denn meines Wissens thun sie das bei sich zu Lande auch nicht. Eher
ließe sich fragen, oü sich da und dort nicht mit panoramaartigen Wir-
kungen etwas für kleine und große Kinder thun ließe, ohne den hochwohl-
weisen Ernst der Erwachsencn zu beleidigen. Man braucht ja nicht glcich
so viel zu verlangen, wie z. B. Hagenbcck in seinem „Tierparadiese"
bietet. Bildliche Darstellungen, an Wänden und Gittern angebracht, gute
Kataloge, die, weder kindisch noch pedantisch, wirklich zu intcressieren
wissen (ach, wie scltcn sind gute Kataloge!), gelegentlich vielleicht auch
Führungen und Vorträge könnten dann neben den nützlichen und unter-
haltsamen Darbietungen der Völkerwiese das ihrige thun, um die Tier-
gärten fürs Volk rccht auszunützen. Machen sie aber bei solcher Ein-
richtung nicht zugleich bessere Geschäfte als jetzt, so verpflichte ich mich
zum Schadenersatz.
Als es, ein paar tausend Jahr ist's her, dem schönen Frl. Pstzche
schlecht ging, wer war's, der sich ihrer annahm? Allerlci Getier, — ich habe
zwar vergessen welches, aber im Apulejus steht's nachzulesen. Es ist
noch heute dieselbe Geschichte: Hund und Pferd, Frosch und Ferkel,
Spatz und Schwalbe, Adler und Marabu, alle haben sie irgcnd was
bei sich, den Herrn der Schöpfung aufzuheitern, wenn er mißgestimmt
ist: ihre Schönheit oder Häßlichkeit, ihre Schlauheit oder Dummheit, vor
allen Dingen: ihre Natürlichkeit. Daß mich wegen dieser Behauptung
unter zehnen unsrer geehrten Leser fünf auslachen, es ist zu beklagen als
ein Zeichen dasür, zwischen welcher Fülle von frischen Quellcn die meisten
von uns sitzen und durstcn. Sentimentale „Tierjokcl" sind nicht die übelsten
Leute, aber an sie denk ich wirklich nicht als an Jdeale, wenn ich so spreche.
Jch rede einsach von denen, die sich's angewöhnt haben (ja: ang ewöhnt
haben), zunächst mit meinethalb kühlem Jnteresse bei jeder Gelegenheit
Tiere aufs Aeußere und Jnncre hin zu beobachten. Je besser sie's
können, je reicher sprudeln ihncn die hellen Wässer aus jedem Gestein,
an das sie schlagen, sitzt nur irgend ein Tier darauf. Daß sie dann zu
Tierfreunden werden, ergibt sich einfach aus unwillkürlicher Dank-
barkeit, „Tierjokel" aber brauchen sie nicht zu werden.
Stellcn wir auch die zoologischen Gärten in den Dienst einer be-
wußten Erziehung zur Freude, die unsere Kunst, die unser Volk
vor allem braucht!
Oene Gesnmtausgnben.
Otto Ludwig ist schon seit längerer Zcit der Liebling unserer neueren
Literaturrvissenschaftler, und die Beschäftigung dieser Herren mit ihm beginnt
mir nach und nach unheimlich zu werden. Darüber, daß Ludwigs vicr Haupt-
werke, „Dcr Erbsörster", „Die Maccabäer", „Zwischen Himmel und Erde" und
„Die Heiteretei", die allerweiteste Bcrbreitung und die Liebe des deutschen Volkes
verdiencn, kann gar kein Zweifcl sein; das Bedürfnis einer Ludwig-Philo-
logie, die von dem großen Fragmcntisten lcbt und ihn dafür über alle Dichtcr
seiner Zeit erhebt, liegt aber nicht vor. Wann hätte freilich die dcutsche Literatur-
Fachwissenschaft je nach den Bedürfnissen des deutschen Volkes gefragt? Ludwig
hat einen großen Haufcn bcschricbenen Papiers hinterlassen, dieser ist durch das
Gocthe-Schiller-Archiv zugünglich, und nun kommen all die größern und kleineren
Zee
ließe sich fragen, oü sich da und dort nicht mit panoramaartigen Wir-
kungen etwas für kleine und große Kinder thun ließe, ohne den hochwohl-
weisen Ernst der Erwachsencn zu beleidigen. Man braucht ja nicht glcich
so viel zu verlangen, wie z. B. Hagenbcck in seinem „Tierparadiese"
bietet. Bildliche Darstellungen, an Wänden und Gittern angebracht, gute
Kataloge, die, weder kindisch noch pedantisch, wirklich zu intcressieren
wissen (ach, wie scltcn sind gute Kataloge!), gelegentlich vielleicht auch
Führungen und Vorträge könnten dann neben den nützlichen und unter-
haltsamen Darbietungen der Völkerwiese das ihrige thun, um die Tier-
gärten fürs Volk rccht auszunützen. Machen sie aber bei solcher Ein-
richtung nicht zugleich bessere Geschäfte als jetzt, so verpflichte ich mich
zum Schadenersatz.
