetzt wurde die Situation kritisch und überdies
hatte Einstein seine Besprechung eben beendet, kam
herein und fragte ganz ahnungslos, was denn los sei. In
aller Eile wurde ihm berichtet und ich riet noch, Prof.
Einstein möge doch für alle Fälle über die Hintertreppe
die Wohnung verlassen. Da aber empfing ich einen
völlig neuen Eindruck. Mit einem ganz weltverlorenen
Kinderlächeln schüttelte er den Kopf und setzte sich,
während die anderen aufgeregt hin und her liefen, ans
Klavier und fing an zu spielen. Ich folgte ihm, um ihn
doch noch zu überreden, da sah ich in seinen leuchten-
den Augen einen solchen heiteren Gottesfrieden, daß
ich verstummte. Kurz sei noch berichtet, daß in-
zwischen doch die Polizei verständigt wurde. Ein
Kriminalbeamter in Zivil erschien und der Mann wurde

abgeführt. Ich folgte mit zur Polizei und dort wieder-
fuhr mir eine hohe Ehre. Der Kriminalkommissar fragte
mich: „Also Sie sind dieser Professor Einstein?“ Als
ich aber erschüttert abwehrte und bemerkte, ich käme
in seiner Vertretung, schnauzte der Gestrenge: „Ja,
warum kommt dieser Professor denn nicht selber?“,
und als ich aufklären wollte, meinte er kopfschüttelnd:
„So’n Professor kann doch nicht immer blos Stunden
geben.“ Da dämmerte es bei mir —- bis in diese heiligen
Hallen war des Genius Weltenruhm noch nicht gedrun-
gen. Nemo propheta in patria. Durch die Eindrücke
dieses Tages ward mir aber auch schmerzlich bewußt,
daß es unmöglich sei, in einem Profilbildnis, sei es noch
so vollendet, diesen Mann annähernd umfassend dar-
zustellen, und so keimte der Gedanke auf, wenn das
Glück mir hold ist, eine lebensgroße Porträtbüste zu
schaffen, und das Glück war mir gewogen. Wie es dazu
kam und welche Umstände hier zusammen wirkten, das
hoffe ich ein andermal schildern zu können. Hier sei
nur gesagt, daß meine Arbeit, als ich sie endlich in
Bronze ausgeführt vorzeigen konnte, mir ein so hohes
Lob eintrug, wie ich es nie zu erwarten gewagt hätte.

Wenzel Hollar

Fünf Muffe mit
Frauenarmen

Ausstellung

bei

Gilhofer & Ranschburg,
Luzern

But? Qeßbtcbte des Hyalttbglafes

uon

6. Raffelsbetigec s B. Krumau

I Inter den böhmischen Gläsern der Biedermeierzeit
erregte neben dem Lithyalin Egermanns das
Hyalithglas des Grafen Buquoi das größte Aufsehen.
Zu seinen bereits erfolgten Würdigungen1) mögen nach-
folgende Zeilen, die an Hand der archivalischen Auf-
zeichnungen zusammengestellt wurden, eine vielleicht
nicht unwillkommene Ergänzung bilden.

Die Wiege des Hyalithglases stand im südlichen
Böhmen. Dort hatte Georg Franz August Longueval

*) Siehe Pazaurek: „Gläser der Empire- und Biedermeierzeit“.

Graf Buquoi die an Niederösterreich grenzende Herr-
schaft Gratzen im Jahre 1803 von seinem Oheim geerbt
und durch sie ein an Glashütten reiches Gebiet erwor-
ben. Von diesen erlangte die im Jahre 1804 von dem
neuen Herrschaftsbesitzer übernommene Fabrik zu
Georgenthal die größte Bedeutung, da von dieser Glas-
hütte die Hyalitherzeugung ihren Ausgang genommen
hat. Die anderen herrschaftlich Gratzener Hütten
— unter diesen waren Silberberg und die erst 1838 neu-
errichtete Fabrik zu Schwarztal die wichtigsten —
haben für die Geschichte des Hyalithglases nur sekun-

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