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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 21 (1. Augustheft 1907)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0624

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rnerksamkeit, und heute ist er ein berühmter Mann. Wohl das meist--
gepriesene seiner Bilder aber ist das mit dem Hörselberg im Hintergrund,
das wir unsern Lesern in farbiger Nachbildung unmittelbar nach dem
Originale zeigen. Es hat schon etwas „Galerieton", die bekannte „silbrige
Harmonie" der Weimarer Schule aus jener Zeit ist dadurch etwas ins
Goldige umgestimmt worden. Aber die Vorzüge des Meisters leben des--
halb doch noch auf der eigentümlichen Landschaft, in die der Hörselberg
aus der Ferne wie eine Sage in die Wirklichkeit schaut. Man beachte
auch, wie feinfühlig durch den Schäfer mit seiner Herde und dann durch
den dürren Baum und die Vögel die Aufmerksamkeit des Beschauers und
damit das Gefühl gelenkt und gesrimmt wird.

Nach einem Stück aus dem älteren Weimar eins aus dem Weimar
von heute: Rudols Stumpf, der Geburt nach ein Prager, der, als
Buchholz starb, noch ein Kind war, lebt auch dort. Wir haben unsern
Lesern von ihm schon die „Brückenheilige" gezeigt (Kw. XVIII, (qyl in
dem kräftigen Aufbau großer Massen mit starken Lichtkontrasten wird
man auch bei unserm heutigen Zweiplattendruck desselben Meisters Auge'
erkennen. Abgewogenheit und Ruhe auch hier. And auch hier das
eigentümlich leise Erregende des Reflexlebens auf dem Wasserspiegel.

Walther Püttner ist Impressionist. Wer dieser Kunst nahe
kommen will und dazu einige Hilfe wünscht, wolle nachlesen, was Avena--
rius im vorigen Heste gelegentlich Liebermanns über das Malen und —
das Betrachten impressionistischer Bilder gesagt hat. Nur aus der Ferne
besehn, nur das Ganze mit einem Blick! Dann wird selbst diese
Nachbildung mit Schwarz und Grün den Raum sich erstaunlich ver--
tiefen und nach allen Seiten runden lassen. Amd wird das Licht z. B.
in den Fenstern und um das Baumlaub ganz lebendig zu weben an--
fangen. Wir haben ein ungewöhnlich feines Werk dieser Richtung vor uns.

Ansre Mlustrationsbeilage gehört zu dem Rundschaubeitrage »Vom
beleidigten Reichenberg".

Nicht ganz zufällig lassen wir einer Probe Zumsteegscher Musik
die beiden Schlußstücke eines Zyklus von Felix Günther, einem
jüngeren Wiener Musiker, folgen. Es nimmt in der letzten Zeit ein
neuer Lypus von Liedern überhand und wird durch eine Reihe begabter
neuer Kräfte vertreten, der vom Konzertpodium uud vom häuslichen
Musikzimmer gleichweit entfernt ist und bei dem man von der Herauf--
kunft des Kabarettgeistes in die Kunstlhrik reden kann. Ich meine hier
natürlich nicht das Geschäftskabarett, wie es sein zu müssen glaubt, um
sein Publikum zu finden, sondern das Kabarett als Stilbegriff. Kenn--
zeichnend dafür scheint mir, daß es die Lmpfindung nur streift, nie aus--
schöpft» daß es nicht Gefühle weckt, sondern Gefühlchen, daß es nach
dem Schlager und der Pikanterie schielt und immer die Anwesenheit eines

(. Augustheft (907 53(
 
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