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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 16 (2. Maiheft 1904)
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Batka, Richard: Hausmusikabende: eine Anregung
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Platzhoff-Lejeune, Eduard: Geistesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0190
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Pianist oder Geiger von Beruf, und oft gibt ein Dilettant, wenn er
ans Herz eines Werkes gedrungen ist, der Seele des Hörers mehr
davon mit, als ein Virtuos, der nur an die Ohren denkt. Es gilt,
das große Publikum der Hypnose der „großen Namen" zu entreißen,
es gilt dahin zu wirken, daß die Leute mehr des Programms als
der Ausführeuden wegen ins Konzert gehen, es gilt sie vom Virtuosen
weg zum Genuß der Schöpfung zu erziehen, es gilt, unsere auf das
Bedürfnis der Virtuosen zugeschnittenen Formen der Konzertgebung
und der Konzertsitten im Sinne eines sachlichen Kunstgcnusses um-
zuwandeln. Auch in dieser Hinsicht können Hausmusikabende von be-
fruchtendem Segen sein. Ob die Händler und Wechsler im Tempel
der Kunst damit große Geschäfte machen werden, uns kann's einer-
lei sein. R. Batka

Geislssgesckickle.

Die ^Annäherung der Künste in der Gegenwart/ von der in
den beiden Januarheften unseres vorigen Jahrgangs die Nede war, ist
durchaus keine vereinzelte Erschcinung im modernen Geistesleben. Auch in
den Wissenschaften ist die Zeit des entschiedensten Spezialismus zugleich
eine Epoche des aus dem Gefühl der Getrenntheit als notwendiges
Gegengewicht erwachsenen engeren Zusammenschlusses. Eine Zeitschrift
für Literatur, bildende Kunst und Musik ist freilich nicht der Ort, das
Thema der Annäherung auf wissenschaftlichem Gebiet zu behandeln,
aber es darf an dieser Stelle doch insofern aufgeworfen werden, als
im besondern die Literatur und die vom Kunstwart ja nie ganz ver-
nachlässigten Nachbarwisscnschaften, die Philosophie und Geschichte, in
Betracht kommen. Von den Beziehungen dieser drci Mächte, ihrer
gemeinsamen, mit vereinigten Kräften zu lösenden Aufgabe und den
von jeder einzelnen für sich zu erstrebenden Zielen soll denn auch im
Folgenden allein die Rede sein.

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Liegt es am Gesichtskreis des Beschauers, seinem eigentümlichen
Bildungsgangc und seinem besonderen Berufe, oder handelt es sich um
eine in den Dingen selbst begründete Tatsache: die Annäherung der
drei genannten Wissenschaften scheint ihm auffälliger, als die aller
anderen. Man vergleiche etwa eine Geschichte der Philosophie wie die
von Windelbaud, ein Werk wie den Lamprechtschen ersten Ergänzungs-
band und auf der literarischen Seite historische Arbeiten wie die
von Brandes, Taine, Lublinski, und man wird, soweit die gleiche
Periode in Frage kommt, feststellen können, daß hier Fachmänner
verschiedener Wissenschaften den gleichen Gegcnstand behandeln, eben
das, was ich obeu Geistesgeschichte nannte. Es muß wohl gestattet
sein, einen besondcren Terminus zu prägen, denn es handelt sich um
eine neue Sache. Man mag sagen, was man will, aber es hat sich
bisher keine Wissenschaft dic Aufgaben gestellt, die sich heute Männer
wie die oben genannten Gelehrten vornehmen. Das konnte auch nicht
der Fall sein, denn ihre Lösung ist ohne ein Zusammenwirken der

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2. Maibeft tSvz
 
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