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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 2.1888-1889

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Heft 11
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Sprechsaal
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Aus der Bücherei
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11724#0178

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thun. Hierauf kaun ich nur zur Antwort geben:
wäre es wirklich inöglich, durch jDhrasirungsbezeich-
nungen zum verständnis zu führen, dann wäre die
Musik keine Kunst mehr. Aber es ist nicht möglich.
„Mich dünkt, die j?hrasen muß seder Musiker aus
sich selbst erkennen; vermag er es nicht, nun, so
werden ihm die Zeichen sür die j)hrasirung wenig
sruchten, an Stelle künstlerischer Kundgebung wird
pedantische Akzentuation treten." Das einzige Mittel
sür minder begabte Lehrer bleibt das Beispiel be-
gabterer: möglichst das persönliche. Da aber ein
solches nicht immer zu erreichen ist, so darf es ihnen
durch den Druck vermittelt werden, etwa in der weise,
wie ich in den bei Seeling in Dresden erschienenen
musikpädagogischen Beilagen (Nr. to und tl) die
O-moII-jI)hantasie von Mozart dargestellt habe. Nur
müßte das breiter ausgeführt werden, was ich dort
blos als Beispiel für ein System hinstellte.

<Ls giebt kaum Schädlicheres aus unserem Kunst-
gebiet, als phantasielose Musiklehrer, welche, um etwas
zu leisten, in theoretischen Spekulationen ihr Heil

c

Nus der

Selbstanzeige: Danllet etn Genie. von ksermann
Türck. (Rendnitz - L'eipzig, Mar Lsoffmann). Shakesxeares
außerordentliche Acnntnis der llkenschennatur ist allgemein an-
erkannt. Bei sedem Mbjekt der Natur aber haben wir nicht
nur zu sragen, welcher Gattung es angehört, sondern auch,
in welchem L nt w i ckelu n g s stad i u m es sich gerade beffndet.
bsamlet ist seiner allgemeinen Anlage nach ein genialer
Mensch, das besondere Stadium seiner Lntwickelung
innerhalb der Tragödie aber charakterisirt sich als eine geistige
Rrisis, als einen Uebergang aus dem Lnthusiasmus und Gp-
timismus der Iugend durch den krassesten jdessimismus hindurch
zur männlichen Reise, die die welt weder zum Gegenstand
sreudiger Anerkennung (Gptimismus), noch zu dem tiesfter
verachtung (Pessimismus) macht, sondern sie rein nur als
Objekt der schöpserischen Thätigkeit betrachtet. N)as ksamlet
bewegt, ist die prinzipielle Stellungnahme zu diesein ganzen
Dasein; die einzelne That, der Vollzug der Rache sür den
Mord des Oaters hat dem gegenüber sür ihn keine zwingcnde
Bedeutung. Nicht die ihm auferlegte That ist es, die ihin
zu schaffen inacht, sondern die Lrkenntnis des sundamentalen
Irrtums, in welchem er sich bis zum Tode seines Vaters über
lVelt und lNenschen besunden. Daß die letztern, daß seine
eigene Mntter einem Llaudius dieselbe lhingabe beweisen, wie
seinem edlen Vater, ist eine Thatsache, die seinen Gptimismus
völlig zerstört, in welchem er annahm, daß die seinem Batcr
gezollte Lhrerbietung und lsingabe aus einer wirklichen lVert-
schätzung der edlen Ligenschasten desselben beruhte. Das andere
Lxtrem, der pessimismus, wonach der äußere schöne Schein
der lVelt nur einem ekeln Inhalt entspricht, beherrscht ihn
ganz und macht jede zielbewußte Thätigkeit zunächst unmöglich,
bis sich gegen dcn Schluß der Tragödie die Anzeichen eines
lkbergangs zu jener großen objektiven Auffassung der lBelt
bei ihm zeigen, in der Gptimismus wie Pcssimismus als
subjektiv besangene Standpuukte ausgehoben sind. ,,lVär' er
hinausgelangt, er hätte sich höchst königlich bewährt."

lsermann Türck.

suchen. Das sührt geradenwegs zum „akademischen
vortrag." Läßt man mir aber die wahl zwischen
einem willkürlichen Spiel einerseits, und einem
akademischen Vortrag andererseits, wahrhastig, ich
wähle das Lrstere! Ls ist ein großer Nnterschied
zwischen unerzogen und verzogen. Das willkürliche
^piel hat Aussichten, es kann gezogen werden, das
künstlich - akademische dagegen ist rettungslos verzogen.
jstädagogik ift doch keine ^chulmeisterei, sie ist im
weiteren Änne des wortes eine Kunst, die sich auf
wissenschastlichen Grundlagen erhebt. wir wollen
eine sreie j)ädagogik. Lieber ein Leben ohne wissen,
als ein wissen ohne wirkung aus das Leben.
Musikalisches Leben wecken, musikalisches Leben leiten,
den Schüler mit idealen Lmpfindungen süllen, die
aus der Tiefe unseres unbewußten ^eelenlebens aus-
tauchen und Bterne sind in unserem Leben, das
ist die Ausgabe der Wusikpädagogik, die sich den
letzten und höchsten Zielen der Menschheit unter- und
einordnet.

