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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1927)
DOI Artikel:
Zur soziologischen Umwandlung der Familie
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Scherber, Paul Friedrich: Formen der Musikbetrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0410

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emer Erneuerung krafL eines neuen Ursprungs und einer neuen Srnngebung
fähig?

Es will uns düuken, daß uns ein Weg gewiesen ift — er wurde schon an-
gedeutct — ein Weg, dessen Befolgung die Krise zu überwinden vermag.
Diesen Weg erschließt die Ehe. Nicht mehr in ihrer natürlichen ir-
gendwo und irgendwann geschichtlich geprägten Daseinsform, sondcrn aus
ihrer ursprünglichen religiösen Krast gelebt, irn Glauben ge-
stiftet, vermag die Ehe die Familie zu erneuern: als Liebes- und Erziehungs-
gemeinschaft zweier Personen, im Geheimnis ihrer Zweisamkeit, kraft dessen
diese bciden, Mann und Frau, sich im Kern ihrer Exißenz einander auftun,
sich im gläubigen Vertrauen rückhaltlos begegnen und im tiefßen, sachlichsten
Sinne der Liebe für einander einstehen. Jhre grundstürzende Bedeutung als
Urzelle erneuerter Familie ruht darin, daß ihre religiös-sakramen-
talc Kraft sich jeht unmittelbar in die Welt hinein als Erneuerungs-
quelle erschließt; daß eine bisher natürliche Lebensform nunmehr „aus dem
Glauben" gelebt wird. Und also heißt „Familie", daß solche Ehe die Kinder
im echten Erziehungsakt in sich einbefaßt, daß somit das Verhältnis der Eltern
zu den Kindern in ansteigender Kurve selbst diese Form des personalen
Umfassens und dieser gläubig-schicksalhaften Erziehungsgemeinschaft annimmt
und wie dort in der echten Geschlechtsliebe fo hier schließlich in der Freund-
schaft gipfelk. Die Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau
aus dem Glauben gibk der Familie somit einen neuen Sinn: nicht
mehr die Ehe wird verschlungen von der Familie, sondern die Familie ist nun-
mehr erweiterte Wirkform der glaubensgegründeten Ehe, inmikken des Zer-
falles der alken natürlichen Familienordnung. Von der sakramentalen Ber-
wirklichung und Erschließung der Ehe, also von einer neuen Epoche religiös-
zcntrierter Welt-Wirksamkeit, hängt es ab, ob eine neue Form der „Fami-
lie" entsteheu und sich ausbreiten kann, in der das alke Patriarchat abgelöst
wird durch eine geist-leibliche Erziehungsgemeinschaft aus den Glaubens-
kräfken und aus der Struktur der Ehe: durch eine aus dem Glauben geborene
schöpferische Lebensbildungsform, in der die weltläufigen Gemeinschaftsten-
denzen der jungen Generakion wieder gesammelt und heimgeholt, bejaht und
entfaltet werden.

Formen der MuslkbetrachLung

Von Paul Friedrich Scherber

Der nachfolgende Aufsatz beingt die Überarbcitung eines Abschnitte»
auseinemaufderö. TagungdesHohenrodkerBundes (PfingsteniH??)
gehalrenen Reserak. Das Protokoll dieser Tagung erscheint dem-
nächst in Buchform im Verlag Silberburg, Stuttgark.

^HF^cr die Beiträge des lehken Fahrzehnts betrachtet, die sich mit der Ein-
^-^schäHung des zeikgenössischen Musikschaffens beschäftigen, die zur Frage
einer lebendigen Volksmusik heute Skellung nehmen, die die Erscheinungen
des Musiklebens mit mehr oder weniger Verständnis zur allgemeinen Kultur-
lagc in Beziehung zu seHen unternehmen, dem eröffnek sich etwa das folgende
Bild: die einen (meist mehr von der Mufik herkommend) weisen uns eine
krostlose Zerrüttung, einen bejammeruswertcn inneren Verfall nach, die andern

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