Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben (13,1.1899-1900)

Eh die Naienlüfte wehen,

Lh die Drossel sinqt iin wald;
willst du inich noch eininal sehen,

Roinm, o komme bald!

IVeil du uür zu srüh entschwunden,
Blieb ein unersülltes Glück
Unqenossner schöner Btunden
Ruhelos in mir zurück.

Ungeküßte Aüsse leben
In getrennten kserzen sort,

Und die Lixxe sühlt noch beben
Das zu früh verstuminte Wort.

verlorenes Glück.

Aein gegenwärtig Glück, und wenn es gleich
Vollausgesxeichert Lrwünschtes brächte,

Schasst wunderselige Tag' und Nächte,
wie das verlorne, denn das ist reich
wie Meeresgrund. Ls hat Gewalt,
lVard uns das herrlichste Gut entrissen,

Datz es sür uns in Schattengestalt
bserüberwallt,

Sanst leuchtend aus Finsternissen.

Und Allein verleiht es, Allein um uns her
Lin tieseres Leben, es gibt
Leblosem die Seele, die wir geliebt,

Nichts sällt dem bserzen noch schwer.

Das überwundne Leiden

Nüllt sich in stolzes, herrschendes Licht,

In strahlende Glut; es lächelt, es spricht
Aus Urnen und Bildern — dein Andenken lebt
Nur um so schöner wiederqeboren,

Ie serner du mir entschwebt
Und verschollen bist und verloren.

Ikundscbau.

Dichtung.

*„Die Literatur am Jahr-
Hundert-Ende" betitelt sich ein bei
Cotta erschienenes Buch von Max
Lorenz, dasaus in den „Preuß.Jahr-
büchern" zuerst erschienenen, übrigens
von vorne herein aus einander gestimm-
ten Aussätzen besteht. Die Mode-Er-
scheinungen unserer Zeit sind darin so
ziemlich alle besprochen, wie das schon j
die Wiedergabe der Titel der Aufsätze ^

darthut: Der Naturalismus, Gerhart
Hauptmann, Knut Hamsun, Maeter-
linck, das jüngste Wien, das Problem
Maupassant, „Herostrat", Hebbels
„Herodes und Mariamne", ZweiLyriker
(Liliencron und Dehmel), Frauenwerke,
Vom Dichter des „Johannes", „Die
drei Reiherfedern", Theodor Fontane.
Den Standpunkt Lorenzens kennzeich-
nen die folgenden Sütze: „Es ist nun
2. Ianuarhest tZoo