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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,3.1912

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Heft 13 (1. Aprilheft 1912)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9027#0084
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Hinweise auf ältere Werke, na-
mentlich solche, die literarisches
Anschauungsmaterial zur heimat-
lichen Kulturgeschichte enthalten,
auf alte Chroniken, Sagensamm-
lungen, Reisebeschreibungen werden
gewöhnlich dankbar aufgenommen.
Aber auch für die ueuere Literatur
könnte dcr Bildungsbibliothekar
etwas wie eincn Berater der Presse
abgeben. Er hat ohnehin die neu-
erscheinenden Werke und alle Neu-
erwerbungen seiner Bücherei stän-
dig zu prüfen und könnte diese
nicht geringe Arbeit dazu verwer-
ten, daß er der Lokalpresse regel-
mäßige S a m m e lb e r i ch t e im
Sinne einer gesunden Kul-
tnrpädagogik vcrsorgt; „aber
nicht bloß über nenerscheincnde,
sondern namentlich auch über
ältere, bewährte Werke. Bei der
Sucht des großen Publikums,
immer nur »Novitäten« zu kaufen,
bei der geringen Auswahl älterer
Werke, die der Sortimeirtsbuchhan-
del infolgedesscn auslcgt, ist es von

größter Wichtigkeit, daß s h st e m a -
tisch immer wieder auf ältere
Bücher hingcwiesen wird." Auf diese
Weise könnte dann gleich auch dem
Besprechungunwesen der meisten klei-
neren Zeitungen abgeholfen werden.

Partei-Erziehung

«)indern Handlungen als edle,
-v»großmütige, verdienstliche zum
Muster aufzustellen, in der Mei-
nung, sie durch Einfluß eines En-
thusiasmus für dieselben eiuzunch-
men, ist zweckwidrig. Denn da sie
noch in der Beobachtung der ge°
meinsten Pflicht und selbst in der
richtigen Beurteilung derselben so-
weit zurück siud, so heißt das so
viel, als sie beizeiten zu Phan-
tasten zu machen. Aber auch bei
dem belehrteren und erfahrencren
Teil der Menschen ist diese ver-
meinte Triebfeder, wo nicht von
nachteiliger, wenigstens von keiner
echten moralischcn Wirkung aufs
Herz, die man dadurch doch hat zu°
wege bringen wollen. Kant

Unsre Bilder und Noten

gcht es auf Frühling und Sommer zu — könnten wir das
/ „grüne Halbjahr" passender einleiten als mit Otto Whlers
^ ^"„Kinderfest in Aarau"? Zwar haben wir mit dem Bild, das der
farbige Steindruck vor unserm Heft wicdergibt, keines vor uns, welches
das Liebliche des Stoffs irgendwie poetisch betonte; dcm Schweizerischen
Maler hat nichts mehr am Herzen gelegen, als der Eindrnck von Licht
und Farbe, als eben „das Bild". Die einzelncn Kinderpersönlichkeiten
sind sogar so wenig charakterisiert, daß man zu sagen versucht ist: Wyler
ist der Charakteristik dieser Kinder mit Absicht ausgewichen. Aber gerade
dadurch mit kommt die G e s a m t st i m m u n g dcs Kinderfesttags auf das
köstlichste zur Geltung: Es ist, als hätten die reinen heitern.Farben ihrcr-
seits die Mclodie der Iugend aufgenommen. Icde Hervorhebung cines
einzelnen Kindergcsichts würde von der Freude an der Stimmung des
Ganzen ein Stück Bewußtsein, cin Stück Teilnahme wcgnehmen. Wir
wollen damit durchaus nicht sagen, daß ein Verfahren wie das Whlersche
immer vorzuziehen wäre, wollen nnr auf die besondere Eigentümlichkeit
dieses feinen Werkchens und seiner Werte hinwcisen.

Der Zweiplattendruck nach Hans Hammer zeigt uns ein Mädel in
höchst ungezwungenem Sichgehaben, und im frischen Festhalten der lustigen

h Aprilheft W2

Lebende Worte
 
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