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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

DOI Heft:
Heft 23 (1. Septemberheft 1903)
DOI Artikel:
Göhler, Georg: Felix Draeseke, [3]
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten: unsere Dörfer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0626

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Aber ich werde wärmer als gut ist, um als »unverdächtiger Kritiker"
gelten zu können. Darum noch die kühle Betrachtung, datz dem Pianoforte-
Quintett Draesekes (op. 48, Fr. Kistner) offenbar deshalb wenige Aufführungen
beschieden stnd, weil es zum Klaoier auher den drei Streichinstrumenten noch
ein Horn hinzufügt. Jm Charakter hat es viel Verwandtschaft mit der oben
gerühmten Klarinettensonate; der eigentümlichste Satz ist das ^uäauts xravs,
dessen Gestaltung durch eine poetische Jdee bestimmt zu sein scheint. Auch der
letzte Satz verlangt eingehendes Studium seiner Gliederung, die aber nicht so
komplizicrt ist, dah der unmittelbare Eindruck der Musik gestört würde. Mir
scheint's überhaupt, dah bei Draeseke mehr die Furcht vor eingebildeten
Schwierigkeiten des Verständnisses, mehr eine Reihe törichterweise in die Welt
gestreuter Märchen, um Kinder fürchten zu machen, die Schuld an der Zurück-
haltung des Publikums tragen, als etwa wirkliche Sprödigkeitund Melodieenarmut.
Gerade die Kammermusikwerke, die man doch meist in intimeren Kreisen und
mit mehr Muhe anhört, wären geeignet, dieses Vorurteil zu zerstreuen, und
so schliehe ich heute mit dem Wunsch, dah der Hinweis auf die einzelnen Werke
die praktische Folge haben möge, dah recht viele Musikfreunde sich auch mit
Draesekes Kunst endlich und dauernd befreunden. Haben sie das mit den
Werken kleineren Stils getan, so wird sich um so leichter von Draesekes
Symphonieen und grohen Chorwerken reden lassen. Georg Göhler.

llullui'arbeileii.

Unsere Dörfer.

Jn wenigen Wochen wird der dritte Band meiner „Kultur-
Arbeiten"* erscheinen, der Dörfer und Kolonieen behandelt. Den
Lesern des Kunstwarts brauche ich nichts Neues über den Zweck
dieser Buchsolge zu sagen, die der Kunstwart herausgibt, und von
der ja so manche Teile zuerst in ihm gedruckt worden sind. Statt
dessen sollen einige Stücke und einige Bilder aus dem neuen Bande
angeführt werden. Den Buchtext, wie er zu den Bildern paßt, ab-
zudrucken, ist nicht möglich, weil man ihn ans dem Zusammenhang
reißen müßte. Jch habe deswegen hier nur einige kurze orien-
tierende Bemerkungen über die Bilder angcfügt.

Seitdem bei uns eine beachtete Literatur über die Forderung
von Zukunftsformen entstanden ist, ist auch gleich die Kehrseite einer
jeden neuen Erkcnntnis da: die Narrcn der neuesten Mode tauchcn
auf. Die Symptome fangen bereits an, bcdenklich zu werden. Wenn
man der Wahrhastigkeit der Aussprüche unserer Mitmenschen immer
ganz glauben wollte, so müßten wir uns heute in einem Lande der
Zukunftsdeuter befinden. Einige Sucher auf dem Gebiete der Kunst-
crkenntnis waren zum Teil auf empirischem, zum Teil auf rein
spekulativem Wege zu dem Satze gelangt, man dürfe, falls sich ein
neuer Stil mit ncuen Formen entwickcln sollte, in diesen Formen
nichts Unberechtigtes sehen. Denn die Bcobachtung der Bergangen-
heit könne uns lehren, daß jede Zeitepoche ihren eigenen Stil ge-
habt habe., darum könne wohl auch unsere Zeit ihren eigenen Stil

* Kulturarbeiten. Von Paul Sch ultze-Naumburg. Heraus-
gegeben vom Kunstwart. Dritter Band: Dörfer und Kolonieen. (München^
Kunstwart-Verlag Georg D. W. Callwey.)

l. Septemberheft t§OZ
 
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