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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 11 (1. Märzheft 1900)
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Avenarius, Ferdinand: Hoftheater und Staatstheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0417

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Doktdeater und Ltaarstbeater.

Besuchen Sie ost, mein Herr Leser, das herzogliche Hof-Museum
für bildende Kunst? Es sind manche schöne Sachen dort. Serenissimus,
der Hochselige, hatte ein Faible für italienische Bilder, besonders solche
mit Putten und Rosenguirlanden, daher ist das Museum an dergleichen
so reich. Serenissimus, der gegenwärtig regierende Herr, ist mehr einer-
seits für patriotische, anderseits für humoristische Kunst. Dann hat das
Museum eine Spezialität, orientalische Elfenbeinschnitzereien — von einer
Erbschaft her. Uebrigens finden Sie da auch eine der reichhaltigsten
Sammlungen nach Rubensstechern und eine fehr reichhaltige von exotischen
Briefmarken, sowie von Landesmünzen. Aber man ist mit der Zeit gegangen
und kauft jährlich vieles Neue hinzu. Der Direktor, das werden Sie
fehen, ist ein modern gebildeter Musealbeamter, ein Kunfthistoriker nicht
ohne Namen. Der Oberdirektor ift selbstverständlich vor allem Kavalier,
denn zunächst muß er ja Hofbeamter fein und gut repräfentieren. Er
thut trotzdem für eine rechte Ausnutzung der Kunst so viel er versteht
und fo viel sich mit den Neigungen Sr. Hoheit des Herzogs nur ver-
einigen läßt — vergleichen Sie die häufigen Ausstellungen. Die ganz
vortreffliche letzte wies auf Bilder aus der klassischen Zeit, Michelangelo,
Rafael u. f. w., die vorletzte allerdings zeigte Gemälde Anton von Werners
(ja, den schätzt Se. Hoheit nun einmal sehr), die drittletzte brachte uns
dasür Holbein nahe, die viertletzte, srellich freilich, die galt Nathanael
Sichel (die Prinzesfinnen lieben ihn so), die fünftletzte allen Jllustratoren
zu Julius Wolff, weil die Frau Herzogin für ihn fchwärmt, die fechst-
letzte, nun ja: Liebigbildern, die siebentletzte aber Max Klinger. Ein wenig
sehr verschiedenartig, allerdings, aber Sie dürfen nicht vergessen: Hoheit
bezahlt fchließlich, was die Eintrittsgelder nicht decken, und so will er
natürlich für sein Geld auch etwas nach seinem Geschmacke haben. Es
ist ja ein Hof-Museum, unterhalten aus der Zivilliste. . .

Wie mutet dies Bild unsre Leser an? Sie lachen darüber und
nehmen's nicht ernst. „Hofmuseen" solcher Art, o, die hat's mit den

Runstwart Märzheft tZoo
 
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