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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

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Heft 24 (2. Septemberheft 1901)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0560

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dem vorzüglichslen, die drei bildenden
Künste umfassenden Reproduktionß-
material — bildlichen Darstellungen
auf dem Gebiete der Malerei, bild-
lichen und körperlichen Darstellungen,
Plänen, Modellen auf dem Gebiete der
Skulptur, bildlichen Darstellungen,
Plänen, Modellen auf dem Gebiete der
Architektur. »Jn erster Linie zu be-
rücksichtigen und in ihren bedeutsamen
Erscheinungen mit vollgenügender
Reichhaltigkeit zu vertreten sind die
klassischen Epochen unter besonderer
Hervorhebung der deutschen, einschlietz-
lich der niedcrländischen Kunst. Die
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts
dars ihre Vertretung nur durch solche
Persönlichkeiten erhalten, deren blei-
bendekünstlerischeBedeutungnichtmehr
zweifelhast ist; der nationale Gesichts-
punkt ist auf diesem Gebiete noch stär-
ker zu betonen. Provinziale Künstler
werden, soweit in ihren Werken der
Einflutz der Heimat klar ersichtlich
wird, gesonderte Berücksichtigung fin-
den müssen. Eine den Sammlungen
beigeordnete Bibliothek von beschränk-
tem Umfange mutz die zur Belehrung
notwendigen Bücher nach sorg-
fältigster Auswahl darbieten. — Die
Sammlungen müssen in ihrem ganzen
Umsange in den Ferienwochen Studicn-
zwecken zugänglich sein. Jm übrigen
können Kollektionen von zulässigem
Umfange, freilich mit Ausschluh aller
zerbrechlichen Werke, nach einem durch
die Verwaltung zu bestimmenden
Modus von den städtischen Behörden,
von den Schulen, unter Umständen
auch, wenn für würdige Behandlung
die nötige Bürgschast geboten ist, von
Vereinen derProvinzialstädte entliehen,
hier in geeigneten Räumlichkeiten für
cngere und weitere Kreise auSgestellt
und kurz erläutert werden. — An den
Zentralstätten der vorgeschlagenen
Sammlungen, in einzelnen Fällen,
wenn die Rücksicht auf bedeutsame
Bauwerke einer anderen Provinzial-
stadt vorwaltct, auch an andcren Oiten
sind ein oder zwei Mal im Jahre für

jedermann zugängliche Vorträge über
Fragen zu veranstalten, deren Er-
örterung für die Erschlietzung des Ver-
ständnisses unerläßlich erscheint. Die
Vortragsgegenstände werden auf
Grund sachmännischer Beratungen sest-
gestellt und in periodischer Wiederkehr
behandelt; nicht ausgeschlossen er-
scheinen daneben gelegentliche Vorträge
über andere Themata.'" Als Zentral-
stätte der Sammlungen empfiehlt
Schütze eine zentral gelegene, nicht zu
grotze Stadt. Angliederung an die
Universitäten erscheint ihm jedoch nicht
ohne weiteres empfehlenswert, wohl,
weil eine Verguickung der besonderen
Bedürfnisse der Hochschulen mit den
andersartigen Bedingungen dieser
Sammlungen ihm bedenklich erscheint.

Wir unserseits möchten auf die
Heranziehung der Heimatlichen noch
ganz besonderes Gewicht legen. Für
die „freien' Künste thut das zwar
Schütze genügend stark. Es gilt aber
auch für die Baukunst; man mutz
ohne ängstliches Aufmerken, ob sich's
auch um architektonische „Kunstwerke"',
handele, mit solch einer Sammlung
zeigen können, wie Stadt und Dorf
war und wie sie jetzt werden.
Auf Heim und Heimat muß da alles
bedacht und gestimmt sein, damit jede
Anregung ins Leben führt. Dazu
braucht es freilich auch des Ver-
gleichens: Das Bildcrmaterial mutz
zeigen, wie ähnliche Aufgaben andern
Orls und anderer Zeit gelüst wurden.
Beim Kunstgewerbe gilt es nicht etwa,
für Prachtstücke Geld hinauszuwerfen,
sondern an einfachen Lösungen die
Freude am Material, an dcr Form,
an der gesunden Farbe zu stärken,
vielleicht auch mit Gegenüberstellung
von Beispielen und „Gegenbeispielen".
Wir müssen gegen Jmitation, Protzerei
und unsoliden Schwindel einen Kampf
auf Tod und Leben in Deutschland
führen — an seinem Ausfall hängt
für unsere nationale Kunst mehr, als
an irgend etwas anderem. Auch dabei
könnten jene Sammlungen mithelfen.

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