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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,1.1925-1926

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Heft 4 (Januarheft 1926)
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7999#0291

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ciii wahrhafkiger Dichkcr. Günther hat mit
Erich Müller und H. v. Heiseler zusammen
„Gcsammelte Werke" LeßkowS (bci Beck,
Münchcn) herauögegeben, die zwar nicht
sein Romanschassen, aber scine vielsach leicht
groteske, sast immer elementar wuchtige No-
vellistik und Legendenkunst vollkommen re-
präsentieren. Der dritte Band enthält nur
„Lcgendcn" — mcist geschickt nacherzählte
altc Stosse,- darunter auch die „Legendären
Charaktere", Kalendergeschichtcn, die wir lie-
ber entbehrt hätten. Dic Auögabe umsaßt
vier rcizvolle Taschenbände. Die Legcnde
„Der Gaukler Pamphalon", eine byzan-
tinisch-srühchristliche Erzählung von dünncm
Fluß, festem Stil und sehr bcwegendcm
Ende, und die crschütternde Erzählung
„Pawlin" — beide in den Gesammeltcn
Werkcn cnthalten — ließ Günther außer-
dem noch in eigner llbersetzung erscheinen
(Orchis-Derlag, Münchcn); sie sind da von
K. Rössing mit Holzschnitten illustriert. Da
gerade Rössing heute als Holzschnikt-Jllu-
sirator zu unscrn besten zählt und cs kraft
manchcr Arbeiten mit cinem Mascrecl auf-
nehmen kann, sind die beiden Seiten-AuS-
gaben ganz besonders wertvoll. Namentlich
mit „Pawlin" möge eS jcder probicrcn,
der Leßkow cinmal, und gleich von seiner
stärkstcn Seite kenncn lernen will, nümlich
als tiefen Menschcnkenner ohnc zerfaserndcn
PsychologiSmus.

Don weiteren Büchern sci Al. N. Tolstojs
graziöse Komödie „Die Liebe, Ein goldeneS
Buch" genannt, die Günther mit lustigen
Radierungen M. E. Wredes im Orchis-
Derlag, Münchcn, herauSgab. DaS feine,
sehr heitere, doch nicht flache Stück, in
dessen Mittelpunkt Katharina II. sieht, sollte
einmal einc starke Schauspielerin aus die
Bühne bringen.

Em dreibändigeü Sammelwerk „R u ß -

land in dichterischcu Dvkumcn-
t e n" hat Günther zusammcn mit dcm ver-
storbencn A. Eliasberg herauSgcgeben (Beck,
München): „Rußland wie eS ward", „Ruß-
land wie es sich darsiellt", „Rußland wie eS
fühlt"; die drci Bände bringen je etwa
zwanzig Novellen oder Romanfragmente
und dazu gute photographische Jllustratio-
nen. Wichtige Wcsenszüge des LandeS und
seiner Literatur wcrden so überblickbar. Pa-
rallel zu diesen drei Probebänden gab Gün-
ther nvch jc eincn Band „Russische LiebeS-
geschichten" und „Russische Derbrecherge-
schichten" im Drei-Masken-Verlag heraus:
jener angefüllt mit acht Erzählungen vou
Puschkin, Lecmontow, Turgenjew, Dosto-
jewski, Ljeßkow, Tschechow, Ssologub, Brjus-
sow; dieser mit sieben Novellen von den-
selben Dersassern und Tvlstoj, ohne Lermon-
kow und Ssologub. Beidc Bönde sind her-
vorragcnd wertvoll alü Spiegel einec Litc-
raturgatkung und der bcsondcren Fühlweise
ihreS Ursprunglandcs.

Es ist im ganzen das altc Rußland, daü
Günthcr und seinc Freunde zeigen. Eine
unwiederbringliche Dergangenheit, dic wir
in unserer Jugend noch kennen zu lerneu
suchten, weil sie sichtbar, lcbendig in un-
untcrbrochener Fortwirkung die Gegenwart
bestimmte, die wir aber heute nur als
langsam versinkende Ieit noch anerkennen
können. Don ihren literarischen Spicgeln
wird bleiben, was dichterisch bcdeutend
war und was über die Revolution hinweg
sruchtbare Dorgänge darstcllt. Eü ist viel
und wenig; viel, da diese Dichtung unvcr-
glcichlich schwcr von historischem Gehalk war,
wenig im Dergleich zu der unüberblickbaren
Fülle, die uns vorliegt. Wir erwartcn von
eisrigen llbcrsetzern abcr nun einmal ein
Unternehmen mit der llberschrist: DaS Ruß-
land, das dic Revolution in sich trng.

DerancworlUch: Wols'gnng Schnmnnn, Dreoden-Blnselvitz. Mitleiler: Or. G. Ä. Fischer. Jn Ofterreich
veranlworllich: Hofral Or. Knrl Giannoni, ftTtödling bei Wien, Dominikanergasse IZ. Sendungen fiir den

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werden kann. — Verlng von Georg O. W. Callwen, Druck von Kaftner L Callwey, Vuchdruckerei in lllkünchen —
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