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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1899)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0228

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und die Hunde ob der sonderbaren Jagdunterbrechung sehr verlegen drein sehen,
aber von einer S arnmlung des Kunstgeistes auf dieLegende kannnicht gesprochen
roerden: die deutsche Bilder- und Schilderlust, die deutsche Phantastik und die
deutsche Natursreude konrmen dazu und heischen jedes Winkelchen des Raumes zum
ernst-sröhlichen Spiele sür sich. Nun aber vertiefe man sich darein, mit
melcher Liebe und welcher Ehrfurcht vor der Natur der Vordergrund durch-
gezeichnet ist, die entblößte Wurzel z. B.» aber auch Kraut und selbst Gras,
man versolge dann einzeln im Hintergunde die Ueberfülle „romantischer" Motive
vom Schwanenteiche bis hoch droben zum übenden Vogelschwarm. Der Antonius
aus dem zweiten Blatt nimmts mit seiner Einsiedelei Dürern zu lieb auch nicht
genau, sonst wär er nicht so dicht vor die Thore dieses köstlichen Burgnestes
da gezogen. Und bei der „Feldschlange" stehts nur im Vordergrunde eisen-
fresserisch aus — man bedecke einmal diesen Vordergrund mit der Hand, um
sich der ganzen Lieblichkeit der Landschaft ungestört zu erfreuen. Denn wirklich,
hier wird die Nebensache zur Hauptsache. Sagen aber die Ausländer: nun
alsol so dürfen wir Deutschen sie sragen: und wenn nun die Nebensache
Schöneres geben kann, als die Hauptsachc je, ist auch dann ihr Sieg von
Uebel? — Wer sich in „altdeutsche" Bilderherrlichkeit recht vertiefen will, dem
bietet sich jetzt eine Gelegenheit dazu, wie es noch keine gab, mit den von
Georg Steinhausen bei Eugen Diederichs in Leipzig herausgegebenen „Mono-
graphien zur deutschen Kulturgeschichte". Jst es doch, als wenn der Verleger
eine Ehre drein setzte, schier die ganze alte Bildersülle aus verstaubten Büchern
und modernden Flugblüttern wieder aufleben und sich ausleben zu lassen.
Auch unsere drei Reproduktionen sind diesen in jeder Hinsicht empfehlenswerten
billigen Monographien entnommen, von denen bis jetzt „Soldat" und „Kauf-
mann" erschienen sind.

Jm Texte geben wir noch auf S. 209 die kleine Abbildung eines Lese-
tischs von Paul Schultze-Naumburg. Dieser Tisch ist durchans praktischen
Bedürfnissen entwachsen: Schultze hatte beobachtet, wie selten einmal ein Bücher-
zimmer einen Tisch zeigt, an dem der gedruckte Schatz sich bequem benutzen
läßt. Dieser Tisch hier ist zum Sitzen sür zwei Personen gedacht, von denen
rechts und links Fächer so angebracht sind, datz sich Blätter und Bücher leicht
aus der Hand lcgen lassen, ohne die Tischfläche zu bedecken. Man kann sich
an diesen Fächern auch nicht die Kniee zerstoßen. An beiden Seiten slache
Schubladen. Die Tischplatte ist nicht poliert, da sonst die Bücher u. s. w. zu
leicht rutschten, sondern mit Tuch bespannt. Schmale Leisten ringsherum ver-
hindern ein Durchscheuern an den Kanten und Ecken. Die gespreizten Beine
geben dem Tisch festen Stand. Den Alleinvertrieb haben die „Vereinigten
Werkstätten" in München, die den Tisch in verschiedenen Größen liefern. Wir
üenken übrigens von jetzt an recht oft praktische und schöne Möbel abzubilden,
um auch auf diesem Gebiete mehr und mehr zu zeigen, was uns gut scheint.

Halbwelt. (A.) — Anton Bruckner. 2. Von Max Graf. — Musikalische
Weihnachtsspiele. Von Richard Batka. — Kunst in der Schule. Von Paul
Schumann. — Nachträge zum Weihnachtskatalog (Bilderwerke. Naturwissen-
schaftliches.) — Lose Blätter: Aus „Ephraims Breite" von Carl Hauptmann-
— Rundschau. Notenbeilage: Anton Bruckner, Choral-Episode aus der 5. Sym-
phonie. Carl Riedel, Probe aus dem Weihnachts-Album. — Bilderbeilagen:
Viktor Tilgner, Büste Anton Bruckners. Albrecht Dürer, St. Hubertus;
St. Antonius; Feldschlange. — Textbild: Lesetisch von Paul Schultze-Naumburg.
 
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