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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,1.1927-1928

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Heft 1 (Oktoberheft 1927)
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Geleitwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.8883#0014

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XXXXI.

GeleitworL

Erklärungen zu Beginn eines neuen Jahrgangs laufen allzu leichk auf pro-
grammatische Versprechungen, auf eine Werbung um die Gunft des Publi-
kums hinaus und pflegen bei dem selbftändigen, kritifchen Leser mit Schen und
Mißtranen aufgenommen zu werden. Und dies mit Recht in einer Zeik, in
der die demagogifche Phrase, das verführerifche, unverlässige und unkreue
Wort eine unumfchränkte Herrfchaft zu genießen fcheint. Eine Zeitfchrift, die
Lebensrecht und -möglichkeit allein auf die gesinnungsmäßige Beziehung zwi-
fchen den Faktoren, die sie „machen", gründet: Leserfchaft, Mitarbeiter und
Schriftleitung — wird dagegen nur auf die taksächlich geleiftete Arbeit ver-
weisen können, ohne jemanden das Recht auf Kritik zu fchmälern, und in einem
Borwort nur um Geduld und Vertrauen bikken müssen. Um Geduld: da
einer fchnellebigen, gehetzten Zeit sich d-e leicht-fertigen Lösungen nnd falfchen
Synthesen am unwiderstehlichsten ausdrängen, während das Wesentliche, Echte
und Gültige, fchon weil es, um wachsen zu können, guke Weile nnd Stille
braucht, um so fchwerer gedeiht. Um Vertrauen: da dies Wesentliche nur
von der aufgefchlossenen und auffchließenden Begegnung lebk, ganz von der
Eintracht der Wenigen abhängt, auf die es indes immer und heute mehr
denn je allein ankommt. Aus diesem Grunde wissen wir, wenn die Sache
des Kunstwarts im lehten Zahr Laksächlich gesördert wurde, außer den alten
und neuen Mikarbeitern, die ihre Aufgabe als eine bindende, verpslichtende
betrachten, vor allem der Leserfchast sür ihre Mittätigkeit Dank, sosern sie
beftätigend, ernnmkernd, anregend oder durch ftillfchweigendes Verftändnis und
Einverftändnis den Fortbestand der ZeitfchrisL sicherte und ihre Neubelebung
ermöglichk hat. Dabei dürsen wir mit besonderer Freude seftftellen, daß es
geradc eine große Zahl älterer Freunde gewesen ist, die mik überrafchendeö
Teilnahme die Neugeftaltung des Kunftwarks verfolgke und unterstühke. Diese
Beteiligung gilt uns zugleich als die bündigste Dviderlegung jener Skeptiker,
die glaubten, von vorneherein bestreiten zu müssen, daß eine Erneuerung der
Zeitfchrift möglich sei, ohne dem Grundgedanken ihres Gründers nntrcu zu
wcrden. Sie ist uns ein lebendiges Zeugnis dasür, daß dieser Gedanke heuke
>o neu jst wie damals, als er laut wurde, nnd daß man jenen Pessimisten
gegenüber immer nur wieder fragen muß, wie cin Gedanke je Lotgesagt werden
könne, der eine Zeitfchrift in den Dienft am Lebcn und an der Lebensgestaltung
stellt. — Es ist heute nichk überslüssig, zu sagen, daß „Dienst am Leben nnd an der
Lebensgestalkung" nichk eine Erhöhung des Lebens über ven Geift bedeuten soll,
was einer Verkennung und Berkehrung der gefchöpflichen Rangordnung gleich-
käme — sondern Wiedergewinnung ihrer wirksamen Einheit, welche gerade
die Ilngestörtheit jener Ordnung vorausseht. Aber wenn wir uns auch lehten
Endes nur vor dem Geiste und sür ihn verantwortlich sühlen, dem Geiste

Oktoberheft 1927 (XXXXI, 1)

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