N. Kaden.

D

öücberei.

Nnter bem Titel „Die Mlobnungs-Ausstattung der
Gegeuwurt" hat pros. Iean Pape zwöls große selbst-
gezeichnete perspektivische Zimmcransichten in einer Mappe
gesammelt nnd bei L. kVinter in Dresden herausgegeben
(M. 20.) Und zwar „mit spezieller Berücksichtlgung der in
der Neuzeit zumeist gesorderten Stilarten, in modern deutscher
Renaissance, im Geschmacke deutsch-englischer Art, im Barock-
und Rokokostil." Es ift kein Lrstlingswerk, was nun vorliegt:
sdape gab schon manche Sammlung verwandter Art ans Licht,
die dann nnter den Fachlcnten Glück machte. Auch die vor-
liegende wird's wohl nicht minder thun, nnd nicht in blödem
Abklatschen, sondern mit Zuthat jenes Aörnleins 5alz benutzt,
von dem unsere Tischler und Tapezierer leider noch häufig
genug wenig aus Lager haben: wir meinen als Anregung en
des persönlichen Gestaltens und der lebensvollen Auseinander-
setzung zwischen dem Arbeiter und dein vorliegenden ,,Fall"
verdiente sie auch Benutzung. In den einzelnen Formen
erinnert wohl mancherlei auch hier an jenes bei uns,herr-
schende „Architekten-Aunstgewerbe", das sich bei der Über-
tragung von Ltcin- aus ksolzsorinen nicht immer innerlich srei
machen kann, im Großen nnd Ganzen aber ist von den
Papeschen Lntwürsen weit mehr anzunehmen als abzulehnen.
ksätte der verfasser nur schöne Lnstschloßzimmer zeichncn wollen,
er hätte wohl auch noch dieses und jenes anders gegeben.
Lr mußte aber dem Praktiker kVillkommenes zeichnen und
soinit mit unseren llloden, sowie mit den gebräuchlichsten
Stoffen und dem durchschnittlichen Aönnen unserer kjandar-
beiter rechnen. Als kunstgewerbliche Lselsbrücke sei das werk
Allen, die eine solche gebrauchen, ausrichtig empsohlen; als
in der That anregende Lammlnng nach dem Größcrn wie
Aleineren hin leicht zu verändernder Lntwürfe eines tüchtigen
Lehrers und Praktikers auch Denen, die über einige Dosen
eigener phantasie verfügen.

c?

L.eitungsscbÄU.

* bcdeutct: Kesprecbumi veu Linzclwerken, f: bildlicbe Lrlüuterung dcr Ttutsutze odcr Keigabe von Kildnissen.

NllgLMciuercs. (Fremdwörter) ssauli, Salon 3; sdr. kjessen,
jdreuß. Iahrb. 3. — („Lin gottlos volk schlägt keine Sieges-
schlachten," offener Brief) lVidmann, Nat. 2(. — (Studien
zur Ästhetik) I. Duboc, Mag. ;o. — (Naturgesühl u. Natur-
erkennen) A. Biese, Mitt. d. D. u. Ge. Alpen-Vereins z.
— (vom Lrhabenen, insbes. i. d. Bibel) Steinthal, Nat.-Z.
99 f. -— (Zweck in dcr Runst) Alberti, Nat.-Z. y(. —
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volksschr. 9. — (Schulz-Lurtius' Aunstgesetz) fi Aüster,
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in München) Nerrlich, Allg. Z., B. ZO. — (Iean jdaul in
Dresden) Ders., Leipz. Z. B. t8. — (Gottsched) R. R.,
Leipz. Z., lV. B. (3. — (Iordanl Gottschall, Schles. Z. 97,
Lbers, Allg. Z., B. 39; Z. jdroelß, Frks. Z. 39/^2; —rt,
T. R. 33; lVittko, Lpz. Aorr. q^5. — (Spielhagen) N. N. 97.

— (Lrnst Schulze) ffL. Geiger, D. Dichtung — (Zu
Aörners Toni u. Zriny) R. Kade, Grenzb. c(s. — (Brief-
wechsel Storm-Möricke) Bächtold, Dtsche Rdschau Ian. —

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