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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 10 (2. Februarheft 1901)
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Göhler, Georg: Musikalische Erziehung, [2]
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Schumann, Paul: Bilder in Schulen!
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0471

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Obcrleitung scines Kultusministcriums steheude staatliche Orchester-
schulen einrichtct. Wenn nur dereinst ungefähr so viele vorhanden
siud ivie Univcrsitätcn, das genügt schon. Aber es müssen wirklich
staatliche Jnstitute sein, nicht blos; kouzessionicrte, privilegierte, sub-
veutionierte Privat-Jnstitute. Jch mcinc, der Staat hat geradezu die
Pflicht, bei der auherordentlichen Macht, die die Kunst im Geistesleben
ausübt, gcnau so wic sür die Erzichung zur Wissenschaft so für die zur
Kunst sciue Kräste herzugebcn und durch die ihm zu Gcbote stehenden
Mittel die Bilduug eincs sehr zahlreichen Standes fördern und heben
zu helfen. Auherdem braucht man eine überflüssige Bclastung der
Staatskasse gar nicht zu fürchten. Schulen kosten Geld, das weiß jeder.
Auch diese Schulen iverdcn Zuschuh brauchen. Aber machen sie sich
nicht durch eineu Nutzen bezahlt, der nicht hoch genug veranschlagt werden
kann? Oder ist's etwa nicht von Bcdcutung, wenn durch vernünftige
Erziehung cin Staud, der sür grohe geistige Aufgaben bcstimmt ist, von
unbrauchbarcn Elemcnten gcrcinigt und zu der gesellschaftlichcn Stellung
cmporgehoben wird, die er verdient?

Man mag nur strcng an dem Mittelschulcharaktcr festhalten, so
werdcn auch dic Kosten keine allzugrohen werdcn. Es ist ja dic gröhte
Thorhcit, dah unsere Konservatorien sich gegenseilig zu überbieten suchcn
in der Gewinnuug bcrühmter Gröhcn als Lehrkräfte. Diese Virtuoscn
von Weltruf, die dnnn Geigen- uud Klavicrstundcn geben, sind zum
Erteilen von Masscnunterricht meist völlig ungeeignet und ziehen nichts
herau, als Nachahmer ihrer eigenen Kunststücke. Tüchtige Pädagogen,
hcrvorragende Orchestcrspicler, die müssen den Lehrkörper in den von
uns vcrlangten staatlichcn Orchestcrschulcn bilden. Dadurch wird dann
auch vermicdcn, dah dic Schüler die grohcn Unterrichtshonorare von
3—^OO Mk. zu bezahlen haben, gcgen dcrcn Entrichtung sie oft nicht
einmal das lerncn, was sie spätcr am notwendigstcn brauchen. Am
notwcndigstcn abcr brauchen unscrc Orchestermusiker erstens cine gute thco-
rctischc Erziehung, die nicht darauf ausgeht, noch mehr Winkclkompo-
nistcn fcrtig zu machen, sondcrn die das Vcrständnis für die Struktur
allcr alten und ncuen Musik cröffnet; danebcn aber müsscn sie in dieser
Lehrzeit in dcr gcsamten Literatur, dercn künstlcrische Wiedergabe ihren
späteren Lcbensberuf bildct, hcimisch wcrden, müssen eine Ahnung davon
bckvmmcn, was Orchcsterstil ist, im allgemcincn und bei jedem der
grohcn Meistcr im besondcren, müsscn sühlen lcrncn, warum man Bach
andcrs spielt als Mozart und Bcethovcn anders als Schumann. Bis
in dic nencstcn komplizicrten Orchesterstückc cinzudringen und das Wesen
und dcn Jnhalt der cinzclncn Hauptwerkc jcder Zeit klar zu erfassen, das
solltc dic höchste Stusc beim Abschlussc dicscr Vorbildung sein.

.Schluk,solge.- Georg Göbl°r.

KUäer in clie Scffulen!

Die Beivcgung sür ,Bilder in dic Cchulcn', zuerst, vor inchr als zwvlf
Jahren, iin Kunslivart angcregt, in Hamburg aber zuerst planmähig in dic
Thni umgcscht, sängt nun auch in Drcsdcn an, stärkcre Tcilnahme zu finden.
Im Hcrbstc dicscö Jahrcs ivird hicr cinc Vcrsammlung über die Kunst in der
Schulc bcratcn. Jm königlichcn Kupserstichkabinct aber ist schon jctzt eine

2 Februarheft syos
 
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