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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 19 (1. Juliheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0440

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rung zu geben, weil sie ihm die
Stadt versagt. Sie wird trotz des
größeren Komforts anscheinend im-
mer unwohnlicher, sofern ästhetische
Eigenschaften zur Wohnlichkeit ge-
hören. Die Bauspekulation, die in
den Peripherien die trostlosen Miet-
kasernen errichtet, steht natürlich nicht
vor den alten Kulturwerten still...

Jn allen Fällen aber sollte sich's
vernünftigerweise nicht so sehr um
Neuanschaffungen als vielmehr um
Erhaltung des bestehenden
Guten, also um eine Art »Hei-
matschutz« handeln. Jn diesem Sinne
hat die Parkpolitik so ziemlich in
allen Städten eine wichtige und zeit-
gemäße Kulturaufgabe zu ersüllen.
Mit der Schaffung neuer Anlagen
sollte namentlich in den halbländ-
lichen und oftmals entzückend schönen
Vororten lieber gewartet werden,
bis die guten, alten Motive der
heimatlichen Tradition künstlerisch so
verarbeitet sind, daß endlich wieder
Gärteu entstehen, die ebenso wie die
alten . . . die Quelle reinster Freu-
den sind."

Laufenburg

Nachdem die badische Regierung
dem Bund Heimatschutz und die
schweizerische Bundesregierung dem
Dürerbund ablehnend geantwortet
haben, hat am 6. Juni der Be-
zirksrat zu Säckingen — wie es heißt
mit 5 gegen 3 Stimmen — den Firmen
Felten und Guillaume in Mülheim
a. Rh. und der schweizerischen Druck-
luft- und Elektrizitätsg-esellschaft in
Bern die gewerbe- und wasserpoli-
zeiliche Genehmigung zur Errichtung
einer Wasserkraftanlage im Rhein
bei Laufenburg erteilt. Denn nur
diese konnte er überhaupt erteilen
oder verweigern, die Vergebung der
Wasserkräfte selbst und die Festsetzung
der wirtschaftlichen Bedingungen war
nicht seine Sache, sondern solche der
Regierung, und der Bezirksrat lehnte

daher auch ganz richtig für diesen
Teil der Konzessionsbedingungen die
Verantwortung ab und schob sie der
Regierung zu. Gegen diesen Be-
schluß nun erhob der Oberamtmann
Einsprache an das Ministerium, und
damit ist ein nochmaliger, aber jeden-
falls nur kurzer Aufschub eingetreten.
Jnzwischen hat aber der bekannte
Miterbauer des Simplon-Tunnels,
Oberst Qr. Locher in Zürich, der
schon früher im Auftrage der Stadt
Basel für Laufenburg ein Umgehungs-
projekt, jedoch nur mit einem Er-
gebnis von jO—j2 000 Pferdekräften
(mehr wurde damals nicht verlangt)
ausgearbeitet hatte, dem Bunde Hei-
matschutz die bestimmte Erklürung
abgegeben, daß es sehr wohl mög-
lich sei, den von den Regie-
rungen geforderten Nutzen von
50 000 Pferdekräften, welchen
das der Konzession zugrnnde lie-
gende Projekt verspricht, auch unter
Erhaltung der Schnellen zu
erzielen. Die Ausarbeitung eines
solchen Projektes würde drei Monate
erfordern. Der Bund Heimatschutz
hat sofort in seiner Versammlung
an Pfingsten in Goslar beschlossen,
ein solches Projekt ausarbeiten zu
lassen und sich unter diesen ver-
änderten Umständen noch einmal
mit dringenden Vorstellungen an die
zuständigen Stellen, darunter nun
vor allem auch an die Konzessionäre
selbst, zu wenden, um die Ersetzung
des Konzessionsprojektes durch ein
derartiges Umgehungsprojekt zu er-
reichen. Da man die Notwendigkeit
der Zerstörung der Schnellen bisher
immer mit der Unmöglichkeit, auf
andere Weise einen gleich großen
Nutzen zu erzielen, begründet hat,
nun aber eine weit größere tech-
nische Autorität als der wenig be-
kannte Bearbeiter des Konzessions-
projektes das Gegenteil erklärt hat,
wäre es in der Tat vollkommen un-
verantwortlich und durch nichts zu

j. Iuliheft 1Z05 383

Ver-

misckre»
 
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