Uiufer der weslliclien Entwicklung geringschätzend ad acta ge-
legt werden konnten. Andreas Peter, angehörend dcr jüngsten
Generation ungarischer Kunsthistoriker, welche init dem Rüst-
zeug griindlichen kunstwissenschaftlichen Studiums die Erfor-
schung der heimatlichen Kunst vor Augen hält, unternimmt
erstmalig den verdienstvollen Versueh, die ungarische Kunst-
entwicklung synthetisch darzustellen. Durcli die Klärung der
spezifisch ungarisclien Stileigentümlichkeiten, der diesen inne-
wohnenden Qualitäten, und ihrer Beziehung zu den herrschen-
den westlichen Stilen entrollt er ein eingehendes Bild der unga-
rischen Kunstgeschichte, das die fragmentarischen Arbeiten
seiner Vorgänger weit überragt. Keine leichte Aufgabe ange-
sichts eines Materials, das sicli über eine Zeitspanne von mehr
als 1000 Jahren erstreckt und von dem sich bis in unsere Tage
leider nur ein verschwindender Bruchteil erlialten konnte. Als
Eolgeerscheinung der exponierten geographischen Lage des
dank seines weiteren Blicks in der ungarischen Kunstgeschiclde,
auch ein Stiick europäischer Kunstgeschichte anschaulich dar-
zustellen. Das Ziel einer solchen Arbeit: Klärung des autochtho-
nen gestaltenden Willens und seine Rolle in der gesamteuro-
päischen Entwicklung, kann als gelungen bezeichnet werden.
Das mit zahlreichen Abbildungen ausgestattete zweibändige
Werk kann — ohne eine abschlicßende Arbeit zu sein — als
bestes Handbuch zur Orientierung über die Kunst des Ungar-
landes gelten und gleichzeitig die geeignete Grundlage aller
weiteren Forschungsarbeit bilden. E. M. Ilajds.
Wallraf - Richartz’ Jahrbuch, N. F., Band 1, herausgegeben von
E. Buchner, Frankfurt a. M. Prestel Verlag.
Nacli dem Vorbild der von ihm lierausgegebenen „Beiträge zur
Geschichte der deutschen Kunst“ liat E. Buchner dem vorliegen-
den Jahrbuch, das eine neue Reihe des in fünf Bänden erschie-
Skutarisamt mit großem
Nelkenmuster, 16. Jahrli.
162 cm hoch, 123 cm breit
I,. Bernheimer, Miiuchen
Landes, der jahrhundertelang währenden, ununterbrochenen
Kriegswirren wurde bekanntlich das Gros der ungarischen
Kunstschöpfungen vernichtet. Aber aucli selbst eine Unter-
suchung des noch Erhaltenen stößt auf unendliche Schwierig-
keiten: die Denkmäler in den abgetrennten Gebieten sind der
ungarischen Kunstforschung heute kaum mehr zugänglich,
eigentlich fast entzogen. Manche Mängel und Lücken in Peters
Unternelimen erklären sich aus diesen ungünstigen Umständen
und vermindern infolgedessen auch keineswegs seine Leistung.
Ausgehend von der Kunst der Landnahmezeit, deren Beispiele
in den Grabfunden noch ganz asiatisch anmuten, beleuchtet er
knapp und sachlich die wesentlichen Etappen der Entwicklung.
Die Untersuchungen der romanischen und gotischen Epochen
fußen zum Teil auf der Pionierarbeit der älteren, mehr histo-
risch-archäologisch als rein kunstwissenschaftlich orientierten
Forscher, wie Henszelmann, Römer u. a. Doch gelingt es Peter,
nenen Kölner Jahrbuchs eröffnet, ein ganz anderes Gepräge ver-
liehen. Stattlicher als die vorhergehenden Bände, mit umfäng-
licheren Beiträgen und größeren Abbildungen ausgestattet, ge-
sttitzt durch die Mitwirkung der Stadt Köln, die bishcr nicht
beteiligt zu sein schien, setzt cs der allgemeinen Verzagtheit ein
kräftiges „quos ego“, den Willen zur Selbstbehauptung, gegen-
iiber. Buchner hat ein Recht dazu, denn er formuliert nicht nur,
er verwirklicht auch ein Programm. Die meisten bemerkens-
werten Beiträge rühren von ihm her. Hat er doch neue Werke
von Lochner, Grünewald, Dürer und Altdorfer mitzuteilen. Ülier
die eine oder andere These mögen Zweifel erlaubt seiu, dic Ent-
deckung der beiden Bildnisse Grünewalds rechtfertigt die anderen
Funde. Die beiden im Kölner Museum zutage gekommenen Werke
sind denn aucli das Kernstiick der Veröffentlichung. Es sind,
nach den Abbildungen zu urteilen, in der Tat ergreifende Sehöp-
