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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 21 (1. Augustheft 1905)
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Brandt, Georg: Das Lied und sein Text
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0536

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Aber der moderne Komponist will auch moderne Texte. Ge-
wiß; doch wähle -er auch hier mit Beobachtung der besprochenen Ein-
schränkungen. So sei er bei Dehmel auf seiner Hut: Ein gedrängter
Wortfluß, reiche und kräftige Anschaulichkeit sind der Lyrik dieses
Dichters in hohem Grade eigen. Jn größerer Zahl sindet man wohl
unter den Gedichten Falkes und Liliencrons solche, die schön und
doch zur Komposition geeignet sind; es sei von vielen nur „Bruder
Liederlich" von Liliencron genannt; dieser Text ruft geradezu nach
der Komposition. Georg Brandt

liälsel

Vorbemerkung: WLr geben heut an dieser Stelle Anschauungs-
bilder für den Satz, daß das Rätsel nicht Verstandesübung sei, sondern
eine Schleifstätte plastischer Anschauung (vgl. den Aussatz). Zu irgend
welchen Büchern, die mehr hergäben, können wir leider nicht weisen: es
gibt keine. Die Rätselsammlungen — mit Ausnahme der alten und etwas
veralteten, welche Simrock in seincn Volksbüchern gab (Band 7) — sind
zumeist entweder schlecht oder rein wissenschaftlich. Jm letzteren Fall können
sie eher abschrecken als anregen. Wenn man etwa in der wissenschaftlich
angesehen vorzüglichen Wossidloschen Sammlung Mecklenburger Volksrätsel
von einem schon an sich schwachen Rätsel (50 Varianten lesen soll, ehe
etwas Neues kommt, so wird einem übel: zumal wenn dann vielleicht auch
die nächsten hundert oder zweihundert Formen ästhetisch wertlos sind. Schlim-
mer sreilich sind solche Machwerke wie Friedreichs Geschichte des Rütsels
((860), eine kritiklose Uebereinanderhäufung von sast durchweg schlechtem Ma-
terial.

Unsere Auswahl muß sich leider der Raumersparnis wegen aus das
Rätsel der Gegenwart beschränken, an dem unsere These über die ästhetische
Bedeutung dieser Kunstform sich am deutlichsten erprobt. Nur ein Stück
aus einem alten Wettsingen um den Kranz geben wir (Abt. I), einige „Jäger-
schreie" (Abt. II), endlich eine Auswahl aus dem Straßburger Rätselbuch
von (506 (Abt. III). Diese Stücke gewissermaßen als historischen Auftakt.
Man muß sie lesen, wie man Dürersche Holzschnitte besieht. Wir glauben,
daß man sich der schalkhaften Treuherzigkeit im Kranzsingen, dem Wald-
duft und der Frische der Jägerschreie, dem derben Humor im Straßburger
Rütselbuch nicht wird entziehen können. Unsere eigentliche Sammlung
(Abt. IV) umsaßt eine Reihe in der Gegenwart gesammelter Volksrätsek.
Zum Beschluß geben wir ein kleines Stück, das diese Art Phantasie bei
der Arbeit zeigt.

Unser Augenmerk bei der Aneinanderreihung war lediglich darauf
gerichtet, daß die Phantasie leicht von einem zum andern gleite. Und weun
semand den Schlußeindruck haben sollte, einige Herbst- und Wintertage in
einer ländlichen Wirtschaft zugebracht zu haben, so mag er das als Zugabe
betrachten.

Die geschlossene Stimmung, welche die Sammlung, wie wir hosfen,
allerdings vermitteln wird, ist nicht dadurch erreicht, daß wir irgendwelche
Materien — etwa städtisches Leben — willkürlich fortließen. Sondern wir
haben zunächst aus den Unmassen von Sammlungen, die sich in den ger-

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