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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 8 (Maiheft 1927)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0161

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Zehen, Parti'en um das Knie, im Schoß,
die Brüste, Bildung und Ansatz dcr Schul-
tern — und das alles noch weiter durch-
sormt von kleinen Hebungen und Sen-
kungen. So entsteht eine ungemeine Be-
lebung drr Obersläche, die aushört, nur
Haut zu sein; sie wird ein narbiges Ge-
bilde, das ganz durchsättigt von dem ist,
das es umspannt. Wie es dadurch selbst
an Plastik gewinnt, wird die Gesamtpla-
stik davou in ihrem Leben bereichert und
gesteigert. Nirgends handelt es sich um
die Wiedergabe unmittelbarer Wirklich-
keit, vielmehr allenthalben um Auswahl
sprechender Einzelheiten. Das Mädchen
gleicht einer sich wiegenden Blume, die
schutterig bewegt nach der Richtung sich
wendet und zugleich sich ihr entwindend,
woher die 2lnregung erstanden. Das er-
gibt eine Fülle atmender, sich entsaltender,
gegeneinander sich schiebender Formen,
die sich vor uns austun. Eine erstaunliche
Fähigkeit: atmendes Leben zu enthüllen.
Und das nicht slüchtig gezeichnet oder mit
blendenden Farben hingeschmeichelt, son-
dern in einem massigen Material erreicht.
Darüber hinaus der Reiz des knospenden
Leibes, in der Stimmung durch die Halb-
lebensgröße intimer gemacht.

Für die eingehendere Beschästigung mit
dem Schassen Kolbes sei erneut die reich-
haltige Monographie W. R. Valenkiners
(Kurt Wolss Verlag) empsohlen, welche
die wichtigsten Arbeiten his zum Jahre
1922 enthält. Das Buch gibt außer den
Plastiken sieben Blätter wieder, die eine
Vorstellung von dem hinreißenden zeich-
nerischen Können des Meisters geben
können. I. P.

^ ermann Durra, der am 17.
'H/ssuni 1871 in Neuyork von deutschen
Eltern gcboren ist, hat seine musikaiische
Ausbildung in Breslau bei dem berühni-
ten Domorganisten Mar Brosig und bei
dem nicht minder berühmten Theoretiker
und Musikforscher Emil Bohn, sowie aus
dem Leipziger Konservatorium erhalten;
er war dann cine Zeitlang Schauspieler,
ließ sich aber 1912, nachdem er noch bei
Törsless, dem Vertreker der tresslichen

Müller-Brunowschen Methode, in Ko-
penhagen Gesang studiert hatte, in Ber-
lin nieder. Hier wirkt er als Theorie-
und Gesangslehrer, widmet sich aber vor-
wiegend der Komposition. Er ist nichts
weniger als ein Streber, der überall da-
bei sein muß; er liebt vielmehr die Ein-
samkeit. Bach und Mozart sagen ihm
am meisten, daneben sieht er mit beson-
derer Verehrung zu Rossini aus. Was
dessen „Barbier von Sevilla" einst der
Kunst gegeben, sucht er für die heutige
Zeit zu gewinnen; noch ist es ihm frei-
lich nicht geglückt, uns die von ihm an-
gestrebte komische Oper, in der er eine
echtdeutsche Angelegenheit sieht, zu schen-
ken. Dasür sind ihm aber wahrhast in-
spirierte, die Dichtungen herrlich ergän-
zende Lieder in großer Zahl gelungen.
Sie haben im Haus und auch im Kon-
zertsaal solchen Anklang gefunden, daß
sich zu ihrer Verbreitung sogar ein eige-
ner Verein, nicht etwa an seinem Wohn-
sitz, sondern in Köln gebildet hat, wo
er zunächst ganz unbekannt gewesen ist.
Daß er deni modernen Empsinden gerecht
wird, zeigt unser Lied, das bisher nur in
einer Ausgabe sür tiese Stimme vorge-
legen hat; es beweist aber auch, daß er
abseits der atonal schasscudeu Musiker
steht.

Das ist auch der Fall bei Friedrich
Hemmann, von dem wir ein gleich-
falls durchauS inspirierteS, dem moder-
nen Cmpsinden Rechnung Lragendes, sehr
ernstes Klavierstück im Erstdruck vorle-
gen. Dieser junge Künstler, der in Ber-
lin-Südende als Pianist und Komponist
lebt, ist am 22. November 189Z als
Sohn eines fürstlichen Kammermusikers
in Gera geboren. Er hat die dort er-
haltene musikalische Ausbildung in Mün-
chen und Leipzig vervollständigt. Große
symphonische und Kammermusik-Werke
hat er neben Klavierstücken und Liedern
vor allem geschafsen. Sie haben bei Aus-
sührungen stets großeS Jnteresse erregt
und lassen erwarten, daß sein Wirken
bald in immer steigendem Maße Beach-
tung, namenklich seitens der Dirigenten
und anderer ausführender Künstler, sin-
den wird. W. A.

Derlag von Georg D. W. Callwey,.. Druck von Kastner L Callwey in München. — Verantwortlich :
Dr. Hermann Rinn, München. In Österreich Verantlvortlich: Paul Sonnenfelv, Men I, Fleischrnarkt 16. —
Geschäftsstelle für Berlin: Georg Siemens, XV 57, Kurfürstenstrane 8; Geschäftsstelle für Wien:

Paul Sonnenfeld, j, Fleischmarkt 16.

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kann, an den Kunstwart-Derlag Georg D. W. Callwey in München ^VV 12, Finkenstraße 2.
 
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