mute ein -- laß rnich recht oft dein übermütiges Lachen hören — hörst du! —
Dann rverde ich mit dir lachen. — Laß mich ein kleines Kind sein in deinem
Schoße. — Wehre den Wahnsinn von mir ab — o — lege mir diese süßen
tzändchen auf die Stirn — so — und sage: ich liebe dich! — O, sprich mir's
nach: ich liebe dich!
Marianne: Jch — liebe — dich.
Kleist (aufspringend): Dank! — dies Wort enthält einen Zauber. Nun
ist alles gut. Jch sürchte mich nicht mehr. Die Krankheit ist gewichen. — Und
du — mein Kind -- bist du glücklich? — Sprich!
Marianne (sich an ihn schmiegend, innig»: Ja!
Es solgen Szenen, die zur Kennzeichnung der nicht eben schönen Welt
dienen, in die Kleist bei dem Parvenü Paltzow und seinen Gästen versetzt ist.
(Marianne steckt den Kopf herein und macht: „Pst pst!" Kleist wendet sich,
sie kommt auf ihn zugesprungen.)
Marianne: Allein! — Niemand sieht's! (Sie umarmt ihn.) Keine
Angst! — sie sind alle beim Essen.
K l e i st: Aber —
Marianne: Sag' nichts! — Bitte, sag' nichts! — Nein, daß ich dich
hier so allein treffe. Komm, setz' dich hier — nein — erst laß dich mal be-
wundern in deinem Staat. — Also — das ist das Hoskleid — nichtwahr, was
man bei Hofe trägt?
Kleist: Jch zog es an — weil — nun, weil es so ziemlich das einzige
ist, was ich habe. —
Marianne: Warum sollst du denn das Hofkleid nicht tragen? —
Jch sreue mich ja so darüber. Es steht dir so gut. Du siehst so vornehm
darin aus — so ganz anders als die Uebrigen — und dann — weißt du —
die andern ärgern sich auch alle.
Kleist: Aergern sich?
Marianne: Ach Gott, sürchterlich! Jch habe so einige Bemerkungen
gehört, — ach, war das spaßhast. Und weißt du, wer sich am meisten ge-
ürgert? — Meine Freundinnen.
Kleist: Das verstehe ich garnicht.
Marianne: Daß du von Adel bist und bei Hofe ausgehen darfst —
darüber ärgern sie sich ganz sürchterlich.
Kleist: So — und das — freut dich also?
Marianne: Aber natürlich!
Kleist: Und — Marianne — woher wissen denn deine Freundinnen
eigentlich von unseren Beziehungen?
Marianne: Jch habe niemandem etwas gesagt — wahrhaftig nicht!
— Aber weißt du, so was spricht sich schnell rum.
Kleist: Ah! — Marianne — du mußt wissen, mit deinem Vater habe
ich noch nicht gesprochen.
Marianne: Was thut denn das? — Meinft du, mein Vater denkt
sich nichts dabei?
Kleist: Wobei?
Marianne: Nun, daß du in den letzten Tagen so oft hier gewesen
bist. — O nein, mein Vater isr garnicht so aus den Kopf gefallen. — (Plötzlich
die Augen senkend.) Weißt Du — (sie stockt verschämt.)
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2. Februarheft iqoo
Dann rverde ich mit dir lachen. — Laß mich ein kleines Kind sein in deinem
Schoße. — Wehre den Wahnsinn von mir ab — o — lege mir diese süßen
tzändchen auf die Stirn — so — und sage: ich liebe dich! — O, sprich mir's
nach: ich liebe dich!
Marianne: Jch — liebe — dich.
Kleist (aufspringend): Dank! — dies Wort enthält einen Zauber. Nun
ist alles gut. Jch sürchte mich nicht mehr. Die Krankheit ist gewichen. — Und
du — mein Kind -- bist du glücklich? — Sprich!
Marianne (sich an ihn schmiegend, innig»: Ja!
Es solgen Szenen, die zur Kennzeichnung der nicht eben schönen Welt
dienen, in die Kleist bei dem Parvenü Paltzow und seinen Gästen versetzt ist.
(Marianne steckt den Kopf herein und macht: „Pst pst!" Kleist wendet sich,
sie kommt auf ihn zugesprungen.)
Marianne: Allein! — Niemand sieht's! (Sie umarmt ihn.) Keine
Angst! — sie sind alle beim Essen.
K l e i st: Aber —
Marianne: Sag' nichts! — Bitte, sag' nichts! — Nein, daß ich dich
hier so allein treffe. Komm, setz' dich hier — nein — erst laß dich mal be-
wundern in deinem Staat. — Also — das ist das Hoskleid — nichtwahr, was
man bei Hofe trägt?
Kleist: Jch zog es an — weil — nun, weil es so ziemlich das einzige
ist, was ich habe. —
Marianne: Warum sollst du denn das Hofkleid nicht tragen? —
Jch sreue mich ja so darüber. Es steht dir so gut. Du siehst so vornehm
darin aus — so ganz anders als die Uebrigen — und dann — weißt du —
die andern ärgern sich auch alle.
Kleist: Aergern sich?
Marianne: Ach Gott, sürchterlich! Jch habe so einige Bemerkungen
gehört, — ach, war das spaßhast. Und weißt du, wer sich am meisten ge-
ürgert? — Meine Freundinnen.
Kleist: Das verstehe ich garnicht.
Marianne: Daß du von Adel bist und bei Hofe ausgehen darfst —
darüber ärgern sie sich ganz sürchterlich.
Kleist: So — und das — freut dich also?
Marianne: Aber natürlich!
Kleist: Und — Marianne — woher wissen denn deine Freundinnen
eigentlich von unseren Beziehungen?
Marianne: Jch habe niemandem etwas gesagt — wahrhaftig nicht!
— Aber weißt du, so was spricht sich schnell rum.
Kleist: Ah! — Marianne — du mußt wissen, mit deinem Vater habe
ich noch nicht gesprochen.
Marianne: Was thut denn das? — Meinft du, mein Vater denkt
sich nichts dabei?
Kleist: Wobei?
Marianne: Nun, daß du in den letzten Tagen so oft hier gewesen
bist. — O nein, mein Vater isr garnicht so aus den Kopf gefallen. — (Plötzlich
die Augen senkend.) Weißt Du — (sie stockt verschämt.)
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