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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Die Gedächtnis-Ausstellung der Brüder Olivier in Dessau
DOI Artikel:
Aus dem nordischen Kunstleben / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Alte Graphik auf dem Markt / Aus der Kunstwelt / Neue Kunstbücher / Die Umgestaltung des Museums der Bildenden Künste zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0125

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Wirkungsweise liegt in dieser Schärfe und Klarheit; sie ist Träger
geistiger Sauberkeit und zugleich einer gotterfiillten Hingebung
art das All.

Olivier hat diese hochgespannte Fornt nicht durchgehalten.
Als er 1830 nach Miinchen tibersiedelte, vvandelte sicli sein Raum-
gefiihl im Qeiste der Zeit, es wurde allgemeiner in musikalischem
Sinn, die Plastizität seiner Formationen erweichte zli einem ly-
rischen Rhythmus, und zugleich traten die Details zurtick zugunsten
eines malerisch verwischenden Realismus, wie er damals, besonders
in Miinchen, zu herrschen begann. Diesc seine Spätschöpfungen,
meist kleine anmutige Bildchen, stehen aber in gewisser Weise
kaum hinter den Werken seiner heroischen Zeit zuriick. Das
Musikalische seiner Natur brach in ihnen ganz rein und ungetriibt
liervor; er rtahm das Schönste von Schirmer und Franz-Dreber
darin vorweg; Schleich und Zimmermann scheinen idealisiert, und
die ganze, inuner theatralische Spätromantik der Landschafter er-
scheint hier von ihrer eehtesten poetischen Seite.

Ludwig Qrote wird die Rcsultate seincr Erfahrungen, wie er
anktindigt, in einem abschließenden Werk tiber die Oliviers nieder-
legen. Wir habeu ihm aber niclit nur fiir die außerordentliche
Qelegenheit zu danken, die er durcli das mühevolle Zusammen-
bringen ihrer Lebensarbeit in Dessau für jeden Freund der Ro-
rnantiker schuf. Er hat in den wenigen Jahren seiner Tätigkeit
das Anhaltische Landesmuseum in seinem entztickenden Empirebau
völlig neu organisiert, Kostbarkeiten K. W. Kolbes und der Oliviers
in überraschender Zahl erworben und den Grundstock zu einer
Qalerie der Qegenwart legen können. So werden die Epochen um
1500 (Cranach), um 1800 und 1900 in Werken bodenständigen
Charakters deiser kleinen Sammlung iliren Wert und ihren Sinn
geben, der nur darin bestehen kann, daß das Stadtzugchörige in
bester Auswahl dort erscheint. Was die Qegenwart betrifft. so gibt
es ja zum üliick ftir Dessau dort das Bauhaus: von seinen Meistern
hat Grote bcreits Kandinsky, Schlemmer, Klee und Feininger mit
auserlesenen Stiicken erworben.

Spitzweg
„Der Philosoph“

Sammlung Max Bölitn,
Berlin. Versteigerung am
28. Januar 1931 bei
Rudolph Lepke, Berlin.

Aus dcm notdißben Kunftteben.

Zum Direktor des Kopenhagener Kunstmuseums ist nunmehr
Leo Swane ernannt worden, der bereits seit 1912 als Assistent,
seit 1919 als Inspektor dort tätig ist und daher aller Voraussicht
nach über die für das Amt erforderliche Erfahrung verfügt.
Wissenschaftlich ist Swane durch sein Buch über den Maler
Dankvart Dreyer, durch Beiträge über Abildgard, den Kupfer-
stecher Clemens und andere Studien zur dänischen Kunstgeschichte
bekannt geworden; von ausländischen Kiinstlern gilt sein Interesse
in besonderem Maße Cezanne. Es verdient vielleicht hervorge-
hoben zu werden, daß Leo Swane gegenüber der Kunst Willumsons,
in dem die jüngere dänische Künstlergeneration ihren Meister und
Fiihrer erblickt, eine sehr kritische Waltung einnimrnt; seine Er-

nennung zum Museumsdirektor ist denn auch in diesen Kreisen
nicht eben mit Begeisterung aufgenommen worden. Doch nun ist
die Entscheidung gefallen, und fiir das Weitere heißt es nun: wait
and see!

Die Auflösung dcr Moltkeschen Qemälde-
sammlung wird also Tatsache, und vorausichtlich im März
oder April wird Kopenhagen eine Kunstversteigerung großen Stils
erleben. Seit 1756 befindet sich diese Sammlung in dänischem Be-
sitze; ihren Katalog hat Hoyen hergestellt und später Professor
Karl Madsen revidiert. Dem Staate fallen die folgenden Bilder zu:
Rembrandts Bildnis einer alten Frau, Rubens Mönchsporträt, eine
L.andschaft von Hobbema, ein Jagdbild von Simon Kock, Poussins

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