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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 18 (2. Juniheft 1901)
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Batka, Richard: Bunte Bühne
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M.: Björnsons "Laboremus"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0238

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zusammenfassenden Kunst berechtigt ist, ihren Platz im Haushalte der
Kultur ausfüllt und eine Menge schöner Möglichkeiten eröffnet, die von
den Verwertern der Uebcrbrettl-Jdee bisher noch gar nicht genutzt sind.
Die literarischen Variätes, wie sie jetzt in Flor kommen und betrieben
werden, bilden eine Gefahr nur insofern, als sie blos die Gedanken-
losigkeit unterstützen, sich einseitig auf die Pflege des Kupletgedichtes ver-
legen und nicht, wie sie vorgcben, dem Kunstschaffcn schlechthiu sonderu
dem Gigerltum und dem Kliquenwesen Vorschub leisten. Wie sich die
so rasch beliebt gewordene Darbietungsform des Bunten Theaters im
guten Sinne nutzbar machen ließe, um echte und gcsunde Lebcnsfreude
zu verbreiten, als wohlthätige Erholung von den höheren aber auch be-
schwerlichen Genüssen der Großkunst, und somit, um wirklich fördersam
in unser Geistesleben einzugreifen, das wollen wir, anknüpfend an die
im Kunstwart über den Gegenstand schon früher erschienenen Darle-
gungen, ehe die nächste Spielzeit heraufkommt, ausführlicher besprechen.

Richard Batka.

Vjörnsc'ns „Laborenius".

Ein seltsames Schauspiel haben wir in den letzten. Monaten mit-
crlebt. Ein Drama, das seit beinahe zwanzig Jahren schon zugänglich
war, zwar immer geschätzt, aber doch nie recht gewürdigt wurde, erringt
auf einmal einen starken, vollen Bühnenerfolg, und sein Verfasser, der
zwar schon immer neben seinem berühmteren Landsmann genannt wurde,
erntet auf einmal Ruhm in Hülle und Fülle, als sollte wieder gut ge-
macht werden, was bisher versäumt wurde. Besonders soweit der erste
Teil des Werkes in Betracht kommt, handelt sich's um eine so bedeutende
Schöpfung, daß wir uns über ihren Erfolg nur freuen dürfen. Aber
das hebt die Frage nicht auf: wird diesem plötzlich aufflammcnden
Enthusiasmus für Björnstjerne Björnson längere Dauer beschieden sein?
Oder steht zu erwarten, daß bald ein Rückschlag eintreten werde?

Vorderhand sind ja die Aussichten des Bjürnsonkultus in Deutsch-
land noch die besten. Schon haben etwa ein halbes Dutzeud deutsche
Bühnen das letzte Werk Björnsons zur Aufführung erworben, trotzdem
der Bühnenerfolg von „Laboremus" in Christiania nichts weniger
als imponierend war, und es steht schon jetzt fest, daß zu Anfang der
nächsten Theaterspielzeit die großen Bühnen Deutschlands als bedeutendste
Neuheit zunächst das Drama des Norwegers bringen werden.

Aber wir fürchten, daß diese Aufführung zugleich einen Wende-
punkt im Björnsonkultus bezeichneu wird, einen Wendepunkt insofern,
als die in Deutschland übliche Ueberschätzung des Fremden ihrcn ersten
kräftigen Stoß erhalten und eine nüchterne Abschätzung der dichterischen
Gesamtpersünlichkeit Björnsons unausbleiblich sein wird. Denn in dem
neuen Stück treten die charakteristischen Eigenschaften Björnsonschen
Schaffens schärfer hervor, als in „Ueber unsere Kraft".

Schon im zweiten Teil von „Ueber unsere Kraft" machen sich
neben dem Dichter Björnson deutlich bemerkbar der Negisseur, der
mit nicht immer einwandfreien Mitteln auf starke äußere Wirkung hin-
arbeitet, und der Lehrer Björnson, der in sich den Beruf fühlt, das
Publikum zu ermahnen. Wie im dritten Akt vou „Ueber unsere Kraft"
ttunftwart

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