Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,1.1907

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1907)
DOI Artikel:
Thümer, Anton: Pflanzt Bäume und am rechten Ort!
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8627#0704

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
er's auch nicht erlebt, bis sie sich zu ihrer hohen und herrlichen Er-
scheinung ausgewachsen haben, mit desto innigerer Genugtuung weiß
er sich mit dem Dichter in Linklang:

Aber das ist unser Teil,

Daß wir pflanzen für die Spätern!"

A Thümer

Dresden-Blasewitz

Lose BläLter ^

Aus Wilhelm Iensens DichLungen

Wer aus Iensens Prosa das beste herausfinden will, hat's nicht
eben leicht; selbst sein Biograph G. A. Lrdmann bekennt, „durchaus
nicht alle Werke Iensens gelesen zu haben", er schätzt die Zahl ihrer Bände
auf f50 bis f60. Das G. A. Erdmannsche Buch „Wilhelm Iensen, sein
Leben und Dichten" (Leipzig, Elischer) ist mehr warmherzig als kritikvoll
geschrieben, aber einen andern Führer durch diesen großen Garten haben
wir überhaupt noch nicht. Wenn bei irgend einem lebenden Dichter, so
wäre bei Iensen eine Auswahl- Ausgabe seiner Erzählungen erwünscht.
Wer über die vielgelesene „Karin von Schweden" oder das phantastische
„Eddystone" (beide bei Paetel) etwas tieser in Iensen eindringen will,
liest vielleicht zunächst den historischen Roman „Nirwana" aus dem Frank-
reich vor der Revolution, den aus dem holsteinischen Küstenleben „Luv
und Lee" (Elischer), den gleichfalls „heimatlichen" „Das Bild im Wasser"
(Reißner), die Novellen „Aus den Tagen der Hansa" (Ed. Avenarius).
Iensens Gedichtbände sind: „Ein Skizzenbuch" (ebd.) und, besonders wert-
voll, „Vom Morgen zum Abend" (Elischer).

Wir haben den Iensenschen Gedichten schon früher ein be-
sonderes Heft gewidmet (Kw. XVI, 7), wir drucken deshalb heute aus
diesen nur zwei noch einmal ab. Mit der Auswahl von Proben aus
Iensens Prosa bemühten wir uns, soweit es auf so knappem Raume
ohne allzu störendes Zerreißen anging, verschiedene Seiten in dieser Er--
zählkunst zu beleuchten, nur daß wir in der Auswahl der Naturschilde-
rungen das bevorzugten, was unsrer Meinung nach Iensen doch eben
am besten gelingt: Leben, das in seiner Heimat, am Meere spielt. „Das
Diner auf Schloß Hautefort" ist ein Kapitel aus dem Roman „Nirwana",
die köstliche humoristische Schilderung „Im Wirthaus zum stillen Butt"
ist gleich dem Frühsommerbildchen dem Roman „Luv und Lee" entnommen.
Das kleine Naturbild vom alten Leuchtturm stammt aus dem Romane
„Eddystone", ^In der Springflut" ist eine aus dem Zusammenhang der
Erzählung herausgelöste Naturschilderung aus dem »Bild im Wasser".

G

Am ersten Garge

Es war in schwüler Iulizeit; die Gassen
Im Städtchen draußen lagen stumm verlassen,
Und schläfrig klang vom Turm das Glockenspiel
Ins Schulgemach, wo schmal, wie goldener Duft,
Ein Sonnenstreif ans Wandgetäfel fiel.

Die Fliegen summten müde durch die Luft,

Nnd müde lag es auf den Knabenlidern,

570

Kunstwart XX, (0
 
Annotationen