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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Februarheft
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Osborn, Max: Das Kölner Kunstgewerbemuseum in verjüngter Gestalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0155

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Herausgeber: /VdOlptl DonQfH

7ahrgang 1932

rfc'bruarficfi:

Das Kölner Kunstgewerbemuseum in verjüngter Gestalt

Yon

Max Osborn

Trotz allei' Ungunst cler Zeiten hat die Hauptstadt
des Rheinlandes das g'roßztigige Reorganisationspro-
gramm ihres Museumswesens, clas in den Jahren ent-
stancl, cla es „uns noch gut ging‘* (wenigstens schein-
bar), nahezu durchgefiihrt. Drliben auf cler rechten
Seite cles Stromes reift, in der umgebauten ehemaligen
Deutzer Klirassierkaserne, das „Rheinische Museiim '
seinem Abschluß entgegen, dessen Griindungsgeclanke
bei cler Jahrtausend-Ausstellung von 1925 geboren
wurde. In räumliche Yerbindung clamit ist das Schniit-
gen-Museum kirchlicher Kunst gebracht, clas aus dem
Kunstgewerbemuseum am Hansaring ausgewandert
ist und in wenigen Wochen, Mitte März, die Pforten
seines neuen Qnartiers ölfnen wird.

So bekam das Kunstgemerbemuseum in seinem al-
ten Ilause, das kncle cler neunziger Jahre entstand.
doppelt Luft. Einmal konnte es die friiheren Schniit-
gen-Räume mit besetzen, uncl zweitens lag es nahe,
ciaß aus seinen dichtgedrängten Beständen manches
Kunstgut sowohl in die christliche Schatzkammer, die
einst von der liebenswert-behäbigen Persönlichkeit des
berühmten Domkapitulars ins l elien gerufen wurde.
wie in das „Rheinische1’ hinüberwechselte, um hier
wie dort aufzufüllen und Liicken zu stopfen. Zwie-
facher Schicksalswink fiir den Direktor Dr. Karl
With, Icleen der Neugestaltung seiner kunsthandwerk-
lichen Sammlung, die er lange in sich trug, zu ver-
wirklichen. ja, noch ein dritter Umstand bestärkte
und begünstigte ihn in seinem mutigen Entschluß:

clenn da fortan die beiden rechtsrheinischen Museen
für die kulturgeschichtliche Betrachtung, die Erkennt-
nis der Stilwandlungen wie die Entfaltung der regio-
nalen Schöpferarbeit anf clem weiten Feld der an-
gewanclten Ivünste reiche Gelegenheit bieten werden,
konnte er die neuartige Systematik für den Aufbau
des Kunstgewerbes, die er ersann, um so freier ent-
wickeln.

Diese Methode nun geht von Gesichtspunkten aus,
die das alte Schema der Kunstgewerbemuseen von
Grund aus sprengen, um zum Ersatz eine wohl
schon oft erwogene, doch nie gewagte Aufteilung und
Anordnung der Bestände zu stellen, die lebendige
Fäden zu den Gedanken und Eorderungen der Gegen-
wart hiniiberschlagt. Der Plan ging darauf aus, von
der historischen Darstellung völlig abzusehen und
gleichsam an Stelle cler früheren, oder vielmehr noch
Iieute allenthalben iiblichen, horizontalen Schichtung
des Materials eine vertikale zn bieten. Auf die Spiege-
lung cler Kulturepochen als geschlossener Einheiten
wurde verzichtet. Dafiii* wird nacli einem originellen,
ungemein geistreichen GrundriR in weitausgreifenden
Querschnitten Begriff und Vorstellung vom Wesen
gegenständlich gebunclener Gestaltung vermittelt.
Der Laienbesucher wie der Fachmann sollen hier er-
kennen, wie die Gebrauchs- und Schmuckformungen
der menschlichen Hancl durch die Jahrtausende hin
nach bestimmten groRen Gesetzen entstanden, daß
soWohl die einfachen LT.rt.ypen clieser Erzeugnisse wie

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