fungen des alternden Griinewald. Doch sind auch Buchners
legt werden konnten. Andreas Peter, angehörend dcr jüngsten
Generation ungarischer Kunsthistoriker, welche init dem Rüst-
zeug griindlichen kunstwissenschaftlichen Studiums die Erfor-
schung der heimatlichen Kunst vor Augen hält, unternimmt
erstmalig den verdienstvollen Versueh, die ungarische Kunst-
entwicklung synthetisch darzustellen. Durcli die Klärung der
spezifisch ungarisclien Stileigentümlichkeiten, der diesen inne-
wohnenden Qualitäten, und ihrer Beziehung zu den herrschen-
den westlichen Stilen entrollt er ein eingehendes Bild der unga-
rischen Kunstgeschichte, das die fragmentarischen Arbeiten
seiner Vorgänger weit überragt. Keine leichte Aufgabe ange-
sichts eines Materials, das sicli über eine Zeitspanne von mehr
als 1000 Jahren erstreckt und von dem sich bis in unsere Tage
leider nur ein verschwindender Bruchteil erlialten konnte. Als
Eolgeerscheinung der exponierten geographischen Lage des
dank seines weiteren Blicks in der ungarischen Kunstgeschiclde,
auch ein Stiick europäischer Kunstgeschichte anschaulich dar-
zustellen. Das Ziel einer solchen Arbeit: Klärung des autochtho-
nen gestaltenden Willens und seine Rolle in der gesamteuro-
päischen Entwicklung, kann als gelungen bezeichnet werden.
Das mit zahlreichen Abbildungen ausgestattete zweibändige
Werk kann — ohne eine abschlicßende Arbeit zu sein — als
bestes Handbuch zur Orientierung über die Kunst des Ungar-
landes gelten und gleichzeitig die geeignete Grundlage aller
weiteren Forschungsarbeit bilden. E. M. Ilajds.
Wallraf - Richartz’ Jahrbuch, N. F., Band 1, herausgegeben von
E. Buchner, Frankfurt a. M. Prestel Verlag.
Nacli dem Vorbild der von ihm lierausgegebenen „Beiträge zur
Geschichte der deutschen Kunst“ liat E. Buchner dem vorliegen-
den Jahrbuch, das eine neue Reihe des in fünf Bänden erschie-
Skutarisamt mit großem
Nelkenmuster, 16. Jahrli.
162 cm hoch, 123 cm breit
I,. Bernheimer, Miiuchen
Landes, der jahrhundertelang währenden, ununterbrochenen
Kriegswirren wurde bekanntlich das Gros der ungarischen
Kunstschöpfungen vernichtet. Aber aucli selbst eine Unter-
suchung des noch Erhaltenen stößt auf unendliche Schwierig-
keiten: die Denkmäler in den abgetrennten Gebieten sind der
ungarischen Kunstforschung heute kaum mehr zugänglich,
eigentlich fast entzogen. Manche Mängel und Lücken in Peters
Unternelimen erklären sich aus diesen ungünstigen Umständen
und vermindern infolgedessen auch keineswegs seine Leistung.
Ausgehend von der Kunst der Landnahmezeit, deren Beispiele
in den Grabfunden noch ganz asiatisch anmuten, beleuchtet er
knapp und sachlich die wesentlichen Etappen der Entwicklung.
Die Untersuchungen der romanischen und gotischen Epochen
fußen zum Teil auf der Pionierarbeit der älteren, mehr histo-
risch-archäologisch als rein kunstwissenschaftlich orientierten
Forscher, wie Henszelmann, Römer u. a. Doch gelingt es Peter,
nenen Kölner Jahrbuchs eröffnet, ein ganz anderes Gepräge ver-
liehen. Stattlicher als die vorhergehenden Bände, mit umfäng-
licheren Beiträgen und größeren Abbildungen ausgestattet, ge-
sttitzt durch die Mitwirkung der Stadt Köln, die bishcr nicht
beteiligt zu sein schien, setzt cs der allgemeinen Verzagtheit ein
kräftiges „quos ego“, den Willen zur Selbstbehauptung, gegen-
iiber. Buchner hat ein Recht dazu, denn er formuliert nicht nur,
er verwirklicht auch ein Programm. Die meisten bemerkens-
werten Beiträge rühren von ihm her. Hat er doch neue Werke
von Lochner, Grünewald, Dürer und Altdorfer mitzuteilen. Ülier
die eine oder andere These mögen Zweifel erlaubt seiu, dic Ent-
deckung der beiden Bildnisse Grünewalds rechtfertigt die anderen
Funde. Die beiden im Kölner Museum zutage gekommenen Werke
sind denn aucli das Kernstiick der Veröffentlichung. Es sind,
nach den Abbildungen zu urteilen, in der Tat ergreifende Sehöp-
fungen des alternden Griinewald. Doch sind auch Buchners