DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1905)
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0049
Durch Rot geschleift. Gott, cibgedankter Gott,
Nauf' dir das chaar! chaltlos rollt deine welt
In einen Abgrund, ich doch schmettre ibr
Des chasses Felsen krachend in die Speichen
Und sehe lachend sie zugrunde gehn,
Und juble laut: »Du weißt nichts mebr von Liebe,
Du schöne lVelt — nun bist du mein, ganz mcin!«"
Lr schwicg. Bleifarb'ges, zitterndcs Gewölke
Zog auf am chimmel, ^chatten flogen schnell
Und streifig übers Land, das blaue Uleer
Ward schmutzig fabl. Gin wind kam, stcchend heiß,
Der hob dcn 5taub, der an den Wegen ruhte,
Zu wirbeln auf, und in dem Staube lag
Der Bettler noch, der wensch, still und gekrümint,
Ukit offnen Augen, fchaurig, regungslos,
Lin Fragezeichen . . .
chieh, des weges kam
Lin Maronitenweib. Ls trug ihr chauxt
Lin schweres Bündel grüncnden Gezweiges,
Zn ihren Armcn aber lag ein Rind,
Das lächelts im Schlaf. Schwcr war dic Last,
Doch rüstig schritt sie und fast stolz des weges,
Der chütte zu. Da sah am Grabenrand
Auch sie den Bcttler, und ihr Bündel warf
choglcich sie ab, dann löste auch das Rind
5ie aus dem Rleide, kniete nieder still
Und nahm das chauxt des Rranken in den 5choß.
Der röchelte: „Ach, ich verdurste, weib —
Und rings kein Auell!" Bersengte Gräser neigten
Traurig ihr chauxt; so weit das Auge sah,
Klaffte der Boden, rissig, reich an 5taub,
Lechzend nach wasser, und dcr Bettlcr sank
chterbend zurück. Da übsrlief ein Rot,
Gin tiefes Rot des weibes schönc Zügs,
Und bebend löste schnell sie das Gswand
Und bettete das wüste Greisenhaupt
An ihre keusche, sanftgeschwellts Brust —
So blieb sie lang. Dann endlich griff zum chtabe
Gestärkt der Bettler. Abgcwandt und stumm
wies sie dcn weg ihm, und er taumelte
chin an den checken. Sie doch wandte sich
Zu ihrem Rind und weinte . . .
Ls war still;
Zuwcilen schwirrte überm brauncn Gras
Gin Rebhuhn hin. Dis truft war kühl und klar.
Der Abend kam mit dunklem Flammenglanze
Ueber Zudäa, in dcn Tälern lag
Tiefblauer Duft. Da stand sie auf und ging
36 Runstrvart XVIII,
Nauf' dir das chaar! chaltlos rollt deine welt
In einen Abgrund, ich doch schmettre ibr
Des chasses Felsen krachend in die Speichen
Und sehe lachend sie zugrunde gehn,
Und juble laut: »Du weißt nichts mebr von Liebe,
Du schöne lVelt — nun bist du mein, ganz mcin!«"
Lr schwicg. Bleifarb'ges, zitterndcs Gewölke
Zog auf am chimmel, ^chatten flogen schnell
Und streifig übers Land, das blaue Uleer
Ward schmutzig fabl. Gin wind kam, stcchend heiß,
Der hob dcn 5taub, der an den Wegen ruhte,
Zu wirbeln auf, und in dem Staube lag
Der Bettler noch, der wensch, still und gekrümint,
Ukit offnen Augen, fchaurig, regungslos,
Lin Fragezeichen . . .
chieh, des weges kam
Lin Maronitenweib. Ls trug ihr chauxt
Lin schweres Bündel grüncnden Gezweiges,
Zn ihren Armcn aber lag ein Rind,
Das lächelts im Schlaf. Schwcr war dic Last,
Doch rüstig schritt sie und fast stolz des weges,
Der chütte zu. Da sah am Grabenrand
Auch sie den Bcttler, und ihr Bündel warf
choglcich sie ab, dann löste auch das Rind
5ie aus dem Rleide, kniete nieder still
Und nahm das chauxt des Rranken in den 5choß.
Der röchelte: „Ach, ich verdurste, weib —
Und rings kein Auell!" Bersengte Gräser neigten
Traurig ihr chauxt; so weit das Auge sah,
Klaffte der Boden, rissig, reich an 5taub,
Lechzend nach wasser, und dcr Bettlcr sank
chterbend zurück. Da übsrlief ein Rot,
Gin tiefes Rot des weibes schönc Zügs,
Und bebend löste schnell sie das Gswand
Und bettete das wüste Greisenhaupt
An ihre keusche, sanftgeschwellts Brust —
So blieb sie lang. Dann endlich griff zum chtabe
Gestärkt der Bettler. Abgcwandt und stumm
wies sie dcn weg ihm, und er taumelte
chin an den checken. Sie doch wandte sich
Zu ihrem Rind und weinte . . .
Ls war still;
Zuwcilen schwirrte überm brauncn Gras
Gin Rebhuhn hin. Dis truft war kühl und klar.
Der Abend kam mit dunklem Flammenglanze
Ueber Zudäa, in dcn Tälern lag
Tiefblauer Duft. Da stand sie auf und ging
36 Runstrvart XVIII,