Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 11./12.1929/30
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0396
DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Figdor als Bildersammler
DOI Artikel:Buchwald, Conrad: Michael Willmann: ein deutscher Barockmaler
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26238#0396
harte Worte abzuringen vermochte, so trafen sie den
dreisten Eingriff, der so viele Monumente allenthalben
verfälscht hat.
Die Arbeit dieser Verzeichnung wurde in der
Hauptsache von Frl. Dr. Ring geleistet, bestand in der
ü
Ordnung und kritischen Sichtung der von dem Samm-
ler hinterlassenen Notizen. Wir waren bemüht, alle
Angaben im Geiste jener vorsichtigen Sachlichkeit zu
formulieren, in dem Figdor das Lebenswerk seiner
Kunstsammlung aufgebaut hat.
Hieronymus 'Bosch
Der verlorene Sohn
Zweite Auktion Figdor
bei
Paul Cassireiy Berlin
pticfyael lÜtlimann
6 i n deutfebet? Bacodunalec
üon
Concad Bucbtuald —Btieslau
jer Maler Michael Lukas Leopold Willmann
entstammte einer Künstlerfamilie, wie man sie
mit einer solchen Fülle von Begabungen selten findet.
Sein Vater Peter Willmann schon war Maler und ebenso
sein einziger Sohn Michael Leopold, der ihn nur um
wenige Wochen überlebte. Zufälligerweise war es auch
sein Stiefsohn Christoph Lischka, den seine Frau mit
in die Ehe brachte. Auch von den fünf Töchtern übte
eine die Kunst des Vaters, eine andere heiratete einen
Maler, wahrscheinlich einen Schüler des Vaters, und
wurde die Mutter wieder eines Malers, des Prager
Meisters W. G. Neunherz.
Michael Willmann wurde vor 300 Jahren, also
1630, in Königsberg geboren und am 27. September,
wie erst kürzlich entdeckt wurde, dort in der Altstädter
Kirche getauft. Vom Vater erhielt er den ersten Kunst-
unterricht, dann ging er nach den Niederlanden, wo
zwei uns gegensätzlich erscheinende Kunstrichtungen
ihn anzogen, die des Rubens und noch mehr dessen
Schülers van Dyck und die Rembrandts. Wie lange er
dort war, und ob er bei einem bestimmten Künstler
Unterricht genommen hat, wissen wir nicht. Später ist
er auf Wanderfahrten anzutreffen, in Prag und in
Berlin, wo er mit einem verloren gegangenen mytholo-
gischen Bilde die Aufmerksamkeit des Großen Kur-
fürsten erregte, für den er später, 1682, eine jetzt im
Königsberger Schlosse aufbewahrte Allegorie malte, die
den Herrscher als Schutzherrn der Künste und Wissen-
schaften verherrlicht.
ln den 50er Jahren aber hat Willmann in Breslau
eine Bekanntschaft gemacht, die für sein ganzes Leben
und Schaffen entscheidend werden sollte, die mit Arnold
Freiberger, dem kunstsinnigen Abte des Zisterzienser-
klosters Leubus in Schlesien. Dieser war tatkräftig be-
386
dreisten Eingriff, der so viele Monumente allenthalben
verfälscht hat.
Die Arbeit dieser Verzeichnung wurde in der
Hauptsache von Frl. Dr. Ring geleistet, bestand in der
ü
Ordnung und kritischen Sichtung der von dem Samm-
ler hinterlassenen Notizen. Wir waren bemüht, alle
Angaben im Geiste jener vorsichtigen Sachlichkeit zu
formulieren, in dem Figdor das Lebenswerk seiner
Kunstsammlung aufgebaut hat.
Hieronymus 'Bosch
Der verlorene Sohn
Zweite Auktion Figdor
bei
Paul Cassireiy Berlin
pticfyael lÜtlimann
6 i n deutfebet? Bacodunalec
üon
Concad Bucbtuald —Btieslau
jer Maler Michael Lukas Leopold Willmann
entstammte einer Künstlerfamilie, wie man sie
mit einer solchen Fülle von Begabungen selten findet.
Sein Vater Peter Willmann schon war Maler und ebenso
sein einziger Sohn Michael Leopold, der ihn nur um
wenige Wochen überlebte. Zufälligerweise war es auch
sein Stiefsohn Christoph Lischka, den seine Frau mit
in die Ehe brachte. Auch von den fünf Töchtern übte
eine die Kunst des Vaters, eine andere heiratete einen
Maler, wahrscheinlich einen Schüler des Vaters, und
wurde die Mutter wieder eines Malers, des Prager
Meisters W. G. Neunherz.
Michael Willmann wurde vor 300 Jahren, also
1630, in Königsberg geboren und am 27. September,
wie erst kürzlich entdeckt wurde, dort in der Altstädter
Kirche getauft. Vom Vater erhielt er den ersten Kunst-
unterricht, dann ging er nach den Niederlanden, wo
zwei uns gegensätzlich erscheinende Kunstrichtungen
ihn anzogen, die des Rubens und noch mehr dessen
Schülers van Dyck und die Rembrandts. Wie lange er
dort war, und ob er bei einem bestimmten Künstler
Unterricht genommen hat, wissen wir nicht. Später ist
er auf Wanderfahrten anzutreffen, in Prag und in
Berlin, wo er mit einem verloren gegangenen mytholo-
gischen Bilde die Aufmerksamkeit des Großen Kur-
fürsten erregte, für den er später, 1682, eine jetzt im
Königsberger Schlosse aufbewahrte Allegorie malte, die
den Herrscher als Schutzherrn der Künste und Wissen-
schaften verherrlicht.
ln den 50er Jahren aber hat Willmann in Breslau
eine Bekanntschaft gemacht, die für sein ganzes Leben
und Schaffen entscheidend werden sollte, die mit Arnold
Freiberger, dem kunstsinnigen Abte des Zisterzienser-
klosters Leubus in Schlesien. Dieser war tatkräftig be-
386