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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,2.1910

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Heft 7 (1. Januarheft 1910)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9023#0078
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Lluter uns

Lebeude Worte

früher versucht. Sollen unsre
Hochschulen neben den Stätten der
Wissenschaft, die sie sind, wieder
Stätten der höchsten Bildungs-
pflege werden, so müssen sie anch
die hier skizzierte Aufgabe aller-
orten zu lösen suchen.

unternimmt und wie man für die
Unternehmung reif ist oder nicht.

V

Das Menschenleben hat in der
Iugend wie im Alter kritische
Iahre, in welchen die Posten der
Vorjahre plötzlich znr Summe gip-
feln und lang Gereiftes und still
Vorbereitetes wie mit einem
Sprung in die Erscheinung tritt.
Der Klügste, übersieht er kalt oder
sorglos solche Katastrophen, mihver-
steht dann die Zeit, bleibt hinter
ihr zurück, rechnet veraltet und
macht Mißgriffe.

W

Können zwei sich berechnen, ohne
daß die ganze Welt mitrechnet?
Einer mit allen und alle mit einem
weben wir Millionen von Fäden
in das nämliche Gewebe von
Schuld; zn zweien wird kein Schuld-
buch geschlossen, und wer da her-
austritt und sagen kann: ich habe
bezahlt, von dem sagen die andern:
er ist gestorben. Das wäre die tief-
sinnigste Sprache der Welt, welche
nur ein einziges Wort hätte für
Leben und Schuld, für Tod und
Strafe.

Ferdinand Kürnberger

Llnser Wandkalender

kann diesmal erst dem nächsten,
achten Hefte dieses Iahrgangs bei-
gegeben werden, das ja immerhin
auch schon in der ersten Hälfte des
Ianuar den Lesern zugehen dürfte.

Das Inhaltsverzeichnis für
diesen Quartalsband liegt dem
Hefte bei.

Einbanddecken für den Kunst-
wart sind jetzt bekanntlich für Vier-
teljahrsbände in zwei Arten zu be-
kommen: in Pergament für 2Mark,
in Leinen für l.25 Mark, für Halb-
jahresbände jedoch nur in Perga-
ment zu 2.25 Mark das Stück.

Kunstwart-Verlag
Georg D. W. Callwey

Vom Menschenleben

>^in Mensch besteht eigentlich aus
^mehreren Menschen. Es kommt
alles darauf an, wann man etwas

Unsre Bilder und Noten

as Bild des Freiherrn von Schlippenbach pajzt schon seinem
Gegenstande nach recht gut in ein Silvester- und Neujahrsheft,
denn das dargestellte Stück Stadtbild wirkt wie ein Rück- und wie
ein Vorausblick. Die alte Brücke, die es zeigt, steht iu Dresden nicht
mchr, aber im hintergrunde deutet die Glaskuppel über dcr neuen Kunst-
akademie schon die nene Zeit an, denn mit dieser begann das alte schöne
Stück Sein hier sich zu verändern. Freilich ist das Stoffliche hier
sehr nebensächlich, der eigentliche Wert des Bildes liegt natürlich in der
überzeugenden Winterstimmung, in der Winterluft, deren malerische
Illusion durch das überaus feine Tönen der Farbflächen in sich und gegen-
einandcr erreicht ist.

Winterstimmung zeigt auch der sehr glückliche Landschaftsausschnitt von
Louis Lejeune, Oderberg in österreichisch Schlesien. Nicht der „tobende",

62 Kunstwart XXIII, 7
 
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