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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 24 (2. Septemberheft 1903)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0732

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Ansre I^olen unct kilcter.

Die Notenbeilage gibt diesmal eine Probe aus den „Turmballaden" von
Ferdinaud Pfohl, von denen der Aufsatz unsercr „Rundschau" handelt.
Der dichterische Vorwurf, das Bild der alten gespenstischen Turmuhr, das er
uns uor Augen stellt, hat etwas Holzschnittartiges, dem der Komponist in
geistvoller Weise durch die Kunstmittel eines altertümlichen Stils gerecht zu
werden versuchte. Das Auslösen und Wiedersichpacken des Räderwerkes wird
durch rhythmische und melodische Gegenbewegungen versinnlicht; das Nach-
schwingen des Pendels durch Sequenzen; kadenzierende Schnörkel malen die
Etsenzacken und mit unaufhaltsam niederstapfenden Bässen und einer in
Pfundnoten einherdröhnenden Lhoralweise erleben wir die Ankunft der all-
gewaltigen Zeit. Die Melodiebildung vollzieht sich am liebsten in Sekunden-
schritten, ein sormelhafter, frommer Kirchenschlutz beschließt das Ganze in einer
gewissen monumentalen Art. Man achte noch auf die intuitioe Bildlichkeit der
scharfen Sekunden bei „es rückt der Eisenzahn" und auf die wie mit einer
Gänsehaut überrieselnden gruslig-alterierten Harmonieen bei „eiskalt fühlst du
es wehen", um der in der „Rundschau" ausgesprochenen Wertschätzung beizu-
pflichten. Für eine tiefere Stimme hat der Komponist eine andere Lesart des
Vokalparts in kleinen Noten hinzugefügt. S.

Wir benutzen ferner zwei leergebliebene Seiten, um, wie schon früher,
die Freude am Kanonsingen wach zu erhalten, indem wir einen schönen, wenig
bckannten Kanon von W. A. Mozart mitteilen, den I. G. Albrechtsberger
im dritten Bande seiner Gesammelten Schriften überliefert. Dort heißt es von
dem Kanon: „Die oollste Beachtung gebührt darin der herrlichen Stimmführung.
Jede einzelne Melodie hat den eigentümlichen, durch die klagenden Worte
(>Jn Tränen bin ich; ich habe meinen Abgott verloren l«) bedingten Farbenton.
Jede neu eintretende Stimme umrankt die vorige, und alle durchkreuzen sich
melismatisch in Gegenbewegung." B.
 
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