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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1900)
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Batka, Richard: Neue Bücher über Musik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0350

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Oeue Wneber über /Dusilu

Ein recht bunter Haufe, den die Verteger von Nord und Süd her auf unsern
Redaktionstisch ftapelten! Eine Zeit lang warteten wir zu, ob sich das Material
zu einzelnen, gesonderten Gruppen ergänze. Aber da jede neue Sendung stets
neue Gattungen Musikliteratur bringt, heißt's kühnlich hineingreifen. Der dritte
Band der großen Wagnerbiographie von Glasenapp (Leipzig, Breit-
kopf L Härtel) kommt mir als erster zu Handen. Der Kunstwart hat aus
die Vorzüge des Werkes bei Erscheinen der beiden ersten Bünde hingewiesen
und darf auch den neuen empfehlen. Nur halte man fest, daß Glasenapp
Wagners Leben vom Wagnerschen Standpunkte schreibt, daß er zeigen will,
wie die Personen und Ereignisse im Kopfe des Meisters sich malten, in welcher
Richtung die oft verschlungenen Gänge seines Denkens und Empfindens liefen.
Diese Ausgabe hat er nicht bloß mit erstaunlichem Fleiße, sondern auch mit
richtigem psychologischen Verständnis gelöst. Jetzt sehlt uns zur vollständigen
Erkenntnis nur die psychologische Würdigung eben jener Zeitgenossen Wagners,
die Darlegung, inwieweit sie subjektiv berechtigt oder vielmehr genötigt waren,
Wagner als Menschen und Künstler mißzuverstehn, ihn, dessen sachlich zu-
tressendes' Bestreben ex eventu natürlicherweise leichter zu preisen als seinerzeit
prophetisch zu begreifen war. Jndeß lag diese exoterische Seite der Wagner-
biographik nicht mehr im Plane Glasenapps, der bekanntlich auch auf die
Kunstwerke des Meisters nicht näher eingeht. Viel, sehr viel Neues hat er
beizubringen, Quellenkritik zu üben, Legenden zu zerstören u. s. w. Die ein-
gehende Prüfung der Weißheimerschen Memoiren, deren Verläßlichkeit ich zu-
erst an dieser Stelle in Zweifel zog, ergibt Ueberraschendes auch sür den, der
mit Sternselds vernichtender Besprechung jenes Buches im „Mus. Wochenblatt"
vertraut ist. Zu Serows Erinnerungen an Wagner hätte bemerkt werden sollen,
daß eine deutsche Uebersetzung davon in der „Neuen Mus. Rundschau" er-
schiencn ist.

Der rührige Berliner Musikverlag Harmonie gab Rubinsteins Vor-
träge über die MeisterdesKlaviers in einer recht guten Uebersetzung
von Bessmerty heraus. Den Klavierspielern ist mit diesem an feinen, geist-
reichen und im lebenswürdigen Plaudertone abgefatzten reichen Büchlein eine
ebenso willkommene Gabe dargebracht worden, wie gebildeten Sängerinnen mit
den Erinnerungen an Amalie Joachim von Olga Plaschke, die
manches gute Wort der berühmten Sangesmeisterin überliefern. Da wir in
der Konzertsaison stehen, greife ich zum Exempel das folgende heraus:
„Der Gedanke muß stets aus dem Liede herausgefunden und ganz klar zum
Ausdruck gebracht werden. Wir kennen das Lied ja, aber denken Sie nur
daran, daß z. B. der Handlungsreisende Meyer, der dort im Saale sitzt und
seine zwei Mark für den Play bezahlt hat, es nicht kennt. Und dem muß
alles sehr genau auseinandergesetzt werden, damit er es versteht, denn sonst
räsonniert er mit Recht über die Sängerin: ich habe nicht einmal verstanden,
was sie sang." — Daß die deutschen Musikschriftsteller noch immer vergessen,
daß an ein „Buch" schon in Bezug aus Komposition und Stil andere Anforde-
rungen zu stellen sind als an einen, für das Bedürfnis der Tageszeitung zu-
sammengestellten Jubiläumsartikel, Zeigt die Saint-Saens-Biographie
von Neitzel. Die aneinandergereihten im einzelnen gewiß sehr zutreffenden
Rezensionen über die einzelnen Werke des sranzösischen Tonsetzers geben kein
anschauliches Bild seiner geistigen Physiognomie. Neitzel hat den Stoff zwar
b nvstwart
 
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