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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,2.1904

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Heft 19 (1. Juliheft 1904)
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Pflaum, Christoph D.: Die ästhetischen Probleme an unsern Universitäten
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7886#0360

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mit den Fragcn unsres geistigen Lebens denkend auseinanderzusetzen,.
sie in ihren Znsammenhängen, sie „universell" zu sehen und sie nach
ihrer Bedeutung im allgemeinen Ganzen zu bewerteu, wir sagen: es
handelt sich darum, ob der Gebildete deutscher Nation durch unsre
Universitäten dauernd in der Geringschätzung der ästhetischen Kultur
erhalten werden solle. Lhr. D. pflaum..

I^oss Vlätter.

Uvs Rickarcl Magnors Lrielen an H4atkilcle Mesenäonk.

V o r b e m e r k u n g. Wenn Goethe recht hat, Briefe zu dcn wich-
tigsten Urkunden zu zählen, die cin Mensch hinterlassen kann, so ist uns>
mit der Vervffentlichung dcs Brieswechsels zwischen Wagncr und Mathilde
Wesendonk eine der bedeutsamsten Quellen zur Kenntnis sciner Persönlich-
kcit erschlossen wordcn. Dcr Meister selbst schreibt einmal mit Bezug auf
die Briefe Schillers: „Jch lese auch die kleinsten Billets mit Jnteresse;
sie erst machen mich mit dcn lieben Menschen leben. Und darauf kommt's
cincm immer an; man will ganz iutim mit solchen Leuten werden." Und
so werden denn auch wir durch die neuen Briefe und Tagcbücher zu innigcn
Vertrauten des Wagnerschen Seeleulebens, zu Zeugen des Herzensverhält-
nisses zwischen dem Mcister und der fein empsiudenden, auch dichterisch
nicht uubegabten Frau scines Zürichcr Mäzeus Otto Wesendonk. Sein künst-
lerisches Denkmal ist der „Tristan", wie denu die Liebe bei Waguer stets
alle schöpferischcn Kräfte seines Geistes auszulösen Pflegte. „Diese eiue
höchste Blütezeit (in Zürich) hat in mir eiue solche Fülle von Keimen ge-
triebeu, daß ich jetzt nur immer in mcinen Vorrat zurückzugreifen brauche",
gestand Wagner noch in späteren Tageu, denn auch die entscheidenden An-
rcguugen zur Siegfriedmusik und zur Dichtuug der „Meistersinger" uud
dcs „Parsifal" hat cr damals, als ihm Frau Wesendonk uahestand,
cmpfaugcn. Aber diese Liebe war keine solche, die alle Schranken bcsin-
nuugslos niederreißt. Das in dcn höchsten Jdealen sich begegnende Paar
empfaud die gebictcrische Notwendigkeit des Entsagens. Jhr sittliches Be-
wußtsein schwclgte gerade in diesen Gedanken, als Frau Minna Wagner,
den Charaktcr dicser Beziehuugen begreiflicherwcise völlig mißvcrstehcnd,
dazwischcntrat. Blutenden Herzens löste Wagner sciuen Züricher Hausstaud
auf und floh nach Venedig, in die Einsamkeit. Aber der „Engel" auf dem
grünen Hügel ülieb noch jahrelaug der nächste Vertraute scines Herzens,
so wie Otto Wesendonk sich auch wciterhin als hilfreicher Freund bewährte.

Die nun von W. Golther herausgegebenen Briefe Wagners an Mathilde
Weseudonk sind, abgeschcn von ihrem Wert als Quellen für die Gcschichte
und Psychologie dcr Wagnerschcn Werke, lcuchtende Zeugnisse für die geistige
Höhe, auf der sich Wagners Denkcn bewegte, und sie stellen iu dieser Hin-
sicht alles in Schatteu, was au Bricfen berühmter Männer aus der zwciten
Hälftc dcs (st. Jahrhunderts bckannt gewordcn ist. Ueber Freundschaft, Ehe,
Licbe, Tierliebe, Buddhismus; über Wolfram von Eschenbach, Schillcr, Gocthe,
Beethoven; über Berlioz, Liszt, Gounod fallen sehr bezeichnende Worte, und
oft dchnen sie sich zu kleinen Abhandlungcn aus. Wir nehmen teil an
Wagners indischcn, altdeutschen, altspanischen uud italienischen Studicn.,
Kaum eincr unter diesen M Briefen, den man ohne Nutzen liest, und schr.

t. Iuliheft

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