Der Festordner fuhr drei Schritte gegen eine goldrote, sehr zum
Sitzen einladende Wolkenbildung zurück:
„Jch . . . die Ehre . . . großer Gott . . . ist das? . . . o das ist . .
Und heiter rief Friedrich von Schiller:
„Sehen Sie, Kotzebue, da haben Sie es wieder!" William, der Speer-
schnttler, aber setzte sich dem Rektor von Paddenau gegennber auf ein
anderes Gewölk, schüttelte diesmal sich selber und zwar vor innerlichstem
Vergnügen. Der kaiserlich russische Generalkonsul klopfte dem Mann aus
Paddenau gutmütig auf die Schulter:
„Jch versichere Sie, mein Lieber, wir sind allen Jhren Literatur-
gesckiichlen znm Trotz hier oben die besten Freunde und selten bei irgend
einer Frage — auch außergeschäftlichen — verschiedener Meinung. Blieben
Sie diesmal für eine längere Zeit bei uns, so würde es mir ein Vergnügen
gewähren, Sie auch mit meinem Freunde Sand bekanntzumachen. Der
Schäker führt jedoch augenblicklich meine erste Frau spazieren; die gute
Seele ist ihm immer noch dankbar für den Dienst, welchen er ihr seiner-
zeit erwies."
„Das ist ja sehr . . . sehr — ja, das ist mir ungemein interessant!"
rief' der Rektor und jetzt lachten alle im Kreise. Auch Goethe, Schiller
und Kotzebue ließen sich nun nieder; nur Herr Gustav Fischarth stand
noch: wenn aber alle sitzen, so ist es für den einzelnen ein wenig besäng-
lich, allein aufrecht zu bleiben. Auch der Rektor von Paddenau setzte sich.
Er setzte sich auf das purpurne Gewölk, gegen welches er soeben in
seineni Erstaunen zurückgewichen war, und es ging ihm, wie so manchem,
der da meint, was andere tun, gleichsalls tun zu können. Er setzte sich
und — was jene trug, wich unter ihm! Mit beiden Händen griff er hinter
sich, um eine Stütze zu suchen; er fand sie nicht, seine Füße, seine Beine
suhren in die Höhe, wie er mit der Mitte seines Körpers sank. Noch sah er,
einen Augenblick die glänzenden Augen der Halbgötter freundlich auf sich
gerichtel; noch hörte er ihr olympisches Lachen; doch schon im nächsten
Moment brach er vollständig durch. Das was eben noch lichtglänzend,
farbenstrahlend war, das wurde zu einem grauen, naßkalten Nebel; —
der Rektor von Paddenau, der Festordner des Dräumlings fiel — fiel —
fiel immer schneller. Die himmlischen Harmonieen verklangen, verhallten,
wie die empiräischen Farben verschwanden; eine rauschende, bei weitem
weniger wohllautende Musik als die Musik der Sphären drang sich seinen
Ohren immer mächtiger, immer gröber, immer unverschämter, ja, mit Er-
laubnis zu sagen, immer gröber und unverschämter auf, er fnhr empor,
nnd der Dräumling hatte ihn wieder. —
Runstwart XVIII, st
Sitzen einladende Wolkenbildung zurück:
„Jch . . . die Ehre . . . großer Gott . . . ist das? . . . o das ist . .
Und heiter rief Friedrich von Schiller:
„Sehen Sie, Kotzebue, da haben Sie es wieder!" William, der Speer-
schnttler, aber setzte sich dem Rektor von Paddenau gegennber auf ein
anderes Gewölk, schüttelte diesmal sich selber und zwar vor innerlichstem
Vergnügen. Der kaiserlich russische Generalkonsul klopfte dem Mann aus
Paddenau gutmütig auf die Schulter:
„Jch versichere Sie, mein Lieber, wir sind allen Jhren Literatur-
gesckiichlen znm Trotz hier oben die besten Freunde und selten bei irgend
einer Frage — auch außergeschäftlichen — verschiedener Meinung. Blieben
Sie diesmal für eine längere Zeit bei uns, so würde es mir ein Vergnügen
gewähren, Sie auch mit meinem Freunde Sand bekanntzumachen. Der
Schäker führt jedoch augenblicklich meine erste Frau spazieren; die gute
Seele ist ihm immer noch dankbar für den Dienst, welchen er ihr seiner-
zeit erwies."
„Das ist ja sehr . . . sehr — ja, das ist mir ungemein interessant!"
rief' der Rektor und jetzt lachten alle im Kreise. Auch Goethe, Schiller
und Kotzebue ließen sich nun nieder; nur Herr Gustav Fischarth stand
noch: wenn aber alle sitzen, so ist es für den einzelnen ein wenig besäng-
lich, allein aufrecht zu bleiben. Auch der Rektor von Paddenau setzte sich.
Er setzte sich auf das purpurne Gewölk, gegen welches er soeben in
seineni Erstaunen zurückgewichen war, und es ging ihm, wie so manchem,
der da meint, was andere tun, gleichsalls tun zu können. Er setzte sich
und — was jene trug, wich unter ihm! Mit beiden Händen griff er hinter
sich, um eine Stütze zu suchen; er fand sie nicht, seine Füße, seine Beine
suhren in die Höhe, wie er mit der Mitte seines Körpers sank. Noch sah er,
einen Augenblick die glänzenden Augen der Halbgötter freundlich auf sich
gerichtel; noch hörte er ihr olympisches Lachen; doch schon im nächsten
Moment brach er vollständig durch. Das was eben noch lichtglänzend,
farbenstrahlend war, das wurde zu einem grauen, naßkalten Nebel; —
der Rektor von Paddenau, der Festordner des Dräumlings fiel — fiel —
fiel immer schneller. Die himmlischen Harmonieen verklangen, verhallten,
wie die empiräischen Farben verschwanden; eine rauschende, bei weitem
weniger wohllautende Musik als die Musik der Sphären drang sich seinen
Ohren immer mächtiger, immer gröber, immer unverschämter, ja, mit Er-
laubnis zu sagen, immer gröber und unverschämter auf, er fnhr empor,
nnd der Dräumling hatte ihn wieder. —
Runstwart XVIII, st