DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1904)
DOI Artikel:Muthesius, Hermann: "Kunst" im Gewerbe
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0668
Dem mein Blick gefolgt, seit matt mein Fuß ward,
Dem bis in den Tod mein Denken folgct."
Sxrach's. Und sacht erlosch des Rämpfers Auge.
So erlosch nun auch der Tag in Stillc.
Nur der bleiche Mond, des Dunkels Sonne,
bsellte auf des wandrers A)eg zum Rirchhof.
Als der Alte durch das Tor getreten,
Stand ein Menschenhaufen zwischen Kreuzen,
Stumm und schaurig wie die Schläfer drunten.
Da war keiner, der entgegen käme,
Reiner, der ein wort zum willkomm sagte,
Reiner, der auch nur mit Blicken sxräche.
Als der Alte in den Rreis getreten,
Lag ein Iüngling vor ihm da erschlagen,
Leicht erkannt, wie sehr auch blutbegosfen.
N)ie die stolze chöhre, unter Fichten
Lsingesunken, noch im Staube diese
Alle überragend, ohnegleichen,
Lag der Lseld erschlagen unter Feinden.
Doch, die Hände fest gefaltet, sxrachlos,
Wie vom Blitz getroffen, stand der Alte,
Leichenblaß und bebend mit den Lippen,
Bis sein Weh sich so ergoß in Rlagen:
„Nun ist meines Lsauses Firft gebrochen,
Meines Feldes Saat verheert vom Lsagel,
Werter mir das Grab als Lsof und Lseimat.
Weh mir, daß ich so dich wiedersehe,
Aleines Alters Stütze, Lebens Lhre,
Lsimmels Gabe, jüngst so groß und herrlich,
Wie der Staub, darauf du ruhft, gering nun!"
Als der Alte so sein A)eh geklaget,
Lsallte plötzlich seiner Tochter Stimme,
Und sie sagte, eben eingetreten:
„Lieb mir war er, an mein Lserz geschlossen,
Mehr als alles auf der Lvelt mir teuer;
Doppelt lieb doch ist mir jetzt der Ldle,
Ralt an kalter Lrde Schoß geschlossen.
Mehr als leben, fand ich, war doch lieben,
Mehr als lieben ist — wie dieser sterben."
Also sxrach sie ohne Rlageweinen,
Trat nun still zur Seite dem Gefallnen,
Kniete hin und nahm ihr Tuch und deckte
Stumm und leicht ihm die durchschosfne Stirn.
Düster schweigend stand die Schar der Kämpfer,
wie ein wald, in dem kein Lsauch sich rührt;
Schweigend ftanden auch der Gegend Frauen,
ksergeeilt, zu schauen und zu trauern.
Doch das edle Mädchen sagte wieder:
v Februarheft 1904:
553
Dem bis in den Tod mein Denken folgct."
Sxrach's. Und sacht erlosch des Rämpfers Auge.
So erlosch nun auch der Tag in Stillc.
Nur der bleiche Mond, des Dunkels Sonne,
bsellte auf des wandrers A)eg zum Rirchhof.
Als der Alte durch das Tor getreten,
Stand ein Menschenhaufen zwischen Kreuzen,
Stumm und schaurig wie die Schläfer drunten.
Da war keiner, der entgegen käme,
Reiner, der ein wort zum willkomm sagte,
Reiner, der auch nur mit Blicken sxräche.
Als der Alte in den Rreis getreten,
Lag ein Iüngling vor ihm da erschlagen,
Leicht erkannt, wie sehr auch blutbegosfen.
N)ie die stolze chöhre, unter Fichten
Lsingesunken, noch im Staube diese
Alle überragend, ohnegleichen,
Lag der Lseld erschlagen unter Feinden.
Doch, die Hände fest gefaltet, sxrachlos,
Wie vom Blitz getroffen, stand der Alte,
Leichenblaß und bebend mit den Lippen,
Bis sein Weh sich so ergoß in Rlagen:
„Nun ist meines Lsauses Firft gebrochen,
Meines Feldes Saat verheert vom Lsagel,
Werter mir das Grab als Lsof und Lseimat.
Weh mir, daß ich so dich wiedersehe,
Aleines Alters Stütze, Lebens Lhre,
Lsimmels Gabe, jüngst so groß und herrlich,
Wie der Staub, darauf du ruhft, gering nun!"
Als der Alte so sein A)eh geklaget,
Lsallte plötzlich seiner Tochter Stimme,
Und sie sagte, eben eingetreten:
„Lieb mir war er, an mein Lserz geschlossen,
Mehr als alles auf der Lvelt mir teuer;
Doppelt lieb doch ist mir jetzt der Ldle,
Ralt an kalter Lrde Schoß geschlossen.
Mehr als leben, fand ich, war doch lieben,
Mehr als lieben ist — wie dieser sterben."
Also sxrach sie ohne Rlageweinen,
Trat nun still zur Seite dem Gefallnen,
Kniete hin und nahm ihr Tuch und deckte
Stumm und leicht ihm die durchschosfne Stirn.
Düster schweigend stand die Schar der Kämpfer,
wie ein wald, in dem kein Lsauch sich rührt;
Schweigend ftanden auch der Gegend Frauen,
ksergeeilt, zu schauen und zu trauern.
Doch das edle Mädchen sagte wieder:
v Februarheft 1904:
553