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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 16 (2. Maiheft 1904)
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Kampffmeyer, Hans: Gartenstädte
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0200

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stadt einen günstigen Einfluß ausüben. An dem geistigen Leben der
Stadt würden auch die Bauern und Gärtner teilnehmen, die als
Pächter von Gemeindeländereien Stimmrecht und Mitbesitz erhielten
und so wesentlich mehr Jnteressen mit den Städtern gemeinsam hätten,
als heutzutage. Von den Ursachen der Wanderung vom flachen Land
in die Stadt würde eine Anzahl wegfallen.

Jst aber erst eine Stadt innerhalb der beabsichtigten Grenzen
ausgebaut, so wird man nicht allzuweit von ihr neue Grnndstücke
anfkaufen, in deren Mitte, umgeben von Feldern und Gärtnereien,
wieder andere solche Städte begründet würden. Durch die Beförde-
rungsmittel der Neuzeit miteinander verschmolzen, würden diese Ort-
schaften mit den Reizen des Landlebens die Vorzüge der Großstadt
vereinigen. Man denke sich um unsere jetzigen großen Städte in
mäßiger Entfernung eine Anzahl von Gartenstädten erstanden. Bald
wären die Grundstllcke der Großstadt entwertet, weil jedermann den
billigen und gesunden Gartenstadtwohnungen den Vorzug gäbe. Und
nun könnte auch die Großstadt durch Niederreißen der ungesunden
Viertel und Durchsetzung mit weiten Parkanlagen nnd grünen Plätzen
in einen menschenwürdigen Aufenthalt umgeschafsen wcrden.

Das sind einige der Gedanken, welche die moderne Gartenstadt-
Bewegung ins Leben riefen. Sind es Utopieen? Jn England haben
sie sich schon bewährt. Und es gibt sehr viel mehr Möglichkeiten zur
Verwirklichung, als hier erwähnt werden konnten. Vielleicht stehen
wir in der Tat an der Wende einer großen Entwicklung. Daß die
Gedanken Taten werden, freilich dazu gehört Gemeinsinn und Arbeit.
Sorgen wir dafür, daß die Helfer nicht fehlen! Lsans Uamxsfmoyer.

Lose Slatter.

Oicktungen von UUreck Vogel.

Vorbemerkung. Vor uns liegt ein Buch, das zu den eigen-
tümlichsten unter all den vielen gehört, die uns seit einer guten Reihe
von Jahren vor Augen gekommen sind. Sein Verfasser heißt Alfred
Vogel, es selber ist „Eine Liebe" genannt, ist bei Callwey in München
verlegt und enthält Gedichte und Fragmente. Ein Lyriker im engsten Sinne
des Wortes ist Vogel kaum, ein Dramatiker, so scheint uns nach den Bruch-
stücken, ist er der Begabung nach wohl in höherem Grade. Jmmerhin, eiuem,
der sich nicht mit allem Ernste vertiefen mag und kann, bietet er nichts.
Tut aber ein Leser das, so wird sich in ihm das Gefühl, am Lebcnskampf
einer ganz ungewöhnlich 'ernsten, ticfen und lauteren Persönlichkeit be-
teiligt zn werdcn, selbst bis zu einem weihevoll tragischen Genusse steigern.
Mehr zu sagen haben wir uicht, da die folgenden Stücke zeigen werden,
was wir nur umschreibcn könnten.

. *

Nun weiß ich erst, daß du mir fern,

Nun hat mein Herz das Sträuben aufgegeben,

Mit dem es jeden Tag ins Antlitz schlug

In kind'schem Troh und Zornesbeben.

weit bist du,
weit.

lss

2. Maiheft 1I04
 
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