Als es, ein paar tausend Jahr ist's her, dem schönen Frl. Pstzche
schlecht ging, wer war's, der sich ihrer annahm? Allerlci Getier, — ich habe
zwar vergessen welches, aber im Apulejus steht's nachzulesen. Es ist
noch heute dieselbe Geschichte: Hund und Pferd, Frosch und Ferkel,
Spatz und Schwalbe, Adler und Marabu, alle haben sie irgcnd was
bei sich, den Herrn der Schöpfung aufzuheitern, wenn er mißgestimmt
ist: ihre Schönheit oder Häßlichkeit, ihre Schlauheit oder Dummheit, vor
allen Dingen: ihre Natürlichkeit. Daß mich wegen dieser Behauptung
unter zehnen unsrer geehrten Leser fünf auslachen, es ist zu beklagen als
ein Zeichen dasür, zwischen welcher Fülle von frischen Quellcn die meisten
von uns sitzen und durstcn. Sentimentale „Tierjokcl" sind nicht die übelsten
Leute, aber an sie denk ich wirklich nicht als an Jdeale, wenn ich so spreche.
Jch rede einsach von denen, die sich's angewöhnt haben (ja: ang ewöhnt
haben), zunächst mit meinethalb kühlem Jnteresse bei jeder Gelegenheit
Tiere aufs Aeußere und Jnncre hin zu beobachten. Je besser sie's
können, je reicher sprudeln ihncn die hellen Wässer aus jedem Gestein,
an das sie schlagen, sitzt nur irgend ein Tier darauf. Daß sie dann zu
Tierfreunden werden, ergibt sich einfach aus unwillkürlicher Dank-
barkeit, „Tierjokel" aber brauchen sie nicht zu werden.
Stellcn wir auch die zoologischen Gärten in den Dienst einer be-
wußten Erziehung zur Freude, die unsere Kunst, die unser Volk
vor allem braucht!
Oene Gesnmtausgnben.
Otto Ludwig ist schon seit längerer Zcit der Liebling unserer neueren
Literaturrvissenschaftler, und die Beschäftigung dieser Herren mit ihm beginnt
mir nach und nach unheimlich zu werden. Darüber, daß Ludwigs vicr Haupt-
werke, „Dcr Erbsörster", „Die Maccabäer", „Zwischen Himmel und Erde" und
„Die Heiteretei", die allerweiteste Bcrbreitung und die Liebe des deutschen Volkes
verdiencn, kann gar kein Zweifcl sein; das Bedürfnis einer Ludwig-Philo-
logie, die von dem großen Fragmcntisten lcbt und ihn dafür über alle Dichtcr
seiner Zeit erhebt, liegt aber nicht vor. Wann hätte freilich die dcutsche Literatur-
Fachwissenschaft je nach den Bedürfnissen des deutschen Volkes gefragt? Ludwig
hat einen großen Haufcn bcschricbenen Papiers hinterlassen, dieser ist durch das
Gocthe-Schiller-Archiv zugünglich, und nun kommen all die größern und kleineren
Zee