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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,2.1927

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Heft 12 (Septemberheft 1927)
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8882#0475

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Kind das natürliche Rechk des Kindes auf
krafkvolle Leitung durch den Erwachsenen
vertri'tt.Kabisch istBoluntarisk. Er will den
Menschen von seinem selbstischen Jch er-
lösen durch den Willen zur Tat und durch>
den Willen zum Leiden. Es liegt etwas
Herbes, Männliches, Asketisches über den
pädagogischen Ansichten dieses Mannes,
der in der rein menschlichen und christ-
lichen Gesinnung zugleich die wahrhaft
staatsbürgerliche erblickt. Wir brauchen
diesen Geist der Selbstüberwindung heute
mehr denn je und würden es für einen
Segen halten, wenn der Auszug aus dem
umfangreicheren Erziehungsbuch wirklich
zum vielgelesenenBeraterunserer deutschsn
Väter und Mükter werden könnte.

Jm März 1926 waren hundert Jahre seit
dem Erscheinen der Fröbelschen „Men-
schenerziehung" verflossen. Das
bedeutsame Werk hatte anfangs wenig
Verbreitung gefunden; denn sein Verfas-
ser mußte es im Selbstverlag erscheinen
lassen, und die ZeiL dieses eigenartigen
und genialen Vollenders der Pädagogik
Pestalozzis war noch nicht gekommen.
Erst die Vertreter der Kunsterziehung
entdeckten in Fröbel ihren pädagogischen
Propheten. Seitdem ist daS Jnteresse für
ihn von Jahr zu Jahr gewachsen. Äls
Zeichen derAnerkennung darf es auch gel-
ten, daß derVerlagReclamdie„Menschen-
erziehung" im vollständigen, unveränder-
ten Originaltext neu erscheinen läßt. Wir
glauben unsern Lesern einen Dienst zu
erweisen, wenn wir auf diese billige und
handliche Neuausgabe der Fröbelschen
Hauptschrift empfehlend hinweisen.

Unter dcn verschiedenen Neuausgaben
der Schriften Pestalozzis ist vor allem
auch zu nennen die von W. Sch 0 haus
herausgegebene Säkularausgabe: Pesta-
lozzis Werke (Leopold Kloh, Verlag
in Gotha). Die Sammlung ist dreibän-
dig und hat nur solche Werke aufgenom-
men, die heute noch lebendiges Jnteresse
wecken können. Der erste Band enthält
einen Artikel des HerausgeberS über Pe-
stalozzis Persönlichkeit, Leben und Wir-
ken. Den verschiedenen Schriften wur-
den leichtfaßliche Einleitungen voran-
gestellt. — Dem Pestalozzikenner bieten
die drei Bände nichts Neues. BesonderS
geeignet aber scheinen sie uns in ihrer
schmucken Ausstattung und handlichen
Kassette für die Schülerbibliotheken un-
serer Lehrerbildungsanstalten zu sein.
Dem pädagogischen Neuling bieten sie

in der Tat alles, was an Quellenstudium
und geeigneteu Hinweisen wünschenswert
und notwendig ist, um in Pestalozzis
Denken und Wirken einzuführen.

Als treffliches Hilfsmittel für den Ge-
schichtsunterricht kann das im Verlage
Quelle und Meyer, Leipzig, erschienene
Bilderwerk zur Geschichte, her-
auSgegeben von B. K u m st e l I e r u. a.,
bezeichnet werden. Das vorzüglich aus-
gestattete und preiswerte Buch bietet auf
Z12 Seiten /söo Abbildungen — Photo-
graphien, Stiche, Holzschnitte — und 3
farbige Tafeln als Anschauungsmaterial.
Das Bildmaterial ist in 26 m sich ge-
schlossene typische Gruppen, z. B- Bau-
ernkultur, Barock, Romantik und Bieder-
meier, Die soziale Frage, Der Weltkrieg
usw. gegliedert, und jeder Epoche ist ein
kurz erläuternder Tert vorangestellt. Auf
diese Weise soll das geschichtliche Leben
jedes ZeikraumS in seiner Kultureinheit
und charakteristischen Einmaligkeit auf den
verschiedenen Lebensgebieten des StaateS,
der Wirtschaft, der Technik, der Kunst,
der Erziehung und der Religion veran-
schaulicht werden. Der Weg, den die Her-
auSgeber hier einschlagen, ist keinesfalls
so neu, wie man anzunehmen scheint. Wir
sind der Ansicht, daß jeder tüchtige Ge-
schichtslehrer, der auf Anschaulichkeit hin-
arbeitete, sich eine derartige Bildersannn-
lung anlegen mußte, wenn er sich nicht
mit einem bloßen Wortunterricht begnü-
gen wollte. Das neue „Bilderwerk"
nimmt ihm ein Großteil dieser notwendi-
gen Arbeit ab. Darin liegt sein didakti-
scher Wert. Darüber hinaus kann es
jedem historisch interessierten Leser und
Betrachter zu einem Quell des Erkennens
und Genießens werden.

Ernst Weber

*

Marie Louise Enckendvrff,
Kindschaft zur Welt (Eugen Die-
derichs, Jena). Wenn wir je dem Kunst-
wart-Leser ein Buch ohne jede Einschrän-
kung empfehlen, „anS Herz legen" kön-
nen, so ist es dies wunderbar stille, an-
spruchslose, lautere und „wissende" Buch,
aus dem die Sonne Goethes, Jean Pauls,
des edelsten deutschen Geistes erleuchtend
und wärmend strahlt. Dies „Brevier für
Weltleute", wie man es nennen möchte,
durchschauk hellsichtig und tapfer die Ge-
genwart und wendet sich gegen alle Be-
helfe und Ausflüchte, gegen alle „Erleich-
terungen", die doch nur um den „Preis
 
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