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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 8 (Maiheft 1927)
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0159

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gelegt wird, gerne festlicherc und, man
verzeihe das verpönw Work, heldischere
Worie dazn gewünscht als diese nur
klngen Ernst Benkards. Aber man ist
dem Buch gleichwohl zu großem Dank
verpflichtet, denn am Ende behalten srei-
lich die Toten das Wort.

Paul 2llverdes

<7v>. H. Bartsch hat die dem Knnst-
>^wart-Leser aus dem letzten Jahrgange
wohlbekannten kleinen Aufsätze in einem
Bande versammelt, den der Verlag
Staackmann soeben in ansprechender
Ausstattung nnter dem Titel Das Glück
des dentschcn Menschen heraus-
brachte. Ausdruck einer resigniert-optimi-
stischen, pantheistischen Lebensphilosophie,
suchen diese „Predigten" der geistigen und
seelischen Verarmung und Trostlosigkeit
der Zeit zu begegnen mit der Kraft der
Schlichtheit und der gläubigen Naturver-

senkung.JnderunbedingtenVerbundenheit
und Hingabe an die Natur, im Glauben an
ihre allheilende Macht sehen sie die einzigc
Erlösung, den einzigenGottesdienst, öieletzte
„Rettung des Menschen".

Überrascht wird man aus der gleichzeitig
erschienenen Schrift: R. H. B a r t s ch er-
fahren, daß TheodorLessingzu sei-
nen Verehrern gehört, überrascht sein Ge-
ständnis lesen: „Für einen solchen Ken-
taur oder Waldschratt würfe ich froh
dahin die ganze Geisteswelt Strindbergs
und Dostosewskis und auch — meine
eigene (!)." Lessing bezeichnet Bartsch
als den letzten altgermam'schen Heiden,
als den letzten Dichter der Naturseele,
als den letzten Erotiker und bemüht sich,
seine Gestalt durch Vergleiche (Goethe,
Hölderlin, Stifter!) und Gegensätze zu
verdeutlichen. Das Buch ist so geschrie-
ben, daß es allenthalben zum Wider-
spruch herausfordert.

Zu unseren Bildern und I^oLen

u Georg KolbeS Plastiken.
Tänzerin. Bronze. 1912. i,AZ m.
Berliner Nationalgalerie. DasTanzmotiv
war schon in der griechischen Plastik be-
liebt, allerdings mehr im Relief als in
der Vollfigur. Das 20. f^ahrhundert hat
es rm't besonderer Vorliebe wieder auf-
genommen und pflegt es mit wachsendem
Eifer in dem Grad, als der Tanz wieder
Kunst geworden, berühmte Tänzer und
Tänzerinnen Weltruf gewonnen. Kolbe,
der hierfür eine besondere Neigung zu
haben scheint, hat gerade mit diesem fri-
schesten Stück sich als junger Bildhauer
bekannt gemacht. Das Werk gehört heute
noch zu seinen unmittelbarsten und lie-
benswürdigsten Schöpfungen. Dieser
Frauenkörper hat etwas Athletisches, wie
eö bei Berufstänzerinnen dcr Wirklich-
keit entspricht. Dadurch gewinnt er et-
was Typisches, und verzichtet auf den
Reiz deü Weichen und Vollen zugunsten
des Artikulierten und Herben, der Viel-
formigkeit. Diese Figur lcbt nicht in der
Oberfläche, die lebendig dnrchgebildet ist,
sie lebt in jedem Teil und wahrt dem-
nach die körperliche Einheit eines organi-
schen Ganzen. Das Tanzmotiv kommt in
voller Klarheit zur Anschauung, wird
durchaus nacherlebnisfähig, weil eS nicht
nur im Umriß, gleichsam zeichncrisch, son-
dern vollplastisch gestaltet wurde. Man

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erkennt sofort, daß dies Gebilde sich nicht
in einer Ansicht erschöpft, daß es deren
mehrere hat, nach ihnen drängt. Willig
folgt das Auge dem gleitenden Zug der
sich rundenden Bewegung, von der daS
Mädchen wie traumwandlcrisch gctragen
wird. Jn beinahe aufhüpfendem Nuck
setzt dcr Tanz ein. Straff spannt sich der
Bogen der sehnigen Wade, energisch Äringt
das Knie in den Raum, schwingig steigt
der eine Oberschenkel empor, fast jauch-
zend schließt sich der andere an. Und nnn
löst sich der Oberkörper mit den schwan-
kenden Brüsten blumenhaft sich wiegend,
die 2lrme strömen sehnsüchtig hinaus, wer-
den Flügeln gleich, die den Leib schweben
machen und zugleich balancieren. Das
Hanpt tciktiert und dirigiert die Melodie,
nach der der Körper reigt, der, seiner Er-
denschwere e>ntbunden, beseligt sich
schwingt.

Assunta. Bronze. 1921. 1,9-z m. Der
Stil des Künstlers hat sich nun gewandelt:
die Form ist wesentlich cinfacher gewor-
den und geht auf möglichst geschlossene
Rundung auü; zylindrisch werden die
Teile, wird das Ganze. Zugleich macht
sich eine gewisse Überschlankheit geltend,
die hier zu stiller Gesammeltheit empor-
drängt. Durch all das gewinnt die Ge-
stalt eine stark innerliche Stimmung, die
einhcitlicher durchgehalten ist als die ange-
 
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