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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 20 (2. Juliheft 1907)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0549

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Wenn wir in unsrer Notenbeilage ein Adagio aus dem Quartett
eines unbekannten Lonsetzers bringen, so geschieht das nicht, weil wir's
für gar so „bedentend" hielten, sondern um zu zeigen, wie vortreffliche
Äberlieferungen im musikalischen Kunstgewerbe der romantischen Zeit des
vorigen Iahrhunderts lebten. Der junge Richard Wagner, der diese
Zeit noch mitgemacht hat, schildert sie recht anheimelnd. „Der Deutsche
ist imstande, Musik zu schreiben, bloß für sich und seinen Freund, gänz--
lich unbekümmert, ob sie jemals exekutiert und von einem Publikum
vernommen werden solle. . . Gehet hin und belauscht sie eines Winter-
abends im kleinen Stübchen. Dort sitzen ein Vater und seine drei Söhne
um einen runden Tisch . . . Was ihr so tief und innig vortragen
hört, ist ein Quartett, das jener kleine Mann komponiert hat, der den
Takt schlägt. Dieser ist aber der Schulmeister aus dem benachbarten
Dorfe, und was er komponierte, ist kunstvoll, schön und tiefgefühlt."
(G. Schr. I (52.) Der das vorliegende Streichquartett geschrieben hat,
war schon ein „alter Herr", der mit seinem Fühlen in der Zeit Men-
delssohns wurzelte und bei italienischer Opernkost erwuchs. Aber „sein
Handwerkszeug war in Ordnung", und der poetische Geist seiner Periode
hatte ihn berührt. Als er Bulwers Roman „Nacht und Morgen" ge-
lesen hatte, inspirierte ihn der ergreifende Abschied zwischen Mutter und
Sohn zu dem Adagio, das er seinem Streichquartett in D einverleibte.
Es war sein drittes. Jm Druck ist überhaupt keines erschienen, auch
nicht sein Streichquartett, und das ist schade. Man braucht leicht aus-
führbare und doch „gute", warm empfundene Hansmusik, wenn das
Ouartettspiel sich wieder beleben soll. Denn mit den spärlichen Ver-
öffentlichungen der neuesten Zeit ist, bei den technischen Ansprüchen, die
sie stellen, gerade „denen Liebhabern" nicht gedient.

Herausgeber: Ferdinand Av enarius in Dresden-Vlasewitz; verantworllich: der Heraus-
geber. Mitleitende: Eugen Kalkschnridt, Dresden-Loschwitz; für Mustk: vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge; für bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bei Kösen in Thüringen — Sendungen für den Lext ohne Angabe eines Personen-
namens an die »Kunstwart-Leitung" in Dresden-Blasewitz; Lber Mustk an vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Bsreinbarung,
widrigenfalls keinerlei Verantwortung übernommen werden kann — Verlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — In Sster-
reich-Nngarn für Herausgabe und Schriftleitung verantworttich: Hugo Heller i« Wien I

M Künstwart XX, 20 !
 
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