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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,2.1906

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Heft 14 (2. Aprilheft 1906)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8629#0130

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Gründung der Gesellschaft ein be-
sonderer landschaftlicher Ausschuß
vorgesehen wurde, dessen Aufgabe
darin bestehen wird, sobald irgend
ein Projekt, z. B. ein Stauweiher,
in greifbare Nähe gerückt ist, es
nach der landschaftlich - ästhetischen
Seite zu prüfen. Wie auf der kon-
stituierenden Generalversammlung der
Gesellschaft von Herrn Kreisdirektor
Krüger ausgeführt wurde, wird er
»zunächst die Veränderungen des
landschaftlichen Bildes festzustellen
haben, welche durch Ausführung des
Projektes veranlaßt und nach Fertig-
stellung desselben eintreten werden.
Er wird zu prüfen haben, ob diese
Veränderungen eine Verminderung
der landschaftlichen Schönheit zur
Folge haben, und er wird alsdann
weitere Vorschläge über die Gestal-
tung der Umgebung und der Tal-
sperren selbst zu machen haben. Jns-
besondere wird er auch sein Augen-
merk darauf zu richten haben, daß
die angesammelte Wasserkraft nicht
einseitig und ausschließlich für indu-

strielle Zwecke verwandt wird, daß
vielmehr eine hinlängliche Wasser-
menge ständig zur Verfügung bleibt,
um den das Gebirgstal entlang füh-
renden Flußlauf mit Wasser zu ver-
sorgen.« Für den zu schaffenden
landschaftlichen Ausschuß ist endlich,
was noch besonders bemerkt sei, die
Zuwahl von Sachverständigen: her-
vorragenden Künstlern, Forstästheti-
kern u. a. m., vorgesehen und zu-
nächst Herr Professor Schultze-Naum-
burg hierfür in Vorschlag gebracht
worden.

Wir glauben, daß Sie den vor-
stehenden Ausführungen entnehmen
können, daß die »Gesellschaft zur
Förderung der Wasserwirtschast im
Harze« die sür die Entwickelung der
ästhetischen Kultur in Deutschland so
wertvollen Bestrebungen des Kunst-
wartes in keiner Weise durchkreuzt,
daß sie vielmehr im Gegenteil bei
jeder ihrer Maßnahmen die Rücksicht
auf die Erhaltung der Naturschön-
heiten mit in den Vordergrund ihrer
Erwägungen stellen wird."


Der Kupferdruck vor diesem unserm Osterheste zeigt Dürers „Aller-
heiligenbild" (wie man's nach Thausings Vorschlag zu nennen Pflegt) oder
seine „Anbetung der Dreifaltigkeit" (welchen alten Namen Wölfslin wieder
zu gebrauchen rät), jetzt einen Schatz der K. K. Gemäldegalerie in Wien.
„Wohl in keinem andern Erzeugnis der deutschen Malerei," sagt ein neuerer
Kunsthistoriker von diesem Werk, „ist so viel Großartigkeit mit so viel Poesie
vereinigt: man darf unbedenklich behaupten, daß diese Meisterschöpfung Dürers
das erhabenste Werk der kirchlichen Kunst diesseits der Alpen ist." Mag
man das überschwänglich finden, gewiß ist, daß Dürers „Anbetung der Drei-
saltigkeit" eine wirkliche Vertiefung in ihre Welt mit ganz wundersamen
Genüssen lohnt.

Unser Bild ist nicht, wie Rafsaels gleichfalls der Dreifaltigkeit gewid-
metes Freskogemälde von der „Disputa" im Vatikan zur Betrachtung für
Große der Kirche und der Welt, es ist zur Erhebung für Arme im Leben
und Bescheidene im Geiste geschaffen worden. Der Hellersche Altar war
fertig, nun wollte sich Dürer von der Malerei sigurenreicher Tafelbilder
abwenden, zumal ihm das „fleißige Kläubeln" gar zu wenig einbrachte,
noch aber harrte sein die Verpflichtung, einem Stift für verarmte alte
Nürnberger Bürger, dem „Zwölfbrüderhause", das Altarbild zu malen.

2. Aprilheft ^06

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