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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 12 (2. Märzheft 1901)
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Kunowski, Lothar von: Der Genius, seine Auferstehung und Führerrolle im Leben
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0556

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meßliche Ebene des Flachlandes studieren. Form, Farbe und Licht haben
Gesetze und haben sie in gleicher Weise bei allen Erscheinungen. Wer
die Muskeln eines menschlichen Arms abzubilden weiß, der wird in das
Gesetz des Pflanzenwuchses einzudringen wissen, wer dem Kristall die
Eigenart seiner Form abgewonnen hat, dem wird sich das Geheimnis
des Aufbaus und der Proportion des menschlichen Körpers aufthun, wer
den Schatten der Bäume liebevoll studiert hat, dem wird die Wirkung
des Lichts auch an anderen Erscheinungen zu begreifen nicht schwer fallen.
Studiere die Farben des menschlichen Körpers, und dein Blick fttr die
Farben der Frühlingslandschast hat sich geschärft. Jeder, der künst-
lerisch thätig gewesen ist, hat diese Bemerkung gcmacht, und trotzdcm
will niemand etwas von einem gesetzmäßigen Zusammenhang von Form,
Farbe und Licht wissen, trotzdem sträubt sich die heutige Kunst, eine
Thatsache anzuerkennen, die klar ist wie der Tag. Aber das Erkennen
des Gesetzlichen der Natur ist zugleich die Freiheit, der Genius, die
Geburt der Jdee, weil es die Verbindung herstellt zwischen uns und dem
was geistig an der Natur ist, als wäre der Wille der Natur und
unser Wille eine verbundene Macht. Lothar von Aunowski.

Lose ISlälter.

Geärckle vori Sustav firllre.

Vorbemerkung. Von Gustav Falkes Lyrik wieder einmal zu sprechen,
sehen wir keinen Anlaß, aber wir haben von seiner Lyrik unsern Lesern bis
auf vereinzelte Gedichte noch nichts gezeigt. Das also holcn wir heute nach,
indem wir zugleich das Angesicht des Dichters nach einem Bilde von Momme
Nissen zeigen- Die folgendcn Verse sind diesen vier Bänden cntnommen: Tanz
und Andacht, Zwischen zwei Nächten, Neue Fahrt und Mit dem
Leben- Der Verleger der Falkeschen Gedichtbücher bis auf eines ist jetzt Alfred
Janssen in Hamburg.

*

An den Tag.

Dem mein lserz lvillkomincn singt,

Fließe aus der reinen Ferne,
lvo iin Zirkel heitorer Sterne
Doine goldne (vuclle springt.

Treib mit feingestiiuintem Alang
Deine klaren Wellen weiter,

Und mein Lied sei dein Beglciter
Uferhin im Zwiegesang.

L i n T a g e s l a u f.

Sitz ich sinnend, ljaupt in lsand gestützt:

Schöner Tag, hab ich dich recht geniitzt?

Linen Kuß auf nieines lveibes Ulund,

Liebesgruß in früher Uiorgcnstund.

Sorg ums Brot in treuer Thätigkeit,

Mffncs lvort in scharsem Uiännerstreit.

Aunstwart
 
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