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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 10.1896-1897

DOI Heft:
Heft 16
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Schwindrazheim, Oskar: Der Gedanke einer deutschen Volkskunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11731#0253

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16. Dett.


Derausgeber:

Ferdinand Nvenarius. Anzc.gk"1'ä"Z°np'FL^ ^O. Zilkrg.

Der Gedunke einer dentseken volkskunst.

Sebluss.

Jn den deutschen Kunstgewerbeschulen gervinnt
das Naturstudmm immer größeren Boden. Pros. Seder,
über den ich in München srüher einmal, als vom Natur-,
speziell vom Pslanzenstudium die Rede war, die Worte
hörte: „DerSeder hat'sja auchprobiert,aber wasistda-
bei herauskommen?", — er ist Direktor der Straßburger
Kunstgewerbeschule, die er ganz in eignem Sinne leitet.
Pros. Meurer geht in seinem prächtigen Werke mit
deutscher Gründlichkeit den Schönheiten der Pslanzen-
welt und ihren Lehren sür das Kunstgewerbe nach,
und seine Schüler tragen seine Gedanken hinaus an
andere Schulen. Die beiden Männer ergünzen sich:
betont der eine, soviel ich aus seinen Werken schließen
kann, die Lust am Fabulieren, den ungestümen, indi-
viduellen Gestaltungsdrang, so der andere die Jn-
timität, die Gründlichkeit des Naturstudiums — sie
zeigen ein Abbild des deutschen Charakters in seinen
sich bisweilen scheinbar widersprechenden und doch in
harmonischem Einklang besindlichen Eigenschasten. Wie
in Berlin und Straßburg, strebt man auch an ande-
ren Kunstgewerbeschulen, z. B. in Dresden und Ham-
burg, das Naturstudium zur Grundlage des Kunst-
gewerbes der Zukunst zu machen. Wie die Kunst-
gewerbeschulen, so wirken auch eine große Zahl von
Kunstgewerbe- und Kunstmuseen zum Teil schon seit
lüngeren Jahren, wie z. B. in Hamburg unrer den
Direktoren Brinckmann und Lichiwark, ersolgreich in
gleichem Sinne.

Jm praktischen Kunstgewerbe selbst schließen sich

den Ichon tänger aus der Grundlage des Naturltudiums
sußenden Kunsthandwerkern und Zeichnern allmählich
neue an, insbesondere, wie es scheint, aus den Gebieten
des reinen Zeichnens und Malens in der Buchorna-
mentik und der Dekorations- Porzellan- und
Fayenee-Malerei, aber auch aus anderen. Man denke
zr B. an die aus Grundlage von Blumenmotiven
komponierten Wandarme, Kronleuchter u. dgl. sür
elektrisches Licht, an die Köppingschen Ziergläser, an
die Berliner Porzellan-, an einzelne moderne Eisen-
arbeiten, an manche moderne Srickereien.

Das Fußen aus der Nalur ermöglichl natürtich
neben den Kunsthandwerkern auch den Künstlern in
weit höherem Maße, als die bisherige ausschließliche
Geltung alter Stilarten, in der Zierkunsl mitzu-
arbeiten, ja, es ist die Gesahr da, daß aus manchen
Gebieten der nichtmitsorrschreirende kunügewerbliche
Zeichner durch den Maler verdrängt wird. Nament-
lich unter den jüngeren Malern der neuesten Richtung
sinden sich viele ausgesprochene Ornamentiker. Erfreu-
lich ist das besonders insosern, als damir der alte
Spalr zwischen Malerei und Ornamentik überbrückt
wird.

Auch des Dilettantismus muß hier wieder Er-
wähnung geschehen, und wiederum sreur es mich,
seststellen zu können, daß in Hamburg von Dilettanten
sehr anerkennenswerte, ja zum Teil bewundernswerte
Leistungen aus dem Gebiete der aus Pslanzenstudium
beruhenden Zierkunst geschasfen worden sind. Auch
 
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