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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Dezemberheft
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Schuchhardt, Carl: Erinnerungen an Alexander Conze: zum 100. Geburtstage am 10. Dezember 1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0099

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7ahrgang 1931

Herausgeber: AjdOlptl DonQtll

D<2z,emt>erhefl

Erinnerungen an Alexander Conze

Zum ioo. Geburtstage am 10. Dezember 1931

V011

Carl Schuchhardt

Eine Zeitschrift, die fiir die ganze Entwicklungs-
gescliichte der Kunst die Augen offen hält und in
erster Linie mit den heutigen Bewegungen im Kunst-
schaffen, Kunstgeschmack und Kunstbesitz sich be-
schäftigt, darf angesichts des Weltrekords in der Wall-
fahrt zum Pergamonaltar in diesen Tagen mit beson-
derer Freude des Mannes gedenken, dem es zu ver-
danken ist, daß der Altar von einem Dentschen und
fiir Deutschland ausgegraben wurde. Alexander Conze
hat die Entdeckung ILumanns, noch bevor sie ganz
gemacht war, ahnend erkannt und sie dann mit allen
Mitteln ihrer gliicklichen Voilendung zugefiihrt. Be-
kannt und schon zur formelhaften Legende geworden
ist die Geschichte, 3\ ie Conze bei Übernahme des Ber-
liner Antiken-Museums im Magazin zwei mißachtete
und vergessene Reliefs mit mächtig bewegten Figuren
fand, wie er mit Huniann, der sie vor Jahren geschenkt
liatte, sich sofort in Beziehung setzle und so die Per-
gamon-Grabung in Gang brachte.

Ein schönes Verhältnis der beiden Männer hat sich
von diesen ersten Tagen an durch die ganze Eolgezeit
entwickelt. Tlumann blieb der technische Leiter an
Ort und Stelle. Er berichtete alle acht l age iiber den
Fortgang der Arbeiten an Conze in Berlin, dem das
Ministerium die Verantwortung ftir die ganze Unter-
nehmung auferlegt hatte, Ein anderer wäre damals an
Conzes Stelle wohl spornstreichs hingefahren, um die

Ausgrabung der zu erwartenden Schätze selber vorzu-
nehmen und den Lorbeer des Entdeckers um seine
eigene Stirn zu flechten. Conzc tat das nicht; solch
drängender Ehrgeiz lag nicht in seiner Natur. Er trat
erst in Pergamon auf, als Plumann bereits den größten
Teil der Gigantomachie-Platten geborgen und auch
das Fundamcnt des Altars freigelegt hatte. Dann kam
er aber jedes Jahr auf eine Reihe von Wochen, um das
Erreichte zu besehen und den Eortgang zu beraten.
fn dem naturwüchsigen Leben unter den sympathi-
schen Türken und Griechen und auf dem herrlichen
Berge badete er sicli gesund von all den Reizungen
und Wallungen des Berliner Aintes. Die deutschen
Professoren mit ihrem „gesteigerten Wesen“, wie er es
nannte, machten es dem Leiter des Archäologischen
Instituts nicht leicht. In Pergamon gab er gleich am
ersten Abend seine Uhr an Humann ab. Die brauchte
er nun nicht mehr. Hier richtete man sich bei Tage
nacb der Sonne und des Abends nach dem Monde.
Conzes Pergamonaufenthalt war so regelmäfiig und
ging so allem andern vor, daß er 1886 auch den Tag
seiner Silbernen Hochzeit in Pergamon verbracht hat.
Da hat Ilumann ihn photographiert im Hofe unseres
„Deutschen Hauses“, so wie er auf die ßurg zu gehen
pfle gte, und das Bild ist das beste geworden, das es
überhaupt von Conze gibt. Als ich 1898 zuletzt mit
ihm in Pergamon war, sagte er im Vollgefiihl dieser

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