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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

DOI Heft:
1./2. Märzheft
DOI Artikel:
Tietze, Hans: Dr. Albert Figdor-Stiftung im Wiener Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0205

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1

/ahrgang 193t 1/2 M.örzficft

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j jie Sturmflut, die d'ie größte Wieuer Privat-
sammlung des 19. Jahrhunderts auseinander-
gerissen und in alle Welt zerstreut hat, hat als einzigen
Rest eines einst viel gepriesenen Ganzen die Stiftung
zurückgelasseu, die sich der österreichische Staat auf
Grund einer höchst vervvorrenen Rechtslage zu sichern
vermochte; zu den Dingen, mit denen sicli die Erwer-
ber dcr Sammlung von den bestehenden Bindungen
lösten, sind jene gefügt worden, die die Wiener Museen
aus den Ausfuhrtaxen auf den Auktionen in Wien und
Berlin käuflich erwarben. Alles dies zusammen ist die-
ser Tage in zwei Sälen der Neuen Hofburg dem Publi-
kum zugänglich gemacht worden.

Die museale Aufstellung des aus hunderten von Ein-
zelobjekten gebildeten bric-ä-brac, das einst ein Dutzend
halbdunkle Privaträume romantisch überfüllt hatte, war
eine sehr schwierige Aufgabe; was einst als malerischcs
Durcheinander aufgehäuft oder iu zahllose Schubladen
verkramt seine Wirkung getan hatte, mußte nun iiber-
sichtlich zur Schau gestellt werden, ohne daß doch der
ursprüngliche Charakter der Sammlung ganz aus-
gelöscht würde. Fügt man liinzu, daß die Stiftung
Werke großer Kunst und lange Serien gleichartigen
Handwerksguts umfaßt, Erzeugnisse von der Antike bis
zum Biedermeier, Dinge, die kunsthistorisch und Dinge,
die kulturgeschichtlich zu bewerten sind, so gewinnt
man eine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die Hof-
rat Weixlgärtner zu überwinden hatte und glücklich
iiberwunden hat.

Er hat die Aufstellung, die mit Ausnalnne des
schönen Gartenteppichs, der gegenwärtig an die persi-
sche Ausstellung in London verliehen ist, und von ein
paar architektoniscli kaum unterzubringenden Oefen
und Zimmcrdecken alles vorhandene Figdorische um-
faßt, eine Zweiteilung in eine allgemeine und eine alt-
wienerische Sammlung zugrundegelegt. Die erstere
enthält die kostbaren Austriaca an Malerei und Plastik
— das Jiinglingsporträt des Rueland Frueauf, das viel-
leicht das reizvollste vordürersche deutsche Bildnis
lieißeti darf, die Tafeln der steirischen Oswäldlegende,
den signierten Görtschacher und die Schuster-
werkstätte des hl. Krispiu, die Glasgemälde aus Maria
Strassengel, von Plastiken die Saltauser Madonna, die
dem Hans Klocker zugeschricben wird, den Tiroler
König, dic Salzburger aubetende Maria, den leidenden
Ghristus vou Adrian de Vries und den Böckchenträger
von Donner — und die gotischen Möbel aus Annaberg in
Tirol und aus Feldkirch in Vorarlberg, überdies die
Gläser und Kacheln, die Pulverhörncr und Ledertaschen,
die antiken Fibeln und gotischen Model, die Handwerks-
geräte, wissenschaftlichen Instrumente usw., deren
systernatisch zusammengebrachte Reihen die Speziali-
tät der Figdor-Sammiung waren. All dies ist in
Gruppen zusammengestellt, aber diese Gruppen werden
immer wieder durch andersartige Einzelstiicke unter-
brochen, so daß keine Eintönigkeit entsteht; die Haupt-
stücke — auch die Hauptserien — sind ganz unmerk-
lich lierausgehoben, ohne daß doch der Eindruck der

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