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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 7 (Aprilheft)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsere Bilder und Noten
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8000#0083

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Bedeutct eS nun etwu nichts, wenn wir den
Deutschen im AuSlynde sehen lassen, wie
sein Verwandter in der Heimat unter den
Hieben der Zeit nicht einschläft, vielmehr sich
aller seiner Fähigkeiten bewußt zu machen
und sie alle vrganisch auszubauen beslrebt
ist, um in ihrer aller Derwendung seine
Menschenrolle vollendet spielen zu können?
Bedeutet eS weiter nichts, daß dicser Deutsihe,
sofern er dem Sinne unserer Arbeit ent-
gcgenzufühlen verstehk, in diesem Versiehen
auch seincr eigenen Rolle bewußter wer-
den kann? Wird er nicht Trost schöpfen
auS dem Gefühl, daß er mit dem Geiste der
Heimat gläubig durch alle Stationcn deS
Erdenwegs hindurch inS Ziel erfüllter Le-
benSaufgabe wandert? Und nicht Kraft aus
der Erkenntnis, daß, wo immer und in
welchem Schicksal immer er siehe, unver-
lierbar in ihm sclber drin die Möglichkcit
zum höchsten Sieg gcgeben bleibt: zum Sieg
als ganzer Mensch? Denn soviel isi klar:
Gcistcükraft allein wicd das, waS wir an
dieser Welt heute noch beklagen, aufhebcn

und vernichten können. Und grcifen andere
dieseS übel an scinen peripher gelegenen An-
grisfspunkten an, — also auch am politi-
schen — so packen wir eS im Zentrum: im
Menschen selbst, der diese Welt bevölkert.
So also fassen wir unsere Aufgabe den
kämpfenden Auslanddeutschen gegenüber auf:
Kraft zu reichen: mit dieser Kraft die immcr
höhere Leisiung des Einzelnen zu bewirken;
und aus der Summe dicser Leistungen die
höchste Leisiung des deutschen Dolkes her-
vorzurufen.

Seid ohne Sorgen deShalb, ihr Deutschcn
draußen in der Not! Nicht nur unser Herz
schlägt euch zu, wo ihr mchr leiden müßt,
als wir. Auch unser Wille will für euch!
Er will: dic Bosheit des uncrwachten Men-
schen oor der Gcrechtigkcit deS erwecktcn zu-
schanden werden lassen, dcr seinc Berufung
zum Dicnstc erlcbt hat! K-L

NB. Der von uns geplante und uns zuge-
sagte Aufsatz über die Deutschen in Böhmen
ist infolge postalischer Schwierigkeiten leider
nicht rcchtzeitig eingetroffen.

Unsere Bilder und Utoten

rS farbig wiedergcgebcnc Stilleben von
Kanvldt reihk sich einer Anzahl von
Stillebcn an, wclchc wir in dcr lctztcn Zcit
gebracht habcn. Diesc Reihe wiid noch cin
wenig fortgesetzt wccdcn. Die Wiedergabe
ist von großer Treuc, wie dies bei solchen
linear und einfarbflächig angelegten Werken
trotz der Vcrklcinerung lcicht möglich isi.
Gustave CourbetS „Nacktc Frau"
(wcißc Strümpfe, weißes Kissen, schwarzeS
Haar, rosa Wölkchcn) vcrdanken wir dcr
Kunsihandel-Firma Rud. Bangel, Frankfurt
a. M„ durch welche daS Bild vor einiger
Zcit mit der Sammlung Graf I. Bouly ver-
sicigcrt wurde. Jn dcn vorzüglich gedruck-
ten Katalogen Bangels (ncuerdings erschien
derjcnigc dcr Galerie Noll: Mcisicrwerke des
XIX. und XX. Jahrhundcrts — die bald

darauf zu ersiaunlichen Preisen vcrsieigcrt
wurdc!) findet der Kenner meist die wert-
vollsien Anregungen. Unsern Courbct bezeich-
nct Meier-Gräfe im Kakalog als „höchsi bc-
deutend". Er „hat die Wucht deS ersicn
Entwurfs und dürfke nach der Natur gemalt
sein". Es „überzeugt daS Malerische", der
Gcsamt eindruck isi betont,- die Landschaft
ifi offenbar „nur als Begleitung des KörperS
gemalt". Die Schwarz-wciß-Wirkung Kopf
gegen Kissen isi „von ungestümer Prachk".
„Wenn Courbet," so schließt Meier-Gräfe,
„nachdachte, plagke ihn dcr Ehrgeiz, die Ra-
tur zu fälschen. Jn unserem Bilde hat er
sich nur seiner unvergleichlichen Dynamik
überlasscn." Cvurbet (geb. 181g) dürfte das
Bild um 1862 gcmalt haben.

Bücherschau

>^V^"Van könnte meincn, in unserer Zeik deS
^^I-Sieges dcr photographischen Kamcra,
da wir in Lichtbild und Film, vom Auto
aus aufgenommen, alle Wunder der fern-
sten Tierwelt genau zu sehen bekommen, sci
cin Tiermaler überflüssig. Jn der Tat wer-
dcn zoologische Dorträge und Bücher immer

öfter mit Photos illusiricrt. Die Zeit der
Unentbehrlichkeit des Malers isi im Schwin-
den. Sieht man indessen ein Buch wie
Wilhelm Kuhnerts „Meine Tierc"
(weit über 100 Wicdergaben von Radierun-
gen; Verl. R. Hobbing, Berlin), so wird
man doch gewahr, wclche großen Werte der
